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Derzeit fährt nur ein Mal täglich ein IC2 von Potsdam nach Norddeich Mole und abends zurück nach Cottbus. Künftig könnte es zwei Linien mit diesen Zügen geben, die jeweils im Zweistundentakt fahren.

© DPA

Auswirkungen des Deutschlandtaktes: Im Fernzug nach Leipzig, im Regio nach Kleinmachnow

Der überarbeitete Deutschlandtakt des Bundes sieht Verbesserungen wie einen IC nach Leipzig und vier stündliche Züge nach Kleinmachnow vor. Doch die Infrastruktur würde wohl einen Milliardenbetrag kosten.

Von Enrico Bellin

Vier Züge pro Stunde von Kleinmachnow nach Berlin, ein Intercity über Potsdam und Bad Belzig nach Leipzig und eine neue Bahnverbindung von Beelitz Stadt über Berlin nach Hennigsdorf: Es sind viele Verbesserungen für den Bahnverkehr, die der neue Entwurf des Deutschlandtakes für die Region vorsieht. Die PNN geben einen Überblick:

Was ist der Deutschlandtakt?

Der Deutschlandtakt ist ein Entwurf des Bundesverkehrsministeriums zur Verbesserung des Bahnverkehrs in ganz Deutschland. Ziel ist es, dass man an wichtigen Bahnhöfen schnell zwischen Fern- und Regionalzügen umsteigen kann. Bis 2030 soll die Zahl der Fahrgäste verdoppelt werden. Am Montag wurde eine aktualisierte Planung veröffentlicht. 

Welche Fernzüge soll es geben?

Auch wenn die Landeshauptstadt Potsdam weiterhin kein ICE-Halt wird, soll sie besser an das Fernverkehrsnetz angebunden werden: So soll es zweistündliche Züge vom Berliner Ostbahnhof nach Magdeburg mit Halt an den Hauptbahnhöfen in Potsdam und Brandenburg/Havel geben. Die Fahrzeit zwischen beiden Landeshauptstädten soll bei 61 Minuten liegen. In Magdeburg gibt es Anschluss Richtung Hannover/Nordseeküste und Leipzig.

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In die Messestadt soll es aber auch ohne Umsteigen gehen: Ebenfalls alle zwei Stunden ist ein Intercity vom Ostbahnhof über Potsdam Hauptbahnhof, Bad Belzig, Dessau und Bitterfeld nach Leipzig geplant. Dort kann man in die Züge in Richtung Nürnberg/Karlsruhe umsteigen. In bisherigen Entwürfen des Deutschlandtaktes sollten diese Züge noch an Potsdam vorbeifahren, nun haben die Planer nachgebessert. Die Fahrzeit zwischen der Landeshauptstadt und Bad Belzig soll bei 31 Minuten liegen, die Strecke Potsdam-Leipzig soll in 94 Minuten zurückgelegt werden.

Was ändert sich im Nahverkehr?

Die entscheidende Neuerung im Nahverkehr ist der Wiederaufbau der Stammbahn von Potsdam über Kleinmachnow nach Berlin. So soll es stündlich eine Regionalbahn von Oranienburg über Potsdam und Kleinmachnow zum Berliner Hautbahnhof geben, eine weitere Linie soll in einer großen Schleife von Ludwigsfelde durch den Berliner Stadttunnel und weiter über Spandau, Elstal, Potsdam und Kleinmachnow bis Berlin Lichtenberg fahren. In Golm wird den Plänen zufolge ein Zug angekoppelt, der von Königs Wusterhausen über den Flughafen BER, Potsdam und Kleinmachnow nach Lichtenberg fahren soll. Gemeinsam mit einer Regionalbahnlinie 22 von Berlin Ostbahnhof über Potsdam nach Königs Wusterhausen ergibt sich so ein Halbstundentakt zwischen der Landeshauptstadt und dem BER. Wie bisher auch soll diese Linie 22 aus Berlin kommend in Golm getrennt werden: Ein Zugteil fährt in Richtung BER, einer nach Wustermark.

Auch für den Südwesten der Mittelmark bringt der geplante Wiederaufbau der Stammbahn Vorteile: Zusätzlich zum stündlichen RE7 von Dessau über Bad Belzig, Michendorf und Berlin nach Senftenberg soll es eine stündliche Regionalbahn von Bad Belzig über Michendorf und Kleinmachnow nach Berlin Lichtenberg geben. Ein weiterer Zug soll von Beelitz Stadt über Michendorf, Kleinmachnow und Berlin nach Hennigsdorf fahren. Nimmt man die aus Richtung Potsdam und Michendorf kommenden Züge zusammen, hat man ab Kleinmachnow einen Halbstundentakt in Richtung Berlin Hauptbahnhof und einen Halbstundentakt über Südkreuz nach Lichtenberg. Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt diese Pläne, da Kleinmachnow und Zehlendorf so an die Fernbahnhöfe Hauptbahnhof und Südkreuz angeschlossen werden.

Und was macht der RE1?

Auf der wichtigsten Verkehrsachse des Landes, dem RE1, geht der Deutschlandtakt im Wesentlichen von dem aus, was der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) wie berichtet ohnehin ab Ende 2022 vorhat: Zwischen Brandenburg/Havel, Werder (Havel), Potsdam, Berlin und Frankfurt (Oder) sind den ganzen Tag über drei Züge stündlich geplant. Einer davon soll schon in Magdeburg starten und bis Eisenhüttenstadt fahren.

Wie realistisch ist das alles?

Knackpunkt des Ganzen ist der Wiederaufbau der Stammbahn und der Verbindung von Zehlendorf über Südkreuz nach Lichtenberg. Allein der Wiederaufbau der Stammbahn kostet einen dreistelligen Millionenbetrag, gemeinsam mit der Verbindung nach Lichtenberg könnte bei den nötigen Investitionen schnell die Milliardengrenze geknackt werden. Konkrete Aussagen zu Infrastrukturkosten sind im Deutschlandtakt nicht enthalten, auch keine konkreten Zeitpläne. Der Plan ist vielmehr als Ziel des Bundes zu verstehen, der sich die Baukosten mit der Deutschen Bahn und den Ländern Berlin und Brandenburg teilen müsste. Die Regionalzüge – und ausschließlich diese sollen über die neuen Verbindungen fahren – müssen aber die Länder bezahlen, die seit 2017 prüfen, ob und wie die Stammbahn wiederaufgebaut wird. Selbst wenn eine Entscheidung zum Bau getroffen wird, ist eine mögliche Inbetriebnahme der neuen Strecken kaum vor Mitte der 2030er Jahre möglich. 

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