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Eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow nach Stahnsdorf wird wieder geprüft.

© PNN

Bahnhof in Stahnsdorf: Mit der S-Bahn ins Grüne

Stahnsdorf will Planung für Bahnhofsquartier starten. SPD-Vertreter zeigten vor Ort, wohin die Reise geht

Stahnsdorf - Es könnte ein lebendiges Quartier werden, zum Wohnen und Arbeiten, mit Sport und Kulturangeboten. Ein ganz neues Zentrum für Stahnsdorf. Die Gemeindevertreter sind sich einig wie nie, dass in der S-Bahn-Anbindung ein riesiges Potenzial für die Gemeinde schlummert. „Wir haben in Stahnsdorf etwas ganz Seltenes erreicht: dass wir uns einig sind“, sagte SPD-Ortschef Heinrich Plückelmann gestern bei einem Termin am künftigen Bahnhofsbauplatz.

Angeschoben durch die SPD wurde am Donnerstag einstimmig beschlossen, den S-Bahnhof, der noch ein Wunschtraum ist, inklusive Bahnhofsumfeld bauleitplanerisch vorzubereiten. Das Votum der Gemeindevertretung wurde gestern mit regionalen und überregionalen SPD-Granden am künftigen Schauplatz des Geschehens gebührend gewürdigt: Ein Tross von 20 Menschen, halb Presse, halb SPD, begab sich bei Nieselregen auf die unbebaute Brache, auf der, wenn alles nach Plan läuft, einmal das Leben toben soll. Ein Stationsschild aus Pappe wurde schon mal symbolisch aufgestellt, als regenfest erwies es sich – noch – nicht.

Wie berichtet prüft das brandenburgische Infrastrukturministerium derzeit, wie der Bahnverkehr zwischen Berlin und dem Umland besser organisiert werden kann, der S-Bahn-Ringschluss zwischen Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow und Wannsee ist eine der Optionen. Der Teltower SPD-Landtagsabgeordnete Sören Kosanke sieht gute Chancen, dass es im ersten Schritt zumindest eine Verlängerung bis Stahnsdorf geben kann. „Es ist das einzige der derzeit geprüften Projekte, bei dem nicht schon ein paralleler Schienenverkehr besteht“, so Kosanke.

Außerdem sei die Trasse, deren Troglage schon in den 1930er-Jahren vorbereitet wurde, durch Zufälle der Geschichte freigehalten worden, biete sich der Bereich des künftigen Stahnsdorfer S-Bahnhofs zur Reißbrettplanung für ein neues Quartier mit Geschosswohnungsbauten an und ließe sich mit der Anbindung das benachbarte Gewerbegebiet beleben. Das sei eine Chance für das ganze Land. „Wenn sich das Berliner Umland nicht stärker entwickelt, werden wir die Daseinsvorsorge in anderen Regionen nicht aufrechterhalten können“, so Kosanke.

Landrat Wolfgang Blasig (SPD) glaubt fest an die Chancen des Projektes: Wer auf Wachstum vertraut, sollte Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf unterstützen, statt „Geisterzüge in der Prignitz fahren zu lassen“. Blasig meint sogar, dass die jüngste Prognose der Bertelsmann-Stiftung für diese Region noch übertroffen werden wird, dass im Jahr 2030 85 000 Menschen hier leben werden. Gerade Stahnsdorf habe „deutliche Potenziale“, die mit dem S-Bahn-Anschluss gehoben werden könnten – mit der Chance, den Ort „zu zentrieren“. Blasig sprach von einer Ortsentwicklung, die verträglich, aber auf Wachstum ausgelegt ist“.

Zur Finanzierung der Verlängerung brachte die Potsdamer SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein die Botschaft mit, dass der Bund offen für eine Unterstützung sei. Anders sieht es mit der Unterhaltung aus. Der Schienenverkehr der Länder wird aus Regionalisierungsmitteln des Bundes finanziert, Brandenburg kann schon die vorhandenen, gerade im Speckgürtel nachgefragten Strecken kaum daraus finanzieren. Der Bundesrat fordert, die Regionalisierungsmittel von 7,4 auf 8,5 Milliarden Euro zu erhöhen und danach um 2,1 jährlich zu steigern. Wicklein sagte, dass sie sich mit dafür einsetze. Die Verhandlungen sind zuletzt allerdings ins Stocken geraten.

Die Stahnsdorfer SPD sieht den Ort derweil gut vorbereitet auf die Entwicklungen, die da kommen könnten. Der Beschluss der Gemeindevertreter sei ein Signal, sagte Plückelmann. Das Rathaus wurde beauftragt, die Anbindung des S-Bahnhofs und des Bahnhofsumfeldes an die Infrastruktur, das ganze städtebauliche Umfeld, vorzubereiten. Von einer gefächerten Verkehrsanbindung ist die Rede, die wohl auch die neue L77 und die Biomalzspange meint, von Park-and-ride- Stellplätzen, Radwegen und Angeboten zur E-Mobilität bis hin zu dreigeschossigen Sozialwohnungen und der baulichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Gewerbegebietes. Trotzdem soll Stahnsdorf noch ein „Ort im Grünen“ bleiben. Der Balanceakt soll mit städtebaulichen Wettbewerben gelingen. Henry Klix

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