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Potsdam-Mittelmark: Am Wasser rundum glücklich

Auf dem Gelände der Vulkanfiberfabrik in Werder entsteht ein Wasserwanderstützpunkt

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Kanuten steigen aus ihrem Boot und grillen mit ihren Familien Würstchen am Ufer. Kühle Getränke gibt es für Segler und Motorbootfahrer einige Meter weiter in einem kleinen Restaurant. Und wer Werders Umgebung entdecken will, kann sich gleich am Bootssteg auf ein Rad setzen und losfahren. Bis 2016 soll die Vulkanfiberfabrik zu einem Magneten für Wassertouristen ausgebaut werden. So sehen es die Pläne des Vereins „Freunde der Vulkan-Fiber-Fabrik Werder/Havel“ für den Ausbau des geschichtsträchtigen Geländes in der Adolf-Damaschke-Straße vor.

Vom ersten Weltkrieg bis zur Wende wurde hier der Verbundstoff Vulkanfiber hergestellt, zuletzt waren 150 Mitarbeiter damit beschäftigt. Jetzt soll das Industrieareal zur Erholungs- und Freizeitstätte werden, die überregionale Gäste anlockt. Dafür sollen ein Restaurant mit 40 Plätzen, ein Grill- und Kinderspielplatz, ein Fahrradverleih, größtenteils barrierefreie Sanitäranlagen mit Duschen und nicht zuletzt eine Vielzahl von neuen Bootswinterquartieren sorgen, in denen stärker als bisher Reparatur- und Servicearbeiten auch im Winter durchgeführt werden.

Dass ein solches Angebot bei Wassersportlern gut ankommt, bestätigt der Chef der auf dem Gelände ansäßigen Marina-Vulkan-Werft. Seine Kunden hätten in der Vergangenheit immer wieder nach derartigen Serviceleistungen gefragt, so Raoul Ahne. Eine weitere Besonderheit: Auch Wassersportler, die mit Kanus, Kajaks oder Ruderbooten unterwegs sind, können in Zukunft anlegen und am Ufer im Zelt übernachten.

„Ein solcher Wasserwanderstützpunkt hat in der Region schon lange gefehlt“, sagte der Besitzer der Vulkanfiberfabrik, der 48-jährige Berliner Arzt Jörg Maywald, gegenüber den PNN. Die nächsten Wasserwanderstützpunkte mit einem vergleichbaren Angebot sind in Potsdam und Brandenburg an der Havel. Auf der Werderaner Insel gebe es zwar einen kleