zum Hauptinhalt
Die Festmeile auf dem Baumblütenfest.

© Sebastian Gabsch PNN

Baumblütenfest-Absage: Festbetreiber ist von der Stadtverwaltung enttäuscht

Der bisherige Betreiber von Ostdeutschlands größtem Volksfest, die Wohlthat Entertainment GmbH, meldet sich am Mittwoch erstmals zu Wort und fühlt sich von der Stadtverwaltung nach der geplatzten Vergabe vor den Kopf gestoßen. 

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Nach der überraschenden Absage des Baumblütenfestes in Werder meldet sich erstmals der bisherige Betreiber, die Wohlthat Entertainment GmbH, zu Wort - mit zum Teil brisanten Details. In einer Pressemitteilung vom Mittwoch erklärte das Unternehmen mit Sitz in Berlin, dass die kürzlich veröffentlichten Darstellungen, ein "sehr einseitiges und teils realitätsfernes Bild der Umstände zeichnen, die zum Abbruch der Verhandlungen im Rahmen der Ausschreibung zur Neukonzeption des Baumblütenfestes geführt haben". Gemeint ist damit der interne Vergabevermerk zu der Ausschreibung für das Fest, der den PNN vorliegt. 

Unternehmer Rainer Wohlthat erklärt dazu, dass "weder inhaltliche oder konzeptionelle Sachverhalte, noch Versicherungssummen, die selbstverständlich vollumfänglich ausschreibungsgemäß bedient wurden" Grund für das Scheitern der Verhandlungen gewesen seien.

Stadt forderte Umkehr der bisherigen Rollen

Besonders die prominent geforderte Rückkehr zur Konzentration auf regionale Inhalte und die identitätsstiftende Präsentation traditioneller Aspekte seien "zentraler Dreh- und Angelpunkt" der vorgelegten Konzeption gewesen. Laut Wohlthat seien es vielmehr die Fragen nach der Risikoverteilung zwischen Stadt und seinem Unternehmen und den Rollen der Vertragspartner als Veranstalter und ausführende Agentur gewesen, in denen keine Einigung erzielt werden konnte.

Feiern in den Obstgärten. 
Feiern in den Obstgärten. 

© Sebastian Gabsch PNN

Das Problem: Die Stadt wollte in ihrer Ausschreibung erstmals eine Umkehr der bisherigen Rollen erreichen. Der Betreiber des Baumblütenfestes sollte demnach in Zukunft in der Rolle als Veranstalter das alleinige wirtschaftliche Risiko tragen sowie die damit verbundenen hoheitlichen Aufgaben übernehmen, die in der Regel nur eine öffentliche Verwaltung verantworten kann, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

Überrascht, dass zweite Verhandlungsrunde nicht stattfand

Aufgrund des "engen inhaltlichen und konzeptionellen Korsetts, in dem man sich als Agentur in der Bedienung der Ausschreibung bewegen musste, stellten wir diesen Punkt in der ersten Verhandlungsrunde offen und ehrlich zur Debatte, da dieser zu einer Vertiefung der Verhandlungen in Detailfragen einer Klärung bedurfte", schreibt das Unternehmen. 

Wohlthat erklärt, dass die Stadt zunächst Diskussionsbereitschaft signalisiert und die erste Verhandlunsrunde zur Vergabe unter der Prämisse vertagt habe, sich in der zweiten Runde hierzu weiter auseinanderzusetzen. "Die zweite Verhandlungsrunde wurde jedoch lediglich zur Bekanntgabe des Abbruchs der Ausschreibung genutzt. Zu keiner Zeit waren finanzielle Detailfragen oder Fragen zur inhaltlichen Umsetzung der von Wohlthat Entertainment vorgelegten Konzeption Bestandteil der Vergabeverhandlungen", so Wohlthat. 

Wohlthat ist von Stadt "menschlich enttäuscht"

"Diese Vorkommnisse haben uns von Wohlthat Entertainment nicht nur professionell verwundert, sondern auch menschlich enttäuscht", heißt es als Schlussfolgerung zu der geplatzten Vergabe. Es zeige sich, "dass die Last des politischen Drucks dazu geführt hat, einseitige Darstellungen zu veröffentlichen oder solche zu unterstützen, die in entscheidenden Punkten schlichtweg nicht der Wahrheit entsprechen".

Das Unternehmen kündigte an, weiterhin gesprächsbereit zu sein, wenn es um eine Fortführung des Festes gehe."Das Baumblütenfest ist größer als einzelne Personen oder Momentaufnahmen politischer Befindlichkeiten." Die Traditionsveranstaltung mit 140-jähriger Geschichte sei ein wesentlicher Bestandteil der Identität einer ganzen Region.

Die Stadt will sich zu der Pressemitteilung von Wohlthat nicht äußern, wie Stadtsprecher Henry Klix auf Nachfrage erklärte.  

Zur Startseite