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Auch der 3D-Drucker hilft: Reparieren für den Klimaschutz

In der Werderaner Klimawerkstatt kann man kostenlos kaputte Haushaltsgegenstände reparieren. Dabei gibt es Hilfe.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Die kaputte Jeans flicken, den alten Toaster wieder löten oder selbst Reparaturen am eigenen Auto durchführen: In der Werderaner Klimawerkstatt dreht sich alles darum, Dinge möglichst lange zu nutzen, um auf lokaler Ebene den Ressourcenverbrauch zu senken und so das Klima zu schützen. Auch Vorträge und Projekte zum Thema Umweltschutz soll es in den Räumen in der Luisenstraße 16 zwischen Bahnhof und Zernsee, die am Wochenende offiziell eröffnet werden, geben.

„Wir wollen mit unseren Projekten die Werderaner und Bewohner des näheren Umlandes herlocken und zum Nachdenken über Projekte zum Thema Klimaschutz anregen“, sagt Martina Rumpel, die gemeinsam mit Uta Donath die Klimawerkstatt koordiniert. An jedem ersten Samstag im Monat soll es künftig Reparatur-Treffs geben, bei denen unter fachkundiger Anleitung Dinge kostenlos repariert oder andere eigene Projekte umgesetzt werden sollen. Wer einmal an den Maschinen angelernt ist, kann sie auch sonst täglich außer sonntags nutzen.

Maschinenpark für die Bastler

Auf etwa 250 Quadratmetern steht für Reparierer und Selbstbastler ein großer Maschinenpark bereit: Im Raum für Näh- und Elektroarbeiten gibt es nicht nur mehrere Nähmaschinen, sondern auch einen 3D-Drucker: Ist ein Ersatzteil etwa für ein Elektrogerät nicht mehr zu haben, kann man das kaputte Teil einscannen, am Computer bearbeiten und dann das Ersatzteil drucken. Nebenan in der Holzwerkstatt steht neben mehreren normalen Sägen auch eine CNC-Fräse, die am Computer gestaltete Muster automatisch aus Holzplatten aussägen kann. In der Metallwerkstatt eine Tür weiter gibt es neben der mit Schraubenziehern und -Schlüsseln voll ausgestatten Werkbank sogar eine Hebebühne für Autos. „Unser Leiter der Fahrradwerkstatt ist auch Automechaniker und kann so bei Reparaturen beraten“, sagt Martina Rumpel.

Möglich wurde die Klimawerkstatt durch Fördermittel des Bundes: 210.000 Euro bekommt das Projekt über einen Zeitraum von zwei Jahren aus der Förderung für Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz des Bundesumweltministeriums. Neben dem Maschinenpark wird davon die Koordinierungsstelle bezahlt, die sich Martina Rumpel und Uta Donath teilen. Dazu werden drei Minijobs für die Werkstattleiter finanziert.

Umbau innerhalb eines halben Jahres

Gemietet werden die Räume vom Verein Uferwerk. Wie berichtet hat der Verein das Gelände des ehemaligen Schaltgerätewerkes übernommen. In den vergangenen Jahren ist dort ein generationenübergreifendes Wohnprojekt mit derzeit etwa 160 Mitbewohnern geworden. Die Koordinatorinnen wohnen beide in den Häusern des Uferwerks. Die 36-jährige Martina Rumpel war eine der ersten Bewohner, sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern auf dem Areal. An der Umgestaltung der früheren Lagerhalle, in der die Klimawerkstatt nun untergebracht ist, hat sie ebenso mitgewirkt wie die 56-jährige Uta Donath. „Das war hier alles mal ein großer Raum mit ganz kleinen Fenstern“, sagt Donath. Innerhalb von gut einem halben Jahr wurden Trennwände eingezogen sowie andere Fenster, Türen und Tore eingebaut. „Auch die Fenster und Türen haben wir recycelt, ursprünglich waren sie in anderen Gebäuden auf dem Gelände verbaut“, so Donath. Die studierte Textildesignerin leitet selbst Nähkurse an.

Bedarf für die Werkstatt ist da. „Allein auf dem Gelände gibt es mehr als hundert Fahrräder, die gewartet werden müssen“, sagt Max Kölling, der vor der Eröffnung noch bei letzten Arbeiten in den Räumen hilft. Durch die Klimawerkstatt sollen die Räume nun nicht mehr nur den Uferwerk-Bewohnern zur Verfügung stehen.

Vorträge soll es auch geben

Bunt soll der Ablauf in den Reparaturwerkstätten sein: Nach dem Werkeln soll es Vorträge zum Klimaschutz geben, die Nähwerkstatt ist mit Beamer und Soundanlage ausgestattet. Lokale Akteure, die sich präsentieren wollen, können sich einfach melden. Im April wird etwa die benachbarte Waldorfschule ihre Klimaschutzprojekte vorstellen, im Mai soll es um solidarische Landwirtschaft gehen – ein Projekt, bei dem Verbraucher feste Lieferverträge mit einem Bauern schließen. „Grundsätzlich sind wir bei den Vorträgen für alle umweltbezogenen Ideen offen“, so Martina Rumpel.

Offen sind sie auch für weitere Helfer, die Kurse leiten wollen. „Es gibt bestimmt genügend Interesse, um jede Woche eine Reparaturwerkstatt durchzuführen“, so Rumpel. Das sei mit dem derzeitigen Team aber kaum zu stemmen.

www.klimawerkstatt.info

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