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Anfang ist immer. Eine aktuelle Ausstellung zeigt Werke der Künstlerin Frauke Schmidt-Theilig.

© Manfred Thomas Tsp

Ausstellung im Bürgerhaus Teltow: Stetig auf der Suche

In ihrer aktuellen Ausstellung "Anfang ist immer...." beschäftigt sich die Künstlerin Frauke Schmidt-Theilig mit dem menschlichen Sein und den großen Fragen des Lebens. Am Wochenende ist die offzielle Finissage.

Von Sarah Stoffers

Teltow - Gemütlich liegt die Frau in ihrem bauschigen, weißen und wölkchenrosanen Kleid auf der Hängematte, die vor der Skyline von New York über ein Balkongeländer in gefährlicher Höhe gespannt ist. Lässig hält sie eine ihrer Hände, die von eleganten, bis zum Ellbogen reichenden Handschuhen umhüllt sind, in die Höhe, so als ob sie eine Zigarette zwischen ihren schlanken Fingern balancieren würde. „Dieses Gespanntssein über der Höhe, und denoch Stressfreie, der Gegensatz zwischen der rauen, robusten Stadt und dieser Entspanntheit fand ich faszinierend“, sagt die Künstlerin Frauke Schmidt-Theilig. 

Ihr Gemälde „zu fliegen lernen...“ ist aktuell neben rund 35 Werke in Öl in der Ausstellung „Anfang ist immer…“ im Bürgerhaus Teltow zu sehen. Fast alle davon sind in den vergangenen zwei Jahren entstanden. Die 1958 in Rostock geborene Malerin, die ihr Atelier 2011 im Mattauschhau in Teltow eröffnet hat, ließ sich für viele ihrer Gemälde von privaten Fotografien, Aufnahmen in Ausstellungen, Zeitungen und Magazinen sowie anderen Künstlern inspirieren. Vorbild für das Gemälde der über dem Abrgrund baumelden Frau ist eine Fotografie des berühmten amerikanischen Fotografen Tony Vaccaro, dem unlängst die Villa Schöningen eine große Ausstellung widmete. Schmidt-Theilig war davon zutiefst beindruckt, wie sie erzählt.

Große Fragen. Die Künstlerin beschäftigt sich in ihrer Kunst mit den Facetten des menschlichen Seins. 
Große Fragen. Die Künstlerin beschäftigt sich in ihrer Kunst mit den Facetten des menschlichen Seins. 

© Manfred Thomas Tsp

Die großen Fragen des Lebens und das menschliche Sein

Es sind die großen Fragen, mit denen sich die Künstlerin in ihren Werken, vor allem Porträts, beschäftigt. „Mich interessiert das menschliche Sein. Ich bin auf der Suche nach dem Ausdruck, nach den inneren Verschlüssen, die jeder von uns durch seine Geschichte mit sich herumträgt.“ Die „Lesende“ von Gerhard Richter, ein super-fotorealistisches Werk des Künstlers aus den 90er Jahren, lässt Schmidt-Theilig statt auf eine Zeitung auf einen Totenschädel blicken. Auf bunten Kacheln, ebenso eine Referenz auf Werke von Richter, ist im Hintergrund eine Kerze zu sehen. „Dieser Nacken der Lesenden hat mich immer fasziniert. Und natürlich auch das Thema vanitas“, erklärt Schmidt-Theilig die Symbolik für Vergänglichkeit und Sterblichkeit in ihrem Bild. In manchen ihrer Werke gehe es darum, dass man alles nur begrenzt erlebe, wir alle kommen und gehen.

Immer wieder Anfang im Leben und der Kunst

Schmidt-Theilig erprobt und probiert Vieles, verwirft und übermalt ihre Werke, beginnt neu. Dass sieht man an den zahlreichen Bildern, die sich in ihrem Atelier stapeln. Stetig ist sie auf der Suche nach neuen Herausforderungen, neuen Stilen und Herangehensweisen. Mit der von ihr initierten Künstlergruppe ArtEvents bringt sie Kunst an Orte, die eher unbeachtet sind. Und vor ihrem Haus hat sie vor einigen Jahren einen Kunstautomaten angebracht, aus dem sich Vorbeigehende jederzeit kleinformatige Kunstwerke ziehen können.

Der Titel ihrer aktuellen Schau „Anfang ist immer...“ ist  sowohl die Erfahrung aus ihrem eigenen Leben und beschreibt zugleich ihre Arbeitsweise. „Jeder Künstler der malt, ist mit der leeren, weißen Leinwand konfrontiert. Und auch im Leben muss man viele Anfänge bewerkstelligen. Doch bevor etwas Neues anfängt, muss zuerst etwas Anderes beendet sein.“

Eines ihrer Gemälde zeigt eine Gruppe von jungen Menschen bei einem Picknick am Waldesrand. Umgeben von Wein und Schallplatten blicken sich die sie vier auf ihrer Picknickdecke hoffnungsvoll an. Die Gruppe habe sie auf einem Foto entdeckt, das Picknick sei von ihr dazu erfunden worden. Anhand der Kleidung kann man erkennen, dass es sich zeitlich um die Weimarer Republik handelt. „Mich hat daran interessiert, wann einem bewusst wird, dass sich die Zeiten ändern, das etwas passieren wird?“ Die Gruppe auf ihrem Bild ist entspannt und scheinbar glücklich, aber durchaus aufmerksam, für das was um sie herum geschehe. 

Suche nach Ausdruck. In den vielen Porträts ist vor allem der aussagekräftige Blick in den Gesichtern entscheidend.
Suche nach Ausdruck. In den vielen Porträts ist vor allem der aussagekräftige Blick in den Gesichtern entscheidend.

© Manfred Thomas Tsp

Der eigenen Faszination auf den Grund gehen

Oft spricht sie in den Motiven, Werken und Fotos die sie inspirieren etwas an, dass sie nicht genau bestimmen kann, wie sie sagt. Mit ihrer Kunst, ihrer eigenen Bildsprache versucht Schmidt-Theilig dann dieser Faszination nachzugehen. „Es löst etwas in mir aus und bis ich den Grund nicht finden kann, bleibt es Thema meiner Werke.“ Oft erlösche jedoch das Interesse, sobald die Motive von ihr auf Papier, Leinwand und anderen Untergründen gebannt wurden. „Die jüngeren Werke sind mir oft näher, die alten sind einfach erledigt.“ Dann beginnt für die Künstlerin wieder die neue Suche nach dem authentischem Ausdruck und den großen Fragen des menschlichen Seins.

Die Finissage ist am Sonntag, den 23. September um 14 Uhr. Die Ausstellung ist danach noch bis zum 27. September im Bürgerhaus, Ritterstraße 10 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag, Mittwoch und Donnerstag von 9.30 bis 17 Uhr, dienstags 9.30 bis 18 Uhr und freitags 9.30 bis 13 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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