zum Hauptinhalt

Beelitz: Rätsel um tödlichen Unfall an Mischmaschine

Vor sechs Wochen kam ein 47-jähriger Mittelmärker bei einem Arbeitsunfall in einem Beelitz Betrieb ums Leben. Es ist aber immer noch unklar, wie es dazu kommen konnte.

Beelitz – Auch sechs Wochen nach dem Tod eines Mitarbeiters in einem Beelitzer Futtermittelbetrieb ist die Ursache noch völlig unklar. Jetzt soll ein Gutachten Aufschluss darüber bringen, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die Staatsanwaltschaft hat ein technisches Gutachten in Auftrag gegeben, um den genauen Hergang des Unglücks zu klären. Nach Auskunft des Sprechers der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Benedikt Welfens, könnte die Gutachtenerstellung aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Erst mit der Bewertung könne genauer gesagt werden, ob und wo Fehler gemacht worden seien, so Welfens. Ermittlungen, etwa gegen den Geschäftsführer des Betriebes, gebe es derzeit nicht.

Wie berichtet war am 11. April ein 47-jähriger Mann kurz nach Schichtbeginn in der Zweigniederlassung des niederländischen Futtermittelherstellers ForFarmers in eine Futtermittel-Mischanlage geraten und noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen erlegen.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatte sich der Unfall etwa 20 Minuten nach Beginn der Frühschicht ereignet, sagte Marina Ringel, Sprecherin des Brandenburger Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit, den PNN. Etwa zwei Stunden später, um 7.45 Uhr, sei das Landesamt für Arbeitsschutz von der Polizei über den Vorfall informiert worden. Das Amt entsandte zwei Außendienstmitarbeiter nach Beelitz, die vor Ort gemeinsam mit den Polizisten den Unfallhergang untersuchten. Optisch sei die Ursache des Unglücks jedoch nicht erkennbar gewesen, so Ringel.

Vermutlich wollte der Mann eine Störung an der Maschine beheben

Nach Angaben des Geschäftsführers des in den Niederlanden beheimateten Unternehmens, Gijsbert von Winkoop, habe der Mitarbeiter vermutlich eine Störung an der Maschine beheben wollen. Möglicherweise erfolgte dies bei laufendem Betrieb, so Staatsanwaltschafts-Sprecher Welfens.

Laut Unfallstatistik des Landesamtes für Arbeitsschutz stellen Unfälle bei Reparatur- und Reinigungsarbeiten einen Schwerpunkt dar. Dabei komme es häufiger vor, dass diese Tätigkeiten entgegen der Betriebsanweisung an laufenden Anlagen vorgenommen würden und die Beschäftigten dabei schwere Verletzungen an Händen, Armen und Füßen erlitten, so Ministeriumssprecherin Ringel.

Nach Angaben des Landesamtes für Arbeitsschutz ist die Zahl der Arbeitsunfälle insgesamt aber rückläufig. Im Jahr 2014 waren im Land Brandenburg acht Menschen bei der Arbeit tödlich verunglückt, im vergangenen Jahr fünf – drei durch Abstürze auf Baustellen, zwei bei Wartungs- und Reparaturarbeiten.

Der Mitarbeiter galt als besonnen und erfahren

Die Familie des Verunglückten kann sich indes nicht vorstellen, dass der Mittelmärker durch eigenes Verschulden in die Maschine geraten ist, in der Rohfutter für Schweine mit Mineralien und Vitaminen gemischt wird. Der 47-Jährige sei seit vielen Jahren in dem Betrieb beschäftigt gewesen und habe als besonnen und erfahren gegolten. Er hatte die Schicht um 5.30 Uhr mit zwei Kollegen begonnen, zum Zeitpunkt des Unglücks war er aber offenbar allein. „Es muss ein technischer Defekt gewesen sein“, sagte seine Tochter den PNN. Sie beklagt, nicht ausreichend über den Unfall informiert worden zu sein. Vieles hätten die Hinterbliebenen erst aus der Presse erfahren. ForFarmers-Geschäftführer Gijsbert van Winkoop war noch am Unglücktstag zur Familie gefahren und hatte sein Beileid überbracht. Auch die gesamte Belegschaft des Betriebes hatte bestürzt auf das Unglück reagiert. Im Dezember 2015 war eine polnische Reinigungskraft in einem Glindower Betrieb in eine Apfelsortiermaschine geraten und hatte eine Hand und Teile des Unterarms verloren. In diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false