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Baumwipfelpfad in den Beelitzer Heilstätten: Wo es hoch hergeht

Seit einem Jahr ist der Baumwipfelpfad in den Beelitzer Heilstätten geöffnet, etwa 185.000 Besucher kamen seither. Es gibt nun weitere Pläne für das Areal.

Von Enrico Bellin

Beelitz - Dichtes Gewimmel herrscht auf dem Weg zum Baumwipfelpfad in den Beelitzer Heilstätten schon am gestrigen Freitagvormittag. Trotzdem die Sommerferien vorbei sind, ist das Drehkreuz am Eingang ständig in Bewegung, Stau gibt es aber nicht. „Wir sind mit diesem September sehr zufrieden“, sagt Geschäftsführerin Beate Hoffmann. Allein am Freitag gab es acht Führungen angemeldeter Gruppen auf dem Gelände. „Inzwischen haben auch die Behörden in Berlin von uns erfahren und kommen schrittweise mit der ganzen Belegschaft hierher“, so Hoffmann.

Seit genau einem Jahr ist der Baumwipfelpfad jetzt geöffnet, etwa 185 000 Besucher sind der Geschäftsführerin zufolge seither über die Dächer der früheren Lungenheilanstalt gelaufen. Das einst ausgegebene Ziel von 200 000 Besuchern wurde so beinahe schon im ersten Jahr erreicht.

Bald soll ein Barfußpfad entstehen

Und die Zahlen sollen weiter steigen. Inzwischen wurde der Bauantrag für den geplanten Barfußpfad gestellt, der auf dem Areal hinter dem Baumwipfelpfad – zwischen dem großen Chirurgiegebäude und der bewaldeten Ruine – entstehen soll. Ein privater Betreiber will für eine halbe Million Euro einen Park mit 60 Stationen einrichten, auf denen man beispielsweise über Kieselsteine oder Glas läuft oder durch das Abtasten von Rinde Baumarten erkennen soll. Wenn die Genehmigungen nicht zu lange auf sich warten lassen, könne der Pfad Beate Hoffmann zufolge im Frühjahr eröffnet werden. Auch einen Spielplatz und einen Imbiss soll es dort geben.

Die Gastronomie ist noch das Sorgenkind im Park: Viermal hat bisher der Betreiber des Cafés am Aussichtsturm gewechselt. Für die Anbieter sei es schwierig, auf die unterschiedlichen Situationen zu reagieren – so sind etwa bei schlechtem Wetter zum Teil nur rund 100 Besucher täglich im Park, bei gutem am Wochenende mehrere Tausend. Neben dem Café ist inzwischen aber auch ein Biergarten in den Liegehallen am Eingang des Pfades eröffnet, wo es am Wochenende oder bei vielen Gruppenanmeldungen auch in der Woche Eis und Getränke gibt.

Fertig ist auch das neue Waldklassenzimmer: Mehrere Bänke, die in einer kleinen Schlucht direkt hinter der bewaldeten Ruine der einstigen Frauenheilanstalt als Rondell gestellt sind. Dort können Beate Hoffmann zufolge etwa Lehrer mit Schulklassen Platz nehmen und Naturkundeunterricht erteilen.

Rilke zwischen den Ruinen

Am 2. Oktober soll man an diesem Ort auch einem Hörbuch mit Rainer Maria Rilkes Gedichten lauschen können: Zum ersten „Baum und Zeit Abendzauber“ wird der Baumwipfelpfad, der sonst nur bis 19 Uhr geöffnet ist, auch abends Besucher empfangen. „Es wird ein Buffet auf und unter dem Pfad geben, dazu Beleuchtung, Musik und mehrere Darsteller“, sagt die Geschäftsführerin. Bis 16 Uhr wird der Pfad normal geöffnet sein, nach kurzer Umbaupause sollen die Abendgäste ab 17.30 Uhr eingelassen werden. Die Karten kosten 30 Euro, für Kinder bis 13 Jahren die Hälfte. Die Besucherzahl wird auf 1000 begrenzt, Karten gibt es an allen Vorverkaufsstellen und auf der Internetseite.

Die Veranstaltung soll ein Test für die Vorweihnachtszeit sein. Nach zwei Wochen Schließpause im November, in denen etwa die Blätter beseitigt und kompostiert werden, soll der Pfad diesen Advent beleuchtet und auch am Abend geöffnet sein. Zudem soll es einen kleinen Weihnachtsmarkt geben. Im Vorjahr hätten die Besucherzahlen im Dezember zu wünschen übrig gelassen und erst zwischen Weihnachten und Silvester wieder angezogen, dem will man Hoffmann zufolge so entgegenwirken.

Eigenes Bier aus den Heilstätten

Im kommenden Jahr soll es dann in den Heilstätten hoch hergehen: Wie berichtet sollen Dächer und Fassaden der früheren Küche, der Wäscherei und der Chirurgie denkmalgerecht saniert werden. „In den kommenden Tagen treffen wir uns mit dem Ministerpräsidenten, um zu erörtern, welche Förderung dafür möglich ist“, sagt Beate Hoffmann. Bisher sind keine Fördermittel für den Baumwipfelpfad geflossen, eine private Investorengemeinschaft hat rund sieben Millionen Euro aus Eigenmitteln investiert. Nun hofft man, rechtzeitig Förderbescheide zu bekommen, um noch 2017 mit den Arbeiten an den Gebäuden beginnen zu können und 2018 die Häuser im Inneren fit zu machen, um etwa im früheren Küchengebäude eine Brauereigaststätte unterbringen zu können. Statt mit einer großen Brauerei zusammenzuarbeiten, soll dort eigenes Bier hergestellt werden, derzeit laufen Beate Hoffmann zufolge Gespräche mit Brauereimeistern.

Sollte es im kommenden Jahr zur Gebäudesanierung kommen, soll auch der Höhenpfad erweitert werden. Wie berichtet soll er vom Aussichtsturm bis zur Chirurgie verlängert werden, wo eine Aussichtsplattform entstehen soll. Neu sind die Pläne, dahin zwei Wege zu führen: Einen wie bisher barrierefrei für Rollstuhlfahrer geeignet und einen, auf dem Nervenkitzel aufkommen soll. Angedacht ist Hoffmann zufolge entweder eine größere Hängebrücke, die ordentlich wackelt, oder ein kleiner Holzsteg, der von Glasplatten umgeben ist – sodass man das Gefühl habe, durch die Luft zu laufen.

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