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Neuer Zug für Michendorf. Die Doppelstock-Intercitys könnten bald die Mittelmark mit dem Rest von Deutschland verbinden.

© picture alliance / dpa

Ausbaupläne im Bahnnetz: Kommt ein neuer Intercity Michendorf-Nürnberg?

Im Deutschland-Takt der Bahn ist eine neue Intercity-Verbindung vorgesehen, die auch in der Mittelmark halten könnte. Bis 2030 sollen die Fernzüge und Regionalbahnen über die Stammbahn fahren.

Von Enrico Bellin

Michendorf/Kleinmachnow - Von Michendorf und Bad Belzig im Intercity ohne Umstiege nach Nürnberg: Diese Zugverbindung könnte im nächsten Jahrzehnt Realität werden, wenn der vom Bundesverkehrsministerium erarbeitete Deutschland-Takt tatsächlich verwirklicht wird. Das Konzept sieht eine neue Fernzugverbindung von Berlin über Michendorf, Bad Belzig, und weiter über Leipzig nach Nürnberg vor. Der Deutschland-Takt soll zwischen 2020 und 2030 umgesetzt werden.

Schnellfahrstrecke nach Leipzig überlastet

Von Berlin Gesundbrunnen aus sollen die Züge über Hauptbahnhof und Südkreuz nach Michendorf und damit an der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam vorbeifahren. Wie oft die Züge fahren sollen, konnten seit Mittwoch weder das Bundesverkehrsministerium noch die Deutsche Bahn auf PNN-Nachfrage beantworten. Auch wurde nicht bestätigt, dass die Züge tatsächlich in Michendorf und Bad Belzig halten sollen. Im Konzeptentwurf sind die Bahnhöfe jedoch als einzige zwischen Berlin und Dessau-Roßlau eingezeichnet. Es ist davon auszugehen, dass die Bahn dort Doppelstock-Intercityzüge einsetzen wird. Die Bahn hatte schon vor längerem angekündigt, die Züge zwischen Berlin und Nürnberg einsetzen zu wollen. Noch sind aber nicht alle bestellten Züge geliefert. Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek führte die neue Streckenführung am gestrigen Freitag auf PNN-Nachfrage darauf zurück, dass der Bund wohl davon ausgeht, dass die Schnellfahrstrecke Berlin - Lutherstadt Wittenberg - Leipzig durch den ICE-Verkehr künftig voll ausgelastet sein wird.

Wegen dieser Auslastung soll auch die Stammbahn im Deutschland-Takt-Konzept nicht an die Schnellfahrstrecke bis zum Berliner Berliner Hauptbahnhof angeschlossen werden: Wie berichtet sieht der Deutschland-Takt vor, die Stammbahn anders als in bisherigen Untersuchungen vorgesehen von Zehlendorf über die Bahnhöfe Südkreuz und Ostkreuz nach Lichtenberg zu führen. „Das ist eine interessante Idee, jetzt müssen wir uns aber die fahrplantechnischen Grundlagen dazu anschauen“, so Kaczmarek. Der Deutschland-Takt sei eine gute Arbeitsgrundlage, über deren Details nun gesprochen werden müsse.

Züge von Michendorf auf die Stammbahn

Das Konzept sieht vor, nicht nur von Potsdam eine Regionalbahn über Kleinmachnow und Zehlendorf nach Lichtenberg zu schicken, sondern auch von Michendorf aus. Bisher war unklar, ob die dafür nötige Gleisanbindung in Untersuchungen zum Wiederaufbau der Stammbahn berücksichtigt wird. Derzeit prüft der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wie berichtet im Projekt i2030 mehrere Varianten für einen Wiederaufbau der seit 1945 nicht mehr befahrenen Stammbahn, die vom Deutschland-Takt vorgeschlagene Streckenführung wurde jedoch nicht untersucht. Die Entwicklungen des Deutschland-Taktes würden vom VBB mit berücksichtigt, so Pressesprecherin Elke Krokowski. Sie würden aber noch keine Vorentscheidung für einen Streckenneubau bedeuten.

Wann die Entscheidung gefällt wird, ist offen. Zwar steht im Konzept des Deutschland-Taktes, dass dieser bis 2030 umgesetzt sein soll. Doch kosten die nötigen Infrastrukturausbauten 42 Milliarden Euro, zudem würden Planung und Bau neuer Strecken deutlich länger dauern. Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) zeigt sich gegenüber den PNN jedoch begeistert von neuen Regional- und Fernzugverbindungen für seine Gemeinde. „Eine Direktverbindung Berlin-Südkreuz Michendorf, wie sie nun vorgesehen ist, gab es vor Jahren baubedingt schon einmal durch Regionalzüge und sie wurde von den Michendorfern sehr gut angenommen“, so Mirbach. Für Michendorf wäre die Intercityverbindung nicht der erste Fernzughalt: 1993 hielten dort ICE-Züge, da die Bahnstrecke in die Berliner Innenstadt noch nicht elektrifiziert war und man in Michendorf in Dieselzüge umsteigen musste.

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