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Beelitzer Spargel: Heimischer Spargel trotz Saisonende?

Verein und Verbraucher wundern sich - und warnen vor Betrügern.

Beelitz/Berlin - Spargelfans reiben sich verwundert die Augen: Zwei Wochen nach Ernteende wird auf einigen Märkten im Land offenbar noch immer Spargel aus der Region angeboten. So verkaufte etwa auf einem Wochenmarkt in Berlin-Friedenau ein Werderaner Obstbauer dieser Tage noch das Edelgemüse, auch andernorts im Brandenburger Raum soll nach PNN-Informationen regionaler Spargel auch nach Ernteende noch über den Ladentisch gegangen sein.

Nach Angaben von Jürgen Jakobs, Chef des Beelitzer Spargelvereins, sei dies „äußerst ungewöhnlich“. Offiziell endet die Spargelernte am Johannistag, dem 24. Juni. Zwar könne es sein, dass auch darüber hinaus noch einige Tage länger Spargel gestochen wird, etwa wenn ein Bauer auf einem Feld in den Folgejahren keinen Spargel mehr ernten möchte. Inzwischen hätten seines Wissens aber alle Bauern der Region die Ernte eingestellt, so Jakobs. Möglich sei lediglich, dass es sich bei den verkauften Spargelchargen noch um Restmengen handelt, die nach Ernteende im Kühlfach zwischengelagert worden sind, sagte er.

Der Spargel benötigt die Zeit bis zum ersten Frost, um sich ausreichend zu erholen. Aus der Spargelstange entsteht ein kräftiger grüner Busch, das Spargelkraut. Die Pflanze sammelt Energie und lagert diese in den Wurzeln an. Aus diesen entwickeln sich schließlich neue Triebe.

Auch Matthias Mente, Vertriebsleiter der Spargel & Beerenfrüchte Beelitz Vertriebs GmbH, bestätigt das Ende der Saison. Auch die an seine Erzeugergenossenschaft gekoppelten Spargelbetriebe stechen seit Ende Juni nicht mehr, sagte er. Eine um 14 Tage verlängerte Saison, das komme auch ihm spanisch vor. Insbesondere bei freien Händlern sei es geboten, genauer hinzuschauen. Möglicherweise werde hier ausländische Ware als Beelitzer Spargel deklariert, sagt er.

Inzwischen gibt es das Edelgemüse fast das gesamte Jahr. Nach dem Freilandspargel der Region komme spätestens im Oktober Spargel von der Südhalbkugel in den Handel, etwa aus Peru, bevor sich nahezu nahtlos im Februar/März das erste Gemüse aus beheiztem Anbau aus Holland anschließt, erklärte Jakobs.

Aufgrund des langen Winters mussten hierzulande Freunde des Edelgemüses trotz Folien etwas länger auf den Saisonstart warten. Begann die Ernte im Vorjahr schon im März, dauerte es in diesem bis Anfang April. Dafür fiel die Ernte wegen des anhaltend warmen Wetters jedoch besonders üppig aus. Teilweise hatten die Bauern mangels Personal Probleme, die großen Mengen vom Feld zu holen (PNN berichteten). Nach Angaben des Vorsitzenden des Beelitzer Spargelvereins würden einige Landwirte bereits überlegen, künftig weniger Spargel anzubauen und Teile ihrer Flächen stillzulegen.

Auch der Spargelhof Buschmann & Winkelmann in Klaistow, mit rund 800 Hektar Anbaufläche einer der größten Spargelbauern der Region, denke perspektivisch darüber nach, so Pressesprecherin Maika Ziehl. Für das nächste Jahr plane das Unternehmen aber weiter wie bisher mit den vorhandenen Flächen, sagte sie. Auch in Klaistow seien die Erntehelfer längst abgereist, die Spargelernte beendet. Woher das noch angebotene Gemüse komme, könne auch sie nicht sagen. „Wir stecken schon voll in den Heidelbeeren“, meinte Ziehl. Trotz der langen Dürreperiode, die der Betrieb dank eigener Bewässerungsanlage gut überstanden habe, erwarte das Unternehmen auf seinen rund 150 Hektar Anbaufläche auch hier „eine gute Ernte“, sagte sie. 

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