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Künstlerin Beate Lein-Kunz arbeitet im Wintergarten der Waldschänke an ihren Leonardo-da-Vinci-Brücken.

© Sebastian Gabsch PNN

Ausstellung in der Waldschänke: Den Leerstand mit Kunst beleben

Die Künstlergruppe „dimension 14“ arbeitete für ihre diesjährige temporäre Ausstellung in der leerstehenden Stahnsdorfer Waldschänke. Die Eröffnung ist am Samstag.

Von Sarah Stoffers

Stahnsdorf – Mit einem Pinsel tupft und streicht die Künstlerin Frauke Schmidt-Theilig behutsam in dem grünen Blätterdach. Fast über die gesamte Wand erstreckt sich ihr großes Gemälde, das eine Picknick-Szene in den Mittelpunkt stellt. Sie ist beinahe fertig, nur noch ein paar Feinheiten fehlen. Ihr großformatiges Werk ist für die Ausstellung „Ausflug ins Grüne“, die Schmidt-Theilig gemeinsam mit ihrer Künstlergruppe „dimension 14“ in der Waldschänke in Stahnsdorf erarbeitet hat und am Samstag eröffnen wird.

Die Künstler lassen sich von dem Haus inspirieren

Die Künstlergruppe, die früher unter dem Namen art-event bekannt war, stellt seit 20 Jahren temporäre, ortsbezogene Ausstellungen auf die Beine. Dabei suchen die Künstler stets nach leerstehenden Gebäuden und vergessenen Orten im Postleitzahlbereich 14, die sie mit ihrer Kunst wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücken wollen. Dabei arbeiten die Künstler meistens direkt vor Ort und lassen sich von den besonderen Lokalitäten inspirieren. Die neue Ausstellung befasst sich mit der schon lange leerstehenden Waldschänke in Stahnsdorf. Seit Juni läuft eine erneute dreimonatige Ausschreibung zur Verpachtung. Wie berichtet hatten sich die Stahnsdorfer bei einer Online-Befragung Anfang des Jahres mehrheitlich für eine Nutzung als Café oder Bar ausgesprochen. Die Gemeinde, der die ehemalige Gaststätte gehört, sucht nun unter diesen Voraussetzungen nach einem Pächter.

Insgesamt sind acht Künstler von „dimension 14“ an der Ausstellung beteiligt, sowie zwei Gastkünstler. Gezeigt werden Malerei, Installationen mit Glas, aus Holz, Papier oder Metallhaken, verschiedenste Objekte und Fotocollagen. Selbst die Fassade des Hauses wird noch eine besondere neue Gestaltung bekommen. Der Titel „Ausflug ins Grüne“ spielt auf die Geschichte der Waldschänke an, die einst besonders am Wochenende beliebtes Ausflugsziel für die Stahnsdorfer und Berliner war, wie Schmidt-Theilig erzählt. „Der Titel wirkt heute beim Blick auf das Haus widersprüchlich. An einen Ausflug ins Grüne denken die Menschen wohl eher nicht mehr, wenn sie das marode Gebäude sehen“, so Schmidt-Theilig. So würde der Titel auch bewusst zum Nachdenken anregen, provozieren.

Frauke Schmidt-Theilig arbeitet noch an kleinen Details ihres Wandgemäldes.
Frauke Schmidt-Theilig arbeitet noch an kleinen Details ihres Wandgemäldes.

© Sebastian Gabsch PNN

Ein Ausflug ins Grüne und ein bewegtes Schattenmeer aus Blättern

Schmidt-Theiligs großformatiges Gemälde an der Wand im ehemaligen Gastraum trägt denselben Namen wie die Ausstellung. Es zeigt in der Mitte drei junge Menschen, die es sich mit Brot, Kaffee, Kuchen und anderen Leckereien sowie rot-weißem Sonnenschirm bei einem Picknick gemütlich gemacht haben. Etwas weiter im Vordergrund nippt ein weiterer Ausflugsgast auf einer Decke sitzend an seinem Kaffee. Über der in kräftigen Farben gemalten Szene spannt sich das satte, grüne Blätterdach. An den Seiten sind weitere Figuren, die Schmidt-Theilig nur als Umrisse in Schwarz-Weiß gemalt hat. Sie sollen andere Zeiten darstellen, die auf die Zukunft in der Mitte blicken oder hinzueilen, wie Schmidt-Theilig erklärt.

Die  australische,  in Teltow lebende Künstlerin Sue Hayward hat sich von den Kürbissen in ihrem Garten inspirieren lassen. Sie hat von den Blättern Abdrücke genommen. Damit hat sie aus Papier und Wachs neue, große Blätter angefertigt, die sie auf Aluminiumstäben angebracht hat. Scheinwerfer davor werfen die Schatten an die Wand. Später soll noch ein Ventilator die Installation mit dem Titel „Nachtwanderung“ in leichte, fließende Bewegungen versetzen.

Die Installation "Nachtwanderung" von Sue Hayward.
Die Installation "Nachtwanderung" von Sue Hayward.

© Sebastian Gabsch PNN

Brücken bauen und Verbindungen schaffen

Die Künstlerin Beate Lein-Kunz hat in einem kleineren Maßstab mehrere hölzerne Brücken im Wintergarten der Stahnsdorfer Waldschänke aufgebaut. Das Besondere daran ist, dass sie vollkommen ohne Fixierungen wie Schrauben oder Nägel halten. Stattdessen werden die Hölzer, ähnlich wie beim Flechten, ineinander verschränkt. Konstruiert hat diese Brücke des Renaissancekünstler und Universalgelehrte Leonardo da Vinci (1452–1519). Über eine eingefallene, „ältere“ Brücke hat Lein-Kunz eine neuere Brücke mit Holz aus alten Lagerregalen aus der Waldschänke aufgebaut. „Ich nehme Materialien aus dem Haus und lasse etwas vollkommen Neues entstehen“, sagt Lein-Kunz. Die Brücken seien unglaublich stabil, nur wenn man seitlich oder von unten dagegen kommt oder die Holzpaneele nicht richtig verschränkt sind, fällt alles wieder in sich zusammen. Brücken zu bauen sei gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig. „Viele sind am Spalten, dabei müssen wir uns miteinander vernetzen, uns verbinden“, sagt die Künstlerin.

Die Ausstellung „Ausflug ins Grüne“ eröffnet am Samstag um 15 Uhr in der Waldschänke, Wannseestraße 21 in Stahnsdorf. Die Schau läuft bis zum 13. September und kann immer Samstag und Sonntag von 15 bis 19 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung besucht werden. Mehr Infos finden Sie auf der Webseite der Künstlergruppe. 

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