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Im Juli soll die Sanierung der Kirche in Schäpe abgeschlossen sein.

© E. Bellin

Beelitz: Kino und Konzerte in der Schäper Schinkelkirche

Nicht mehr nur Gottesdienste: Die Schäper Kirche soll ein geistliches, aber auch ein gesellschaftliches Zentrum im Dorf werden.

Von Enrico Bellin

Schäpe - Ein Beamer auf der Kirchenempore und eine große Leinwand vor dem Altar: In der historischen Schinkelkirche des Dorfs Schäpe soll es ab Sommer nicht mehr nur Gottesdienste geben, sondern auch Kinovorführungen und Konzerte. Nach Plänen des Fördervereins „Schinkel-Kirche Schäpe“ und der Stadt Beelitz, zu der Schäpe gehört, entsteht dort ein Begegnungszentrum. „Neben Filmvorführungen und Konzerten soll es dort unter anderem Fortbildungen geben“, sagt Axel Grüsner, zweiter Vorsitzender des Vereins. Auch Ausstellungen sind im Gotteshaus geplant.

Schäper Kirche nach Plänen Schinkels errichtet

Derzeit wird der Innenraum der 1827 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichteten Kirche saniert. „Die Kirchenempore wird verglast, so entsteht ein beheizbarer Raum für etwa 20 Menschen“, sagt Architekt Jürgen Götz. In die Glaswand werden Fenster eingebaut, damit die 172 Schäper auch weiterhin von der Empore aus den Pfarrer hören können.

Ende Juli soll der erste Gottesdienst nach der Sanierung stattfinden. Bis dahin werden etwa 900 000 Euro in die Sanierung fließen, die in fünf Bauabschnitten seit 2001 läuft. Der jetzige letzte Abschnitt mit der Sanierung des Innenraumes und der Fassade des Glockenturmes ist mit Abstand der teuerste – knapp 600 000 Euro hat die Stadt Beelitz dafür 2018/19 im Haushalt, wie Bürgermeister Bernhard Knuth sagt. „Wir wollen dieses Geld investieren, um ehrfurchtsvoll mit unserem Erbe umzugehen“, so Knuth. Die Kirche soll Gäste anhalten, länger im Ort zu bleiben – zum Beispiel nach einem Besuch des gegenüberliegenden Spargelhofs Jakobs. Ihr gegenüber gibt es bereits das Fünf-Minuten-Museum, in dem die Geschichte des Ortes in aller Kürze dargestellt wird. Zudem haben die Schäper einen Rundgang durch ihr Dorf beschildert.

Beelitz fungiert als Bauherr

Etwa drei Viertel der Sanierungskosten kann die Stadt nach Fertigstellung der Arbeiten vom Land größtenteils aus Geldern der Europäischen Union erstattet bekommen. Die Stadt Beelitz fungiert als Bauherr. Der Schinkelbau selbst ist aber im Besitz der evangelischen Kirche. Die hat für jeden Bauabschnitt 20 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Unter der Kirchenempore soll eine Teeküche eingebaut werden. Toiletten wird es in einem Extra-Häuschen geben, das an der Friedhofsmauer entstehen soll. Dort soll auch die Heizzentrale gebaut werden. Auch wenn derzeit noch nichts davon zu sehen ist, sollen die Arbeiten zum Eröffnungsgottesdienst Ende Juli abgeschlossen sein. Auf originalen Holzbänken kann man dann aber nur in der hintersten Reihe des Kirchenschiffes sitzen. Nur zwei der Bänke mit kleiner Zierleiste sollen eingebaut werden. Der Rest des Raumes soll bestuhlt werden können. Nur so ist der Innenraum Götz zufolge variabel genug, um verschiedene Veranstaltungsformate durchzuführen. Mindestens alle acht Meter soll es dazu im Boden eingelassene Steckdosen geben, um Technik zu betreiben.

