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Arbeitsplätze in Bad Belzig gesichert: „Zwei-Standort-Strategie“ für Kreistag in Mittelmark

Die Entscheidung ist gefallen: Die Kreis-Verwaltung in Potsdam-Mittelmark erhält zwei Standorte. Der Großteil der Angestellten wird zukünftig in Beelitz sitzen, aber der Neubau wird teuer.

Von Eva Schmid

Bad Belzig - Nach wochenlangen Diskussionen um die Zukunft der mittelmärkischen Verwaltung und den Standortstreit hat am Donnerstag der Kreistag beschlossen, in Bad Belzig rund 250 Arbeitsplätze zu erhalten und in Beelitz-Heilstätten etwa 750 Mitarbeiter anzusiedeln. Damit droht der bisherigen Kreisstadt Bad Belzig doch kein größerer Arbeitsplatzverlust - derzeit sind rund 300 Verwaltungsmitarbeiter dort beschäftigt. Die so genannte „Zwei-Standort-Strategie“ hatte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) als Kompromiss eingebracht - obwohl er nach wie vor von einem zentralen Standort überzeugt sei, betonte der Blasig am Donnerstag. „Die günstigste muss nicht immer die vernünftigste Lösung sein.“

Berater empfahlen zentralisierte Verwaltung

Wie berichtet hatte ein Beratungsunternehmen einen Masterplan zur Entwicklung der Standorte der Kreisverwaltung ausgearbeitet und dabei festgestellt, dass eine zentralisierte Verwaltung in einem Neubau für rund 1000 Mitarbeiter auf 30 Jahre errechnet Einsparungen von 18 Millionen Euro mit sich bringen würde.

Der Verwaltungsneubau, so die Empfehlung der Berater, sollte auf einem kreiseigenen Grundstück in den Beelitz-Heilstätten nahe dem Feuerwehrtechnischen Zentrum entstehen, denn von dort aus, würden mehr Mittelmärker schneller als bisher die Verwaltung erreichen.

Investitionen nötig

Bisher hat der Kreis seinen Hauptsitz in Bad Belzig, weitere Standorte sind Werder (Havel), Teltow und Brandenburg an der Havel. Ein Großteil der Gebäude muss dringend modernisiert werden, vor allem im Haupthaus des Landratsamtes, im Niemöllerweg, herrscht Platzmangel. Statt viel Geld in die ingesamt 19 Immobilien zu investieren, kam die Idee zu einer zentralen Verwaltung auf. Für den Neubau in den Heilstätten wird mit rund 107 Millionen Euro gerechnet.

Heftige Kritik gegen Berater-Pläne

Doch gegen die Pläne des Landrates liefen wie berichtet vor allem die Kommunen aus dem strukturschwachen Fläming Sturm, allen voran Bad Belzigs Bürgermeister Roland Leisegang, der mit dem drohenden Wegzug der Kreisverwaltung große wirtschaftliche Einbußen für seine Stadt fürchtete.

Arbeitsplätze bleiben erhalten

Der nun beschlossene Masterplan sieht einen Kompromiss vor, auf den Landrat Blasig vor der Entscheidung im Kreistag noch etwas draufsetzte. Er sicherte zu, dass weiterhin in den Standort Bad Belzig investiert werde und die Zahl der Arbeitsplätze erhalten bleibe - und zwar gemäß „der heutigen Verteilung“. Damit ist einem schleichenden Abbau und Rückzug der Verwaltung in Bad Belzig nun ein Riegel vorgesetzt. Das stieß dann auch auf breites Wohlwollen im Kreistag: Blasigs Vorhaben wurde von 34 der ingesamt 50 Kreistagsmitglieder unterstützt, neun enthielten sich.

Mit der nun beschlossenen Variante würde der Kreis laut den Berechnungen aus dem Masterplan in den kommenden 30 Jahren nur 2,4 Millionen Euro sparen. 

Neben den Einsparungen, geht es Blasig bei seinem Großprojekt vor allem darum, die Verwaltung fit für die Zukunft zu machen. Sie zusammenzulegen, bringe nicht nur den Bürgern Vorteile, sondern auch den Mitarbeitern und Fachabteilungen, die sich so viel besser austauschen könnten.

Wie berichtet arbeitet Blasig auch an einer Digitalstrategie für den Kreis, die an zwei zentralen Standorten viel leichter durchzuführen ist. Bisher unterhält der Kreis in vier Städten insgesamt 19 Immobilien.

Bad Belzigs Bürgermeister unzufrieden

Weniger zufrieden mit dem Kompromiss ist indes Bad Belzigs Bürgermeister Roland Leisegang, der am Donnerstag im Kreistag Rederecht bekommen hatte. „Wir haben mit harten Bandagen gekämpft, Vertrauen ist teilweise verlorengegangen“, so Leisegang. Und der mehrmals geänderte Masterplan habe für ihn immer noch Fehler: So sei weder in Betracht gezogen worden, ob ein Verwaltungsneubau nicht auch in Bad Belzig errichtet werden könne. 

Laut der „Zwei-Standort-Strategie“ soll Bad Belzig weiterhin Kreisstadt bleiben, der Kreistag dort tagen.

Teltow trifft es hart

Wesentlich mehr Federn muss nach den beschlossenen Plänen die Stadt Teltow lassen, dort soll ein Großteil der rund 260 Mitarbeiter umgesiedelt werden. „Wir werden das verkraften“, so der FDP-Kreistagsabgeordnete Hans-Peter Goetz aus Teltow. Goetz wie auch Teile der SPD-Fraktion bekräftigten, dass es gut sei, dass die Entscheidung zu den Standorten noch vor der Kommunalwahl im kommenden Jahr gefallen sei.

Service-Punkte für den Bürger

Den Wegfall der bisherigen Verwaltungsstandorte in Werder (Havel), Teltow und Brandenburg an der Havel, soll wie berichtet für die Bürger vor Ort durch Service-Punkte aufgefangen werden. Den Mittelmärkern soll es demnach noch immer möglich sein, ihre gewohnten Dienstleistungen auch vor Ort erledigen zu können. Was derartige Service-Punkte anbieten werden und wo sie entstehen, blieb am Donnerstag noch offen. Es sei unseriös, so Blasig, zum jetzigen, noch sehr frühen Zeitpunkt schon Zahlen zu nennen. Zunächst soll in einem Pilotprojekt im Hohen Fläming getestet werden, wie eine integrierte Verwaltung künftig funktionieren könnte. Bei der Idee der Service-Punkte wird davon ausgegangen, dass die Verwaltung der Kommunen bestimmte Dienstleistungen des Kreises vorhalten könnten. Selbst der bisher sehr kritische Bad Belziger Bürgermeister lobte die Idee der Service-Punkte.

Unklar blieb zunächst, wie der weitere Zeitplan für den Umbau der Verwaltungsstruktur abläuft. Zwar hatte Blasig zuvor bereits mehrfach angekündigt, dass ein Neubau in den Beelitz-Heilstätten nicht vor 2023 bezogen werden würde, konkrete Daten wurden am Donnerstag im Kreistag aber nicht genannt. 

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