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Baustelle in Stahnsdorf: Gewerbetreibende an der Ruhlsdorfer Straße schlagen Alarm

Ab Spätherbst wird die Ruhlsdorfer Straße in Stahnsdorf gesperrt. Gewerbetreibende befürchten schwere Einbußen.

Stahnsdorf - Schon jetzt ächzen die Stahnsdorfer unter dem Ausbau der Potsdamer Allee, der seit einer Woche regelmäßig für Stau im Ort sorgt. Bald kommt eine weitere Baustelle hinzu: Die Ruhlsdorfer Straße, die als „L77 neu“ komplett erneuert wird, um an die L40 angebunden zu werden. Ab dem Spätherbst wird die Straße zwischen Mühlenstraße und Quermathe auf beiden Seiten gesperrt und abgerissen. Voraussichtlich fünf Monate sollen die Bauarbeiten dauern, teilte Frank Schmidt vom Landesbetrieb Straßenwesen auf Nachfrage der PNN mit.

Zuvor wird bereits ab Ende Juli der Abschnitt zwischen Stahnsdorfer Hof und Mühlenstraße zur Einbahnstraße Richtung Teltow erklärt, um die hochfrequentierte Kreuzung am Stahnsdorfer Hof zu entlasten.

Die Baustelle ruft Protest bei den Stahnsdorfer Gewerbetreibenden hervor, die schon jetzt über die Einschränkungen durch die Sperrung der Potsdamer Allee klagen: „Stahnsdorf versinkt im Verkehrschaos – einige unserer Mitglieder haben derzeit Umsatzeinbußen von 20 Prozent und mehr“, sagt Georg Lehrmann, Vorsitzender des regionalen Gewerbevereins Stahnsdorf-Kleinmachnow-Teltow, der rund 80 Gewerbetreibende vertritt. „Wir werden mit Einbußen rechnen müssen. Vor allem für einige kleine Einzelhändler wird die ganze Situation tödlich sein“, befürchtet Lehrmann.

„Kleine Betriebe, die auf Laufpublikum angewiesen sind, wird es hart treffen“

Als besonders betroffen nennt Lehrmann beispielsweise die Bäke Apotheke, das Modehaus Halberstadt oder Hein Berufsbekleidung, alle mit Sitz in der Potsdamer Allee. „Wenn die Kunden nicht zu ihnen kommen, haben die keine Chance“, sagt Lehrmann. „Vor allem kleine Betriebe, die auf Laufpublikum angewiesen sind, wird es hart treffen.“

Wenn die Ruhlsdorfer Straße gesperrt wird, falle ein wichtiger Zufahrtsweg aus Richtung Teltow weg, umgekehrt seien die Gewerbetreibenden auf der anderen Seite – zwischen Quermathe und Schenkendorfer Weg – nur noch von Ruhlsdorf oder Kleinmachnow aus zu erreichen, darunter der Baumarkt Toom und der Großhändler Selgros. „Auch das Briefzentrum Stahnsdorf wird sich neue Wege suchen müssen“, befürchtet Lehrmann. „Das wird für mehr Verkehr in den Wohngebieten sorgen.“ Ein Teil des Verkehrs werde sich vermutlich auf die Iserstraße verlagern, die jetzt schon stark befahren ist. „Die werden sich bedanken“, sagt Lehrmann.

Schwierig wird es vor allem für jene Betriebe, die sich genau auf dem betroffenen Bauabschnitt der Ruhlsdorfer Straße befinden. Dazu gehören die Osteria Ballerino, das Fitnessstudio FIT 2000 oder der Industrieanlagenhersteller Endress und Hauser, der sich erst kürzlich eine neue Zufahrt zur Ruhlsdorfer Straße hatte bauen lassen: „Die wird ihnen jetzt gleich wieder gesperrt“, sagt Lehrmann. Auch ohne die Sperrung der Ruhlsdorfer Straße sei die Situation schon jetzt dramatisch, sagt Manuela Walther: „Uns bricht gerade die Hälfte der Kunden weg“, sagt die Leiterin der Bäke Apotheke, die sich zusammen mit mehreren Arztpraxen in einem Ärztehaus befindet. „Viele Patienten und Kunden werden wohl nach Teltow oder Kleinmachnow abwandern, weil sie uns kaum noch erreichen können“, sagt Walther.

Baugrube statt provisorischer Auffahrt

Derzeit sind Ärztehaus und Apotheke zwar noch über die Wannseestraße auf der anderen Seite der Potsdamer Allee zu erreichen, allerdings gibt es bislang keine richtige Auffahrt auf das Gelände: „Uns wurde eine provisorische Auffahrt versprochen, aber bisher ist da nur eine Baugrube, wo die Kunden durchfahren müssen“, sagt Walther, die in Eigeninitiative Schilder aufhängte, um Kunden und Patienten durch die Baustelle zu lotsen. Von der Gemeinde hätte sie sich hier mehr Unterstützung gewünscht, die habe aber nur ein winziges, kaum sichtbares Schild aufgehängt.

Auch Lehrmann fordert von der Gemeinde mehr Unterstützung für die Gewerbetreibenden, damit diese ihre Kunden besser über Einschränkungen und Anfahrtswege informieren könnten. Zur Verkehrsleitung selber könne er keine Alternative vorschlagen: „Über die Verengung der Potsdamer Allee kann man sich streiten, aber die Erneuerung der Ruhlsdorfer Straße ist sicherlich sinnvoll.“ Er kritisiere aber die schlechte Zeitplanung: „Das Infrastrukturministerium hat den öffentlichen Straßenbau jahrelang vernachlässigt und nun wird alles auf einmal gemacht.“

Die Situation wäre laut Lehrmann wesentlich entspannter, wenn die Biomalzspange schon fertig wäre, die das Gewerbegebiet von Teltow bis Stahnsdorf an das Spangensystem anbinden soll. Aber sowohl Biomalzspange als auch die neue Landesstraße L77 befinden sich derzeit ebenfalls in Bau und werden wohl erst dann fertig sein, wenn auch Potsdamer Allee und Ruhlsdorfer Straße erneuert wurden. Die Gemeinde verspricht sich von all diesen Baumaßnahmen positive Veränderungen für Stahnsdorf. „Ich hoffe nur, dass die Gewerbetreibenden diese Veränderungen noch erleben werden“, sagt Lehrmann.

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