Alle Säulen erhielten Jugendstil-Verzierung

Götz hofft auf Plusgrade, dann könnten noch im Februar die Malerarbeiten abgeschlossen werden, für die derzeit eine Rüstung mit Podesten bis knapp unter die Decke das Kirchenschiff ausfüllt. „Es wird wieder ein Fries als Übergang zwischen den Wänden und der Decke angebracht“, so Jürgen Götz. Auch erhielten wieder alle Säulen die nur noch an zwei Exemplaren erhaltene Jugendstil-Verzierung, die sich auch im Schäper Ortswappen wiederfindet und dem Architekten zufolge eine Rose darstellen könnte.

Am Glockenturm, der derzeit ebenfalls eingerüstet ist, ist die Fassade bereits in der typischen Form mit rechteckigen Mustern wieder hergestellt. Den gelben Anstrich, den die Kirche schon in den vergangenen Jahren  zurückerhalten hat, soll der Turm noch erhalten. Neben ihm strahlen auf dem Dach des Kirchenschiffes bereits zwei goldene Kreuze: „Die wurden angebracht, da das Kirchenschiff deutlich früher gebaut wurde als der Turm und durch sich durch die Kreuze deutlich gegenüber den Bauernhäusern hervorheben sollte“, so der Architekt. Auf den Turm wurde beim Bau aus Kostengründen verzichtet, erst 1864, also mehr als 30 Jahre nach der Kirchweihe, wurde der Glockenturm errichtet.

Bronzene Glocken als Blumenkübel benutzt

Vorher hingen die Glocken an einem Holzschauer – einem Gestell auf dem Friedhof, das wie berichtet 2016 rekonstruiert wurde. An ihm hängen seither die Bronzeglocken, die ursprünglich im Turm hingen und 1964 ersetzt wurden. Die bronzenen Glocken hatte man dann als Blumenkübel benutzt und so in den Boden eingegraben, dass nur der Rand hervorschaute. Erst bei der Renovierung ist ein Arbeiter mit dem Fuß gegen die vermeintlichen Kübel gestoßen und hat sich über den Klang gewundert. Daraufhin wurden sie ausgegraben, die Glocken kamen zum Vorschein.

Die wechselvolle Geschichte des Hauses soll auch nach seiner Renovierung erkennbar bleiben: So gab es einst, als der Turm noch nicht stand, einen Eingang an der Ostseite des Schiffes. Er ist zugemauert, an seiner Stelle ist aber der Granitsockel unterbrochen. Der Sockel selbst ist nicht verputzt, sodass der Bruch im Bau auch künftig sichtbar bleiben wird.

Vollständig in den Ursprungszustand soll die Kirche aber nicht versetzt werden: So wurde sie zum Ende des Zweiten Weltkrieges von Bomben getroffen, wobei ein Kirchenfenster zerstört wurde. Nach dem Krieg wurde es zugemauert und soll es auch bleiben. Die restlichen Fenster sollen allerdings durch historisch genaue Exemplare ersetzt werden, den aktuellen fehlen dazu einige Holzstreben.

Offene Fragen

Trotz der schon laufenden Sanierung gibt es noch offene Fragen: So ist das Denkmalschutzamt zwar mit der Verglasung der Empore einverstanden. Doch den Pläne von Jürgen Götz zur Umgestaltung des Aufgangs dorthin steht es skeptisch gegenüber: Götz will die schmale Holzstiege durch eine Treppe mit einer Plattform in der Mitte ersetzen, die es auch älteren Menschen erleichtern soll, die Stufen zu erklimmen. Bürgermeister Knuth wolle sich nun für diese Variante einsetzen, sagt er.

Und noch einen weiteren Schatz gibt es in der Schinkelkirche zu heben: Während viele Kirchen in der DDR gemauerte Kanzeln erhalten haben, sind in Schäpe noch die Holzkanzel und der Altar erhalten. Allerdings ist ihre frühere Verzierung nur noch an wenigen Stellen zu erahnen. „Die wieder herzurichten, würde noch einmal 20 000 bis 25 000 Euro kosten“, so der Architekt. Ob die Arbeiten bis zur geplanten Eröffnung im Juli abgeschlossen sein werden, sei daher fraglich.

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