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Begehrte Bilder auf Beton: Der Mauerpark in Teltow schrumpft

Der bekannte Mauerpark auf einem Gelände in Teltow wird kleiner und könnte schon bald ganz verschwunden sein. Der Besitzer des Geländes will die Fläche am Kanal verpachten. Erste Ideen gibt es schon.

Teltow - In Teltow stehen die wohl letzten Überreste der Berliner Mauer, die nicht nur zu besichtigen, sondern auch noch zu erwerben sind. Auf einer freien Fläche, nahe dem neuen Hafenbecken am Teltowkanal hat der Besitzer, die Klösters Baustoffwerke, die Segmente vor einigen Jahren aufgestellt. Doch es werden weniger. Bald schon könnten sie zudem ganz verschwunden sein. Klösters plant, die Fläche zu verpachten und dementsprechend zu beräumen. Zwei Interessenten stehen nach Angaben des Immobilienvermittlers Sven Rhein bereits „in der Warteschleife“.

Zuletzt hatte Klösters noch vor, die Mauersegmente vor Ort in ein geplantes Projekt zu integrieren. Auf der etwa 5000 Quadratmeter großen Fläche zwischen Betonwerk und Marina-Areal hatten zwei Unternehmer eine Strandbar mit Volleyball- und Spielflächen, Sitz- und Liegeplätzen, Burger-Restaurant und Cocktailbar geplant. Mit den Mauerteilen hätte in Teltow nach dem Berliner Vorbild eine Art East Side Gallery entstehen können. Der Pachtvertrag war schon vorbereitet, erklärte Prost. Weil die Finanzierung nicht gesichert werden konnte, hätten beide ihre Idee aber wieder begraben müssen, hieß es.

Neue Konzepte noch geheim

Über die Konzepte der neuen Interessenten wollte Immobilienvermittler Rhein noch nicht sprechen. Es gäbe bereits einen Vertragsentwurf, doch sei der Inhalt noch nicht spruchreif, sagte er. Laut dem Bebauungsplan seien derzeit auf der Fläche geräuscharme Gewerbebetriebe, Lager- oder Büroräume wie auch Sportanlagen möglich, soweit sie dem Wassersport oder Tourismus dienen. „Damit ist auch der Rahmen für das gesetzt, was sich die Stadt an der Stelle vorstellen kann“, erläuterte Stadtsprecher Jürgen Stich auf Nachfrage.

Wie berichtet sucht die Stadt derzeit nach einem möglichen Betreiber für die Marina, die zur kommenden Saison eröffnen soll. Den Interessenten ist dabei freigestellt, auch die Fläche zu nutzen und zu entwickeln, die sich zwischen Hafenbecken und dem Grundstück mit den Mauerteilen befindet, das Klösters nun verpachten will. Die Stadt hatte diese von dem Bauunternehmen in Erbbaupacht übernommen und dort zuletzt ein Winterlager für Boote angedacht, möglich sei dort aber auch jedes andere maritime Gewerbe. Noch liefen die Gespräche, erklärte der Stadtsprecher. Der Zuschlag an einen der Bewerber werde voraussichtlich im Januar oder Februar nächsten Jahres erteilt. Klösters gehört darüber hinaus noch das sich im Weiteren anschließende Betonwerk, das derzeit vermietet ist. Der Eigentümer sei aber auch hier offen für Ideen, erklärte Geschäftsführer Prost.

Mauerblöcke für die ganze Welt

Auf der Fläche, die das Bauunternehmen nun zunächst verpachten will, sind von einst knapp 170 Mauerblöcken noch 40 verblieben. Komme es zum Pachtvertrag, werden sie vorübergehend noch etwas enger zusammengeschoben, so Prost. Viele der Betonteile fanden bereits den Weg in die weite Welt: Sie wurden nach Singapur und Südkorea verschifft, gelangten nach China, Belgien, Holland und Polen. Einige der drei Tonnen schweren Klötze blieben indes in der Region. Den kürzesten Weg hatten wohl jene, die gegenüber der Marina an der Teltower Badstraße stehen. Das allererste Mauerteil aus Klösters Besitz soll indes in einem Garten in Berlin-Steglitz gelandet sein. „Das hatte ein Ehepaar mitgenommen, welches sich zum Mauerfall kennengelernt hatte“, erzählt Prost. Auch für die übrigen Mauersegmente wünscht sich der Klösters-Geschäftsführer einen solchen Verbleib. „Am schönsten wäre es, wenn sie in der Welt ein Zeichen setzen“, sagt er. Ähnlich hatte sich das einst auch der Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin und frühere Teltower Linken-Politiker, Steffen Heller, vorgestellt. Allerdings vor Ort. Er hatte die Idee, mit den einzelnen Mauerteilen den ehemaligen Grenzverlauf in der Region nachzuzeichnen. Doch setzte sich diese in den Kommunen nicht durch.

Die Firma Klösters, die früher Misch- und Transportbetonanlagen betrieb, hatte die Mauerelemente zu Beginn der 1990er-Jahre aus der Konkursmasse der Nationalen Volksarmee geborgen. Während viele andere Segmente geschreddert wurden, dienten die Betonklötze, die das Unternehmen sich gesichert hatte, zunächst als Schüttgutboxen. Später, als das Geschäft mit dem Beton eingebrochen und dem Unternehmen zugehörige Betriebe geschlossen oder abgegeben worden waren, landeten die Mauerteile zuhauf auf dem Gelände des ehemaligen VEB Betonwerke am Teltowkanal. Irgendwann beim Rotwein sei ihm die Idee gekommen, die Mauerteile bemalen zu lassen, erinnert sich Elmar Prost. Künstler kamen und zeichneten bunte Bilder auf das triste Grau, kauften oder verkauften die 1,20 Meter breiten und 3,60 Meter hohen Mauerteile oder ließen sie mit ihrer Malerei auf dem Gelände zurück.

Die noch verbliebenen 40 Betonstelen sind inzwischen alle mit Nummern versehen und dokumentiert. Für gemeinnützige Zwecke würde der Klösters-Geschäftsführer die bemalten Artefakte kostenfrei abgeben, lediglich für kommerzielle Anliegen würden sie verkauft, sagt er. Dass er sie nicht loswerden könnte, darum sorgt sich Elmar Prost indes nicht. Vor allem im nächsten Jahr, wenn sich der Fall der Mauer zum 30. Mal jährt, rechnet er mit einer steigenden Nachfrage. Zudem sei das Interesse nicht nur bei Städten und Gemeinden, Botschaften und Sammlern groß, auch vor dreisten Langfingern habe der Besitzer sein Gut schon schützen müssen. So seien bereits mutmaßliche Diebe mit Lastern vorgefahren, sagt Prost. Der vor Ort implementierte Wachdienst habe einen Abtransport der begehrten Mauerteile aber noch verhindern können, erklärte er.

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