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Vor dem Bahnübergang an der Landesstraße bilden sich täglich lange Autoschlangen.

© Andreas Klaer

Bahntunnelbau in Werder (Havel): Tunnel-Streit: Werder appelliert an Ministerin

Werders Bürgermeisterin fordert in einem offenen Brief den Start der Detailplanung für den Bahntunnel noch in diesem Jahr. Doch der ist wohl nicht mehr möglich.

Werder (Havel) - Das Planfeststellungsverfahren für den Ersatz der Schranken in Werder (Havel) wird nicht mehr in diesem Jahr starten. Frank Schmidt, Chefplaner des Landesstraßenbetriebes, hat diesen Zeitraum am Dienstag gegenüber den PNN als „völlig unrealistisch“ bezeichnet. Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) drängt gegenüber Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) in einem den PNN vorliegenden offenen Brief jedoch auf den Beginn des Verfahrens Ende 2018.

Zusätzliche Züge verschlimmern die Situation

So schreibt Saß, dass es zwar begrüßenswert ist, wenn ab 2022 drei statt zwei Regionalexpresszüge stündlich pro Richtung durch Werder fahren. Aber: „Mit zusätzlichen Zügen wird die jetzt schon unzumutbare Situation nicht mehr tragfähig sein“, so die Bürgermeisterin. Schließlich seien die Schranken gerade zur Hauptverkehrszeit, wenn auch der Autoverkehr auf der Landesstraße zwischen Havelauen und Innenstadt besonders stark ist, lange geschlossen. „Deshalb möchte ich Sie darum bitten, die Zusage Ihres Ministeriums, in diesem Jahr mit dem Planfeststellungsverfahren für einen Tunnel zu beginnen, einzuhalten und die Glaubwürdigkeit der Landespolitik in Brandenburg nicht zu beschädigen“, so Saß. „Bitte lassen Sie nicht zu, dass die Verkehrssituation im Norden von Werder kollabiert!“

Bahntochter wolle kein Geld geben

Wie berichtet sind die Gespräche zwischen Bahn und Landesstraßenbetrieb zum Bau eines Tunnels für Autos und eines für Fußgänger und Radfahrer ins Stocken geraten, die Bahn will sich laut Straßenbetrieb nicht an der Finanzierung des Fußgängertunnels beteiligen. 
„So lange es keine Entscheidung von DB Station und Service zum Bau des zweiten Tunnels gibt oder eine andere Finanzierung gefunden ist, kann das Verfahren nicht starten“, erklärte Frank Schmidt. Der geplante Baustart im Jahr 2023 könnte aber womöglich eingehalten werden. „Das kommt darauf an, wie schnell das Planfeststellungsverfahren dann läuft“, so Schmidt. Die Unterlagen für den Bau des Autotunnels würden derzeit vorbereitet, mit der dafür zuständigen Bahntocher DB Netz liefen die Gespräche gut. Lediglich für den Fuß- und Radwegtunnel könne man nur Vorplanungen erstellen, da dessen Bau unsicher sei. Laut den 2017 vorgestellten Planungen sollte das insgesamt rund 20 Millionen Euro teure Projekt im Jahr 2025 fertig werden.

Die Bahntochter Station und Service hat wie berichtet Bedenken, die jetzige Bahnhofsunterführung durch den elf Meter entfernten Fuß- und Radwegtunnel zu ersetzen, der ebenfalls Zugänge zu den Bahnsteigen erhalten soll. Sie fürchtet Verschlechterungen für die Bahnfahrgäste, durch die längeren Fußwege könnten unter anderem zum Baumblütenfest mehr Menschen ins Gleisbett laufen. Zum aktuellen Verfahrensstand konnte sich die Bahn auf PNN-Anfrage nicht äußern.

Im Infrastrukturministerium war der Brief am Dienstag noch nicht angekommen, wie Sprecher Steffen Streu sagte. „Wir sind seit Längerem mit der Stadt im Gespräch zu dem Bahntunnel und auf einem guten Weg.“ Ob Ministerin Schneider sich wie von Manuela Saß im Brief vorgeschlagen vor Ort ein Bild von der Lage machen wird, blieb offen. 

Enrico Bellin

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