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Ausgezeichnet mit dem Lehrerpreis Brandenburg: Über Umwege zum Lehrerberuf

Berufsschullehrer Stefan Röske brennt für den Film. Inzwischen ist der Funke auch auf Schüler und Lehrer im OSZ Teltow übergesprungen. Er gehört nun zu den besten Lehrern Brandenburgs.

Teltow - Stefan Röske streicht sich sanft über den Bart, hebt die Augenbrauen und formt die Lippen zu einem freundlichen Lächeln. „Nominierung oder Preis, das ist doch eigentlich ziemlich egal“, sagt er dann. Er wisse die Nominierung für den Lehrerpreis zu schätzen, meint der Potsdamer, zieht die kleine, vor ihm platzierte Kaffeetasse zu sich heran und blickt verstohlen in das braune Getränk. Er liebe seinen Beruf, erklärt er schließlich, hebt den Kopf und fixiert sein Gegenüber mit festem Blick. „Wenn ich das Gefühl hätte, dass es nicht so wäre, würde ich nicht weitermachen.“

Seit gut acht Jahren unterrichtet der 40-Jährige am Oberstufenzentrum Teltow auszubildende Mediengestalter für Bild und Ton in Deutsch, Englisch und Medientechnik und kann sich nun als einer von 50 Lehrerinnen und Lehrern im Land Hoffnung auf den diesjährigen Lehrerpreis machen. Zu verdanken habe er dies Kollegen und Schülervertretern. „Die Schulkonferenz hat mich vorgeschlagen“, erzählt Stefan Röske. Dann greift er zum Handy und fährt mit dem Finger über das Display. Der Begründungstext sei so lang, erklärt er und lächelt erneut.

Die Schüler kommen gerne in den Unterricht - das mache ihn froh

Mindestens einmal im Jahr produziere er mit seinen Schülern eine Live-Sendung, erzählt der Potsdamer. „Wir simulieren ein kleines Magazin.“ Die Schüler entwickeln Beiträge, moderieren die Sendung und bauen auch das Studio selbst auf. Auch im Englisch-Unterricht produziere er mit seinen Schülern Kurzfilme. Im vergangenen Jahr erreichte eine Schülergruppe bei einem prominenten Bundeswettbewerb mit einem englischsprachigen Film-Beitrag das Finale und am Ende den zweiten Platz. „Da war ich stolz wie Bolle“, sagt Röske. „Vermutlich ist das auch der Grund für die Nominierung“, mutmaßt er. Die Schüler kommen gern in seinen Unterricht, erzählt er, das mache ihn froh. Röske ist vom Fach, das sei ein großer Vorteil und unterscheide ihn, meint er.

An der Humboldt-Uni in Berlin studierte Röske zunächst Film- und Theaterwissenschaften sowie Germanistik. Die Liebe zum Film war jedoch schon deutlich früher entstanden. „Mein Vater war Szenenbildner bei der Defa.“ Schon als Kind habe er ihn mit in die Ateliers genommen, erzählt Röske. Nachdem auch er zunächst Filme produzierte, landete er jedoch ungeplant in den Schuhen seiner Mutter. „Sie war Grundschullehrerin.“ Schon während des Studiums habe er gemerkt, dass die Filmbranche ein schwieriges Pflaster ist. Er verlegte sich zunächst aufs Schreiben, stieg in den Journalismus ein, bis ihn der Zufall in seinen heutigen Job führte. „Ich hatte über Bekannte von einer Stelle am Oberstufenzentrum in Potsdam erfahren“, sagt der Berufsschullehrer rückblickend. Dort wurde eine Schwangerschaftsvertretung für den Englisch-Unterricht gesucht. Zum Abschluss seiner Schullaufbahn hatte Röske ein Jahr in Amerika verbracht. Das kam ihm nun zugute. Dass 2008 eine Stelle im Oberstufenzentrum Teltow frei wurde, die sich genau mit seinem zuvor erworbenen Wissen deckt, nennt er heute „ein großes Glück“. Nach einem zweijährigen Referendariat fasste der Quereinsteiger schließlich fest im Lehrerberuf Fuß.

Teltower Schüler machen eigene Filme

Im Unterricht kann sich der 40-jährige auch selbst ein Stück weit entfalten. „Die Wehmut, selbst keine eigenen Filme mehr zu machen, ist dadurch nicht so groß“, sagt er. Es sei ihm aber wichtig, dass die Schüler ihre eigenen Filme machen. Er begleite sie und bringe ihre Ideen gemeinsam mit ihnen in eine verständliche Form. Einmal im Jahr werden die Filme einem breiteren Publikum im Kino präsentiert, zudem gibt es einen YouTube-Kanal, auch Workshops für Lehrer bietet der Filmexperte inzwischen an.

Vor drei Jahren gründete Stefan Röske zudem eine Film-AG, in der sich die angehenden Mediengestalter fernab vom Tagesgeschäft fiktionalen Inhalten widmen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Sie seien „mit Feuer und Flamme dabei“, sagt er und überlegt kurz. Dass junge Leute ihre Freizeit in der Schule verbringen wollen, sei schließlich nicht selbstverständlich, sagt er.

Für herausragende Arbeit sind bei einer Festveranstaltung in Potsdam 18 Lehrer mit dem "Brandenburgischen Lehrerinnen- und Lehrerpreis" ausgezeichnet worden. Der Sonderpreis des Bildungsministers ging an Lydia Grimm von der Havelschule Oranienburg (Oberhavel) für ihr Engagement bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien, wie das Bildungsministerium am Dienstag mitteilte. Für den Preis waren insgesamt 50 Lehrkräfte vorgeschlagen worden, die alle geehrt wurden und Urkunden sowie Füllfederhalter überreicht bekamen. Die Auszeichnung vor den rund 240 Gästen in der Staatskanzlei wurde von Ministerpräsident Dietmar Woidke und Bildungsminister Günter Baaske (beide SPD) vorgenommen. Auch Stefan Röske wurde ausgezeichnet.

Der Preis wurde zum sechsten Mal verliehen. Mit ihm werden alljährlich Lehrer ausgezeichnet, die sich über den regulären Unterricht hinaus für ihre Schüler engagieren. Die Vorschläge kommen von Schülern, Eltern, Lehrern sowie Schulträgern. Nach einer Vorauswahl durch die staatlichen Schulämter entscheidet eine Jury des Bildungsministeriums mit Vertretern des Landesschüler- und Landeselternrates. (dpa)

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