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Anreize für Auszubildende schaffen: Teltow investiert in angehende Erzieher

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, soll Azubis ab sofort Schulgeld gezahlt werden.

Teltow - Die Stadt Teltow investiert in neues Kitapersonal: Nach einem Beschluss der Stadtverordneten auf ihrer Sitzung am Mittwochabend wird die Kommune künftig die Kosten für die Erzieherausbildung von Quereinsteigern übernehmen. Demnach sollen neben der allgemeinen Ausbildungsvergütung für die praktische Arbeit in den Einrichtungen des Kita-Eigenbetriebs auch das monatliche Schulgeld sowie Verwaltungs- und Prüfungsgebühren gezahlt werden. Zurzeit müssen die Auszubildenden diese Kosten selbst aufbringen.

Pro Quereinsteiger fallen rund 3300 Euro für die dreijährige Erzieherausbildung an. Aktuell beschäftigt die Stadt 13 Quereinsteiger, die sich zum Erzieher umschulen lassen. Davon sind sieben im ersten und jeweils drei im zweiten und dritten Ausbildungsjahr. In 2018 wird Teltow rund 5500 Euro für das Schulgeld der Erzieher in spe zahlen, 2019 werden es voraussichtlich rund 12 700 Euro sein.

Werder (Havel) investiert rund 600.000 Euro

Mit dem finanziellen Anreiz will Teltow seine Quereinsteiger in Ausbildung langfristig binden. Das schnell wachsende Teltow hat seit Jahren einen steigenden Bedarf an Erziehern. Ähnliche finanzielle Anreize hat jüngst auch Werder geschaffen. Etwa 600 000 Euro wird Werder investieren, um bis 2023 zehn Erzieher auszubilden. Der Unterschied zu Teltow: Werder übernimmt nicht das Schulgeld, sondern zahlt die Auszubildenden komplett selbst. Normalerweise werden sie anteilig vom Land bezahlt.

Das habe laut Werders 1. Beigeordnetem Christian Große (CDU) den Vorteil, dass das angehende Fachpersonal nicht bereits in der Ausbildung auf den Personalschlüssel angerechnet wird. Große wollte vermeiden, dass dadurch mehr Kinder von weniger ausgebildeten Fachkräften betreut werden. Werder zahlt seinen Azubis ab 2019 rund 1184 Euro brutto für 20 Stunden pro Woche, das Schulgeld von knapp unter 100 Euro pro Monat müssen sie selbst begleichen.

Pro Jahr beginnen in Teltow rund fünf bis sieben Umschüler

In Teltow bekommt die Leiterin des Kita-Eigenbetriebs, Solveig Haller, vor allem Bewerbungen von Quereinsteigern auf den Tisch. Menschen, die sich zuvor anderweitig ausgebildet haben und sich im Anschluss für eine Erzieherausbildung interessieren. Pro Jahr würden je nach Bedarf etwa fünf bis sieben Umschüler eine Erzieherausbildung in den Teltower Kitas beginnen. Der große Anteil an Quereinsteigern sei auch deshalb nötig, weil es immer schwieriger wird, ausgebildete Erzieher zu finden. Für das beginnende Kitajahr konnte erstmals nicht genügend Personal gefunden werden. Auch dies sei ein Grund für die Investition in die Ausbildung von Mitarbeitern mit einer anderen beruflichen Vorbildung, erklärt Haller.

Inklusive der 13 Quereinsteiger beschäftigt der Kita-Eigenbetrieb derzeit 179 Erzieher, davon seien laut Betriebsleiterin jedoch drei Mitarbeiter langzeiterkrankt und neun in Elternzeit. Zuletzt hatten vor allem Eltern über einen Personalnotstand in Teltower Einrichtungen geklagt. Der Personalschlüssel werde überall eingehalten, betonte Haller gegenüber den PNN – trotz der derzeitigen Engpässe. „Bei elf Einrichtungen haben wir den Luxus, Personal ausleihen zu können.“

Zuletzt habe sich die Situation in Teltow entspannt, heißt es

In Urlaubszeiten oder bei Krankheitswellen könne es aber vorübergehend zu Engpässen kommen. Zuletzt habe sich die Situation entspannt, auch weil nach dem Schuleintritt der ältesten Jahrgänge noch nicht so viele neue Kinder nachgekommen seien. So habe es zum Ende des vergangenen Kitajahres noch über 30 offene Krippen- und Kindergartenplätze in Teltow gegeben.

Erst vor wenigen Monaten hatte Teltow entschieden, auch auf Leitungsebene in mehr Personal zu investieren – nachdem Haller über eine „exorbitant gestiegene Belastung der Einrichtungsleiterinnen“ klagte. So sollen wie berichtet in den größten drei Kitas der Stadt die Leiterinnen Stellvertreter bekommen. Hier laufen derzeit die Bewerbungsverfahren, so Haller.

Als würde der Stress um fehlendes Personal nicht reichen, sind dem Kita-Eigenbetrieb auch noch die bisherigen Verwaltungsräume auf dem Gelände des Evangelischen Seniorenzentrums Bethesda in der Mahlower Straße gekündigt worden. Der Eigentümer, der Landesausschuss für Innere Mission (Lafim), wolle die Räume für seine Verwaltung künftig nutzen. Bereits zu Ende Oktober muss der Kita-Eigenbetrieb ausziehen. Nach intensiver Suche ist inzwischen aber ein neues Domizil gefunden worden: Die acht Mitarbeiter werden künftig in einem ehemaligen DDR-Plattenbau in der Neißestraße 1 arbeiten. Während des Umzugs, der voraussichtlich vom 5. bis 9. November vonstattengehen soll, wird die Verwaltung des Kita-Eigenbetriebes vorübergehend schließen.

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