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Unter der Eisenbahnbrücke bei Seddin wird am letzten Abschnitt der A10 gebaut.

© Lutz Hannemann

Baustellen in der Mittelmark: Arbeiten laufen planmäßig weiter

Trotz der Coronakrise liegen die Arbeiten an Straßen und Häusern in der Mittelmark im Plan. Auf manchen Baustellen fehlen allerdings Arbeitskräfte.

Von Enrico Bellin

Auf den mittelmärkischen Baustellen hat das Coronavirus bisher noch kaum für Einschränkungen gesorgt. Auf der mit Abstand größten Baustelle, dem Ausbau der A10 bei Michendorf auf vier Spuren pro Richtung, läuft der Betrieb ohne Einschränkungen. „Aktuell läuft das Bauvorhaben planmäßig weiter. Allerdings wird die Lage auf der Baustelle täglich neu bewertet“, sagt Lutz Günther, Sprecher der bundeseigenen Planungsgesellschaft Deges, die die Arbeiten koordiniert. Aktuell wird wie berichtet der Abschnitt unter der Eisenbahnbrücke bei Seddin verbreitert, es ist der letzte Teil der Arbeiten. „Ziel ist weiterhin die Fertigstellung des Gesamtprojekts im Sommer“, so Günther. Der Ausbau kostet rund 150 Millionen Euro.

Auch an den Landesstraßen wird nach Plan gearbeitet, sagt Frank Schmidt, Chefplaner des Landesstraßenbetriebes, den PNN. „Derzeit liegen unsere Projekte alle im Zeitplan, die Arbeiter sind ja auch an der frischen Luft“, so Schmidt. Die größte Baustelle ist die Erneuerung der Nuthestraßenhochbrücke in Potsdam. Auch in der Mittelmark sehen zahlreiche Arbeiten an: So soll voraussichtlich noch im April der Ausbau der Landesstraße zwischen Glindow und Klaistow beginnen, parallel wird ein Radweg gebaut. Der zweite Bauabschnitt der L77 neu in Stahnsdorf soll bis Mai fertig werden. Zu Änderungen auf der Baustelle, etwa Abstandsregeln in den Containern, konnte er keine Aussage treffen. Das sei Sache der Unternehmen.

Unternehmen reagieren auf die Krise

Und die richten sich auf den Baustellen auf die Situation ein, wie Bonava-Sprecherin Katja Kargert den PNN beschreibt. Das Unternehmen errichtet Wohngebiete unter anderem in Werder (Havel) und Stahnsdorf. Arbeiten und Pausen würden so organisiert, dass möglichst wenige Menschen zusammentreffen. „Das schaffen wir zum Beispiel durch versetzte Pausenzeiten, versetzte Umziehzeiten oder indem die Kollegen sich schon zu Hause umziehen. Auch die sonst üblichen Fahrgemeinschaften zur Baustelle mit mehreren Kollegen in einem Auto gibt es so nicht mehr“, so Kargert. Baubesprechungen würden nicht mehr im Bürocontainer, sondern mit genügend Abstand unter freiem Himmel stattfinden. Die Regeln der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft und des Robert Koch Institutes würden eingehalten.

Zu Verzögerungen auf den Baustellen ist es Kargert zufolge durch das Virus noch nicht gekommen. Um wirtschaftliche Folgen für die Bonava und die Wohnungswirtschaft im Allgemeinen einzuschätzen, sei es derzeit aber noch zu früh.

Laut Rudi Wiggert von der Gewerkschaft IG Bau Mark Brandenburg zeige sich die Bauwirtschaft „bislang insgesamt deutlich immuner gegen die Krise als viele andere Branchen.“ 3020 Beschäftigte arbeiten im Landkreis im Baugewerbe. Für sie sei die Arbeit derzeit deutlich schwerer, da man eigentlich eng zusammenarbeiten müsse. Arbeitsabläufe müssten daher verändert werden. „Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss unbedingt eingehalten werden – besser ist eine ganze Zollstocklänge: also zwei Meter“, so Wiggert. Sollte das bei speziellen Arbeiten nicht gehen, müsse der Chef spätestens dann auch Masken und Schutzhandschuhe bereitstellen.

Keine Fahrgemeinschaften, kein Gedränge in den Baucontainern

Auch beim Hantieren mit schweren Bauteilen, etwa im Kampa-Werk in Neu Plötzin, heißt es jetzt: Abstand halten. Dort entstehen Zimmerdecken und Hausdächer für Fertighäuser, 30 Beschäftigte hat das Werk. „Wo es irgend möglich ist, wird auch in der Produktion Abstand gewahrt“, sagt Irene Hübner, Geschäftsführerin der Kampa-Tochter Architektur in Holz, den PNN. Zeitverzögerungen gebe es auch auf den Kampa-Baustellen nicht. Auch dort werde aber darauf geachtet, dass Mitarbeiter nicht mehr in Fahrgemeinschaften unterwegs sind und auch in den Baucontainern kein Gedränge entsteht.

Jedoch steht der Konzern seit Freitag vor anderen Problemen: An der Fertigungsstelle Freiwalde (Dahme-Spreewald) würden 35 Mitarbeiter, ein Drittel der Belegschaft, aus Polen zur Arbeit pendeln. Seit Freitag um Mitternacht geht das nicht mehr, die Grenzen sind zu. Zwar hat die Landesregierung pauschal jedem polnischen Pendler 65 Euro am Tag zugesichert, damit er sich etwa ein Hotelzimmer nehmen kann. Familienmitglieder erhalten noch einmal 20 Euro täglich. Ob das die Mitarbeiter halten kann, sei aber fraglich. Hübner zufolge müsse nun schauen, wie man das kompensieren kann – was nicht einfach sei in einer Lage, wo durch fehlende Kinderbetreuung ohnehin jeden Morgen geschaut werden müsse, wer tatsächlich zur Arbeit kommt.

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