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Horst Joppe machte vor 50 Jahren seinen Fleischermeister und übernahm später den elterlichen Betrieb. 

© Ottmar Winter PNN

Auch im Bundestag isst man seine Wurst: Fleischermeister Horst Joppe feiert 50. Meisterjubiläum

Vor 50 Jahren machte der Glindower Horst Joppe seinen Fleischermeister. Der Familienbetrieb hat inzwischen zehn Filialen. Seine Ausbildung hat er bei einer bekannten Potsdamer Fleischerei gemacht.

Von Sarah Stoffers

Glindow/Ferch - Das Fleischereihandwerk hat bei Familie Joppe eine lange Tradition: Bereits 1952 zogen Johannes und Hildegard Joppe nach Glindow, wo sie die Fleischerei Möller in der Dr. Külz-Straße übernahmen. Aus dem kleinen Betrieb seiner Eltern hat Horst Joppe in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam mit seiner Familie ein florierendes Unternehmen mit zehn Filialen aufgebaut. Am Montag feierte er sein 50. Meisterjubiläum und bekam dafür von der Handwerkskammer Potsdam den goldenen Meisterbrief überreicht.

Steiniger Weg in die Selbstständigkeit

Einfach war Horst Joppes Weg nicht. Seine Familie habe sich „redlich und fleißig“ hochgearbeitet, wie er bei der Überreichung des goldenen Meisterbriefes erzählt. Die Verhältnisse in der DDR seien nicht immer leicht gewesen. „Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie schwierig es war, aus nichts Bonbons zu machen“, sagt Joppe. Er selbst wurde in Potsdam in der Fleischerei Riek ausgebildet. 1970 absolvierte er seine Meisterprüfung im VEB Schlachthof Luckenwalde. Er musste ein Rind „hübsch“ in seine Einzelteile zerlegen, wie er sagt.

Der anschließende Weg in die Selbständigkeit blieb ihm zunächst versperrt: In der DDR wollte man ihm keine Gewerbegenehmigung erteilen. Wie Joppe erklärt, gab es damals Pläne, Werder (Havel) in eine sozialistische Musterstadt zu verwandeln. Private Handwerksbetriebe waren daher nicht gerne gesehen. Doch soweit kam es dann doch nicht. Joppe musste allerdings in die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) eintreten, um seinen Gewerbeschein zu bekommen. Anschließend konnte er 1972 den elterlichen Betrieb übernehmen. „Stück für Stück“ habe sich danach das Geschäft entwickelt. Joppe hat sich in den vielen Jahren nicht nur um seinen eigenen Betrieb gekümmert. So war er zu DDR-Zeiten aktives Mitglied in der Innung, stellvertretender Obermeister und saß im Meisterprüfungs- und Gesellenausschuss. Zehn Lehrlinge hat er selbst ausgebildet.

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Zum Jubiläum überreichte Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, den goldenen Meisterbrief. 
Zum Jubiläum überreichte Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, den goldenen Meisterbrief. 

© Ottmar Winter PNN

Nach der Wende kamen die West-Berliner auf den Geschmack

Dann fiel die Mauer und Joppe wusste nicht, ob er seinen Betrieb halten kann. „Mit der Wende dachte ich zuerst, dass das gar nicht mehr geht“, so der 74-Jährige. Die Kundschaft bevorzugte zunächst Westprodukte. Doch Joppe gab nicht auf und fing an, sein Fleisch und die selbstgemachten Wurstwaren an einem Stand auf dem Markt auf dem Werderaner Strengfeld anzubieten. Viele West-Berliner kauften auf dem Markt ein. Von Joppes Stand waren sie mehr als angetan. „Die freuten sich, dass es noch selbstgemachte Wurst gab. Und dann kamen sie öfter und immer mehr kamen dazu.“ Auf eine bestimmte Spezialität habe er sich nicht festgelegt. Die Kunden hätten schließlich alle einen eigenen Geschmack. Salami, Leberwurst, Schlackwurst oder Schinken – bei Joppe sollen alle auf ihre Kosten kommen.

2004 eröffnete der Familienbetrieb, in dem auch die Kinder und Enkelkinder arbeiten, die erste Filiale in Bornstedt in der Potsdamer Straße. Heute gibt es insgesamt zehn Filialen, darunter in der Dortustraße, Am Kanal oder in der Großbeerenstraße in Babelsberg. Hinzu kommen Verkaufswagen, Partyservice und Gastronomie.

Kunden müssen gute Qualität zu schätzen wissen 

Für die Qualität spricht, dass der Familienbetrieb auch den Bundestag mit seinem Fleisch und den Wurstwaren beliefert. Horst Joppe hat die Geschäftsführung 2004 an seinen Sohn Andreas übergeben, der den Familienbetrieb in eine GmbH umwandelte und den Namen mit „Havellandfleischerei“ ergänzte. 2010 zog die immer weiter anwachsende Produktion in größere und modernere Hallen ins Fercher Gewerbegebiet nördlich von Glindow um.

Für die Zukunft ist Joppe ein wenig skeptisch. Eine Nische werde es sicher immer für gute Fleischereiprodukte geben. Doch gerade bei den immer wiederkehrenden Diskussionen zu Billigfleisch und Hygieneskandalen in Betrieben sieht er auch die Kunden in der Verantwortung: „Die meisten sagen: Wir wollen alle Qualitätsfleisch haben. Der Großteil greift dann aber doch wieder zum Billigfleisch.“ Er hoffe, dass die Kunden wieder gute Qualität zu schätzen lernen. 

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