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Bahnhof in Beelitz: Großer Bahnhof für den Bahnhof

Beelitz hat Bauantrag für Umbau und Sanierung gestellt. Für alle Bahnhofsflächen gibt es bereits Mieter

Von Enrico Bellin

Beelitz - Was sich Michendorf nicht traute, hat Beelitz schon vor Jahren getan: Die Stadt hat ihren Bahnhof gekauft. Nachdem die städtische Wohnungsbaugesellschaft schon mehrere Gebäude in der Innenstadt gekauft, saniert und vermietet hat, soll nun das leer stehende Bahnhofsgebäude hergerichtet werden. Im April hat das Rathaus den Bauantrag gestellt. „Wenn der genehmigt ist, werden wir die Bauausschreibung starten und im September mit den Arbeiten beginnen“, sagte Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) den PNN.

Das 1904 mit Klinkern und Fachwerk gebaute Haus soll originalgetreu restauriert werden. Im Erdgeschoss, wo es einst einen Imbiss gab, soll ein Restaurant mit Durchgang und Terrasse zum Bahnsteig hin eingerichtet werden. In die frühere Pakethalle, den rechten Bahnhofsteil, soll der "Tourismusverband Fläming e.V." einziehen, auch seine Räume sollen sowohl vom Bahnsteig als auch von der Straße aus erreichbar sein. Im Obergeschoss wird eine fast 200 Quadratmeter große Wohnung entstehen. „Wir werden den Mittelteil des Bahnhofes etwas erhöhen, damit die Wohnung im Obergeschoss durchgängig über die gesamte Gebäudelänge gebaut werden kann“, so der Bürgermeister.

2017 soll der Bahnhof fertig sein

Für alle Bahnhofsflächen gebe es bereits Mietinteressenten. Eine sechsköpfige Beelitzer Familie wird die Wohnung nutzen und auch des Restaurant betreiben, entsprechende Vorverträge sind bereits unterschrieben. Wenn alles klappt, soll Ende kommenden Jahres Einzug sein. „Spätestens zum Beginn der Spargelsaison 2017 soll der komplette Bahnhof fertig sein“, so Knuth.

Gekauft hat ihn die Stadt bereits im Jahr 2011 für etwa 34 000 Euro, nachdem sie das Potenzial des Standortes analysierte. Zum Vergleich: Für den Michendorfer Bahnhof will die Bahn fast 400 000 Euro. Einfach ist die Umnutzung nicht: Schon vor zwei Jahren wurde in Beelitz ein erster Bauantrag gestellt, der wurde jedoch abgelehnt. Erst im Juli vergangenen Jahres kam vom Eisenbahnbundesamt die für die Baugenehmigung nötige Freistellung von Bahnbetriebszwecken, also der Verzicht der Bahn auf die Nutzung des Hauses.

Seither wurde mit dem Tourismusverband, der derzeit in der Beelitzer Innenstadt sitzt, über Raumaufteilung und Konzepte diskutiert: Die große Pakethalle soll in kleinere Räume unterteilt werden. Nach den Verhandlungen mussten noch die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming als Verbandsträger zustimmen, weshalb bis zum Bauantrag ein Dreivierteljahr verging.

Knuth sieht den Bahnhof als Aushängeschild der Stadt und Entree für die womöglich 2019 in Beelitz stattfindende Landesgartenschau, mit dem Wasserturm befindet sich ein Hauptareal der geplanten Schau direkt auf der anderen Seite der Gleise. Derzeit wird der Bahnhof einer Studie des Landkreises zufolge täglich von 400 Menschen genutzt. Da die Stadt weiter wächst, werde auch die Nutzerzahl steigen. „Spätestens wenn die Züge von hier in die Potsdamer Innenstadt fahren, wird die Fahrgastzahl noch einmal einen Sprung machen“, so Knuth. Laut Plänen der Bahn soll das ab 2022 der Fall sein, zuvor muss noch eine Brücke wiedererrichtet werden (PNN berichteten).

Noch im nächsten Jahr über 250.000 Euro

Bis auf einen kleinen Tourismusstützpunkt, der zum Deutschen Wandertag 2012 errichtet wurde und als Bürgerarbeitsprojekt bis Ende vergangenen Jahres geöffnet war, steht das Bahnhofsgebäude seit Jahren leer. Im ehemaligen Imbiss hängen Lappen einer rosa Tapete mit chinesischen Motiven von der Wand, in der Wohnung darüber sind bis auf ein verfallenes Bad keine Nutzungsspuren mehr erkennbar. Nur die Fenster wurden teilweise bereits erneuert, ansonsten steht eine Generalüberholung des Gebäudes an. „Wir haben allein in diesem Jahr 627 500 Euro für den Bahnhof im Haushalt eingeplant“, so Knuth. Für das kommende Jahr stünden noch einmal 251 900 Euro bereit.

Begonnen werden soll im September mit der Dachsanierung, sodass im Winter die Innenräume umgestaltet werden können. Unter anderem sollen Toiletten eingebaut werden, die neben den Restaurantgästen auch normalen Reisenden zugänglich sein sollen. Vom mittleren Hauptportal aus soll es einen Zugang sowohl zum Restaurant als auch zum Tourismusverband geben.

Eine eigene Tourismusinformation für die Stadt soll es im Bahnhof zwar nicht geben. „Es wird allerdings Infomaterialien von uns beim Tourismusverband geben, zudem kennen sich dessen Mitarbeiter ja auch in Beelitz aus“, so Bernhard Knuth. Zurzeit gebe es Verhandlungen darüber, ob am Schalter des Tourismusverbandes auch Fahrscheine verkauft werden können. So würde der 111 Jahre alte Bahnhof seine ursprüngliche Funktion wiederbekommen.

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