zum Hauptinhalt

Bau der Ortumfahrung: Für weniger Stau in Stahnsdorf und Teltow

Der Bau der Biomalzspange hat begonnen. Die Ortsumfahrung soll lärmgeplagte Anwohner in Stahnsdorf und Teltow entlasten.

Von Eva Schmid

Teltow/Stahnsdorf - Weniger Lärm und Stau: Mit dem Bau von zwei zentralen Umgehungsstraßen sollen große Teile Stahnsdorfs und Teile Teltows vom Autoverkehr entlastet werden. Für die so genannte Biomalzspange, eine der beiden geplanten Ortsumgehungen, ist am Donnerstag der erste Spatenstich erfolgt.

Seit Jahren kämpft vor allem Stahnsdorf mit zunehmenden Verkehrsströmen, der Knotenpunkt am Stahnsdorfer Hof ist chronisch überlastet. Um den Großteil des Verkehrs nicht wie bisher über die Wilhelm-Külz-Straße und den Güterfelder Damm – Stahnsdorfs zentraler Ortsdurchfahrt – laufen zu lassen, sollen Autofahrer künftig über die Biomalzspange und die neue Landesstraße 77 einen schnelleren Anschluss an Potsdam und Schönefeld erhalten. Auch durch die Potsdamer Straße und Iserstraße in Teltow sowie durch Ruhlsdorf sollen künftig weniger Autos rollen.

Bereits seit Anfang der 90er-Jahre wird über diese Entlastung in der Region beraten. Jetzt sind Teltow und Stahnsdorf so weit und bauen zwischen ihren Gewerbegebieten eine rund 645 Meter lange Verbindung. Sie beginnt am Kreisverkehr Saganer Straße in Teltow, führt an der namensgebenden Teltower Biomalzfabrik vorbei (siehe Kasten) über die Stahnsdorfer Feuchtwiesen bis zur Quermathe. Auch kann über die Biomalzspange, die ebenfalls im Bau befindliche neue Landesstraße 77 (siehe Karte) schneller erreicht werden. Die wiederum führt direkt auf die Landesstraße 40. Aus Teltow und Stahnsdorf kommt man über die neuen Verbindungen dann auch schneller auf die A 115. Und: Stahnsdorf hat über die L 77n auch eine direkte Anbindung seines Gewerbegebiets an Potsdam und Schönefeld.

Ende Oktober diesen Jahres soll die Biomalzspange fertig sein. Der Bau der 7,50 Meter breiten Fahrbahn mit beidseitigem Fahrradschutzstreifen und Gehwegen wird rund 1,8 Millionen Euro kosten. Davon zahlt Teltow rund eine Million, die Straße verläuft auf 400 Metern auf Teltower Gebiet. Den Rest übernimmt Stahnsdorf. In den Kosten enthalten ist auch der Bau einer Lärmschutzwand. Sie soll vor allem Stahnsdorfer Anwohnern rund um die Hermannstraße entlasten. Die 120 Meter lange und vier Meter hohe Wand übersteige eigentlich die gesetzlich geforderten Maße, so Bürgermeister Bernd Albers (BfB) beim Spatenstich am Donnerstag. Auch Flüsterasphalt wird auf der neuen Straße zum Einsatz kommen. Die Kosten für den Anwohnerschutz trägt Stahnsdorf alleine. Ein von der Stahnsdorfer CDU ins Spiel gebrachtes nächtliches Tempolimit wird es nicht geben.

Dass die Kommunen und der Landesstraßenbetrieb beim Bau der zwei Ortsumfahrungen so aufs Tempo drücken – die Landesstraße 77n soll spätestens Ende des Jahres fertig werden – hat einen Grund: „Wenn die Rammrath-Brücke für bis zu zwei Jahre nicht befahrbar sein wird, dann werden wir diese Straßen dringend benötigen“, so Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD).

Wie berichtet sollen die Arbeiten an der von so genanntem Betonkrebs zerfressenen Brücke bereits ab 20. Juni, mit Beginn der Sommerferien, starten. Das Wasserstraßenneubauamt übernimmt im Auftrag des Bundes die bis zu vier Millionen teure Sanierung. Während Fußgänger den Übergang über eine Behelfsbrücke weiterhin nutzen können, werden Autofahrer über die Friedens- und Knesebeckbrücke umgeleitet. Die mit der Sanierung neu entstehenden Verkehrsströme werden in allen drei Nachbarkommunen mit großer Sorge betrachtet – vor allem Anwohner befürchten ein regelrechtes Verkehrschaos. Immerhin: Die Bauarbeiten an der Brücke sowie an den zwei Straßen würden sich nur wenige Monate überschneiden, betonte Schmidt am Donnerstag. Man hätte es geschafft, sich weitestgehend abzustimmen.

Beim Ausbau der Landesstraße 794, der Straße durch Ruhlsdorf, stimmt das Timing. Nachdem bereits die Ruhlsdorfer Straße, die Verlängerung der L 794, jüngst saniert wurde, soll nun auch der Rest ausgebaut werden. So plant der Landesbetrieb Straßenwesen die Fahrbahn auf 7,50 Meter zu erweitern. Links und rechts der Straße sollen erstmals Fußgänger- und Fahrradschutzstreifen entstehen. Los gehen soll es im Spätherbst dieses Jahres, und zwar dann wenn die zwei Ortsumgehungen fertiggestellt sind. Die wiederum werden dann als Umleitungsstrecke für die dann gesperrte L 794 genutzt. Rund anderthalb Jahre wird der Ausbau dauern.

Ein noch wunder Punkt an dem Vorhaben ist die Fällung von rund 50 alten Bäumen, die die Straße säumen. Frank Schmidt vom Landesbetrieb rechnet mit Protesten und betont, dass viele der Bäume nicht mehr standsicher seien.

Verjüngungskur aus der Biomalzfabrik

In Teltows Industriedenkmal, der Biomalzfabrik, werden noch heute Malzprodukte hergestellt, zum Beispiel in Form von Backmischungen. Erbaut wurde die Fabrik 1911 in der Iserstraße 8 -10. Gegründet hatte sie einst der in Berlin lebende Apotheker und Lebensmitteltechniker Myro Patermann. Er entwickelte 1906 ein aus natürlichen Rohstoffen bestehendes Stärkungsmittel für Schwangere, den so genannten Biomalzsaft. Es ist ein auf Gerste basierender Sirup, den auch stillende Mütter und Wöchnerinnen sowie Kindern als Nahrungsergänzung bekommen sollten. Myro Patermann ließ sich seine Rezeptur 1907 unter dem Namen „Biomalz“ patentieren. Als „Urquell aller Schönheit“ und Verjüngungskur bewarb Patermann seinen Malzextrakt aus angekeimter Gerste. Es sollte gegen Blutarmut, Bleichsucht und nervöse Beschwerden helfen. Zu kaufen war er in Apotheken, in Drogerien und Reformhäusern. Heute werden nur noch Teile der Teltower Fabrik für die Produktion genutzt. Kleinere Firmen und Künstler haben sich dort eingemietet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false