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Autor aus Caputh fertigt besondere Biografien an: Das Leben der anderen – als Comic

Der Autor Lars Röper aus Caputh hält Lebensgeschichten ganz normaler Menschen in Biografien fest. Es wird eine einmalige Erinnerung, ist aber nicht ganz billig.

Schwielowsee - Es ist der spezielle Duft, der sich durch die Nase schlängelt oder der ganz eigene Geschmack, der sich auf der Zunge und dem Gaumen ausbreitet und – ganz unvermittelt – an eine Episode aus dem eigenen Leben erinnert. So schnell wie die Erinnerungen gekommen sind, so schnell verfliegen sie wieder. Lars Röper aus Caputh lebt von solchen Erinnerungen, den Erinnerungen anderer. Röper ist Biograf. „Eigentlich schon seit dem Studium“, sagt er. Schon damals habe er sich sehr für Erinnerungsformen und Erinnerungsarbeit interessiert.

Nach dem Diplom zum Kultur- und Sozialwissenschaftler arbeitete Röper als Autor, Journalist und war zehn Jahre lang Chef einer Stiftung. Die Literatur und das Schreiben ließen ihn aber nie richtig los. Irgendwann ermutigten ihn Freunde, sich als Biograf selbstständig zu machen. Keine leichte Aufgabe, schließlich ist Röper mittlerweile vierfacher Familienvater. Vor allem der Tod des eigenen Vaters beeinflusste ihn beim Entschluss zum Berufswechsel. Plötzlich fehlte nicht nur eine wichtige Bezugsperson in seinem Leben, es waren auch viele Erinnerungen verloren. Möglicherweise für immer.

Auch viele junge Leute wollen eine Biographie haben

Zu Lars Röper kommen keine Promis, um sich die Lebensgeschichte aufschreiben zu lassen. Zu Röper kommen ganz normale Menschen, die Frau von nebenan, der Onkel, die Oma. Oft geben die Kinder den Anstoß, dass sich die Mutter oder der Vater biografieren lassen. Die meisten fragen sich dann, warum gerade sie über ihr Leben schreiben lassen sollen. Erst später wird vielen bewusst, dass es darum geht, etwas Greifbares zu hinterlassen, für die Familie, die Enkelkinder oder die Verwandten.

Erstaunlicherweise gebe es auch viele junge Menschen, die eine eigene Biografie haben wollen, so Röper. Da gibt es den erfolgreichen Unternehmer, der ein dunkles Kapitel seines Lebens mithilfe der Biografie abschließen möchte. Und es kommen Kunden, die ihr Leben in Comicform verfasst sehen wollen. Röper bietet auch das: Gemeinsam mit der Grafik-Designerin und Illustratorin Ulrike Suckow schafft er es, Lebensabschnitte zu kleinen Comic-Kästen zu verdichten und die Biografien bunt einzufärben. Für solch eine Autobiografie hat sich bisher noch niemand entschieden, sie würde im Bücherregal aber ganz sicher herausstechen.

8000 Euro für eine gemalte Biografie

Bevor es aber zur Biografie kommt, die pauschal 8 000 Euro kostet, will Röper seinen Kunden kennenlernen. „Immerhin ist es eine intensive Zeit, wenn mir die Menschen ihre Geschichte erzählen“, so der Autor. Stimmt die Chemie zwischen beiden Parteien nicht, empfiehlt Röper einen anderen Schreiber. „Wer zu mir kommt, muss sich öffnen. Die Menschen, die sich entscheiden, dass ich ihre Lebensgeschichte niederschreibe, müssen Erinnerungsarbeit leisten“, sagt Röper. Das sei für den ein oder anderen keine leichte Aufgabe, sich über das eigene Leben bewusst zu werden und sich an manche Lebensabschnitte zu erinnern.

Röper hat einen hohen Anspruch an die Qualität seiner Arbeit und den eigenen Stil. „Ich will ein gutes Produkt abliefern und ich muss mich dabei wohlfühlen“, sagt er. Schließlich soll eine Biografie meist auch von kommenden Generationen gelesen und nicht vergessen werden.

Für den Biografen ist es eine visuelle und haptische Arbeit. Fotos, Bücher und sogar Schallplatten, kleine Dinge, die dem Kunden wichtig sind, liegen auf einem großen Arbeitstisch ausgebreitet. Röper nimmt seinen alten Füllfederhalter aus dem Tintenfässchen und zieht auf einem großen Stück Papier eine Zeitlinie. An ihr markiert er wichtige Daten und ordnet die Devotionalien des Kunden. „Daraus ergibt sich für mich ein erstes Bild des Lebens, gleichzeitig werden aber auch Fragen aufgeworfen, die beim nächsten Treffen beantwortet werden müssen“, sagt Röper.

Auf der Suche nach der richtigen Sprache

Nach und nach entstehen auch die ersten Texte. Immer wieder korrespondiert Röper dann mit dem Kunden, der die Teile dann wie ein Chefredakteur redigiert. Dieser Prozess dauert mal länger, mal weniger lang. Kurz ist er aber nie. „Ich muss die Sprache der Person finden“, erklärt Röper. Schließlich müsse sich der Biografierte in der Ausdrucksweise wiederfinden. Wenn vom Kunden ein „So machen wir das“ zurückkommt, sei das das größte Lob für Röper. Denn dann weiß er, dass er den richtigen Ton getroffen hat.

Zwei Biografien kann Röper sich parallel widmen. Kommt er bei einer nicht weiter, stellen sich Fragen, die erst beantwortet werden müssen, widmet er sich der anderen Geschichte.

Je mehr sich der Kunde ihm gegenüber öffnet, umso mehr besteht die Gefahr, dass der Biograf mitfühlt. „Ich habe gelernt, wie man mit solchen Situationen umgeht“, sagt Röper. Natürlich sind manche Momente in den Lebensgeschichten der Biografierten aufwühlend, befremdlich oder emotional nicht nachvollziehbar, da sie der Autor selbst noch nie erlebt hat. „Ich arbeite mich dann innerhalb der Texte daran ab und reflektiere die Situationen, während ich schreibe“, sagt Röper. „Ich gebe nie eine Wertung ab.“ Selbst dann nicht, wenn die Biografie wie eine Abrechnung mit der Familie wirkt.

Björn Stelley

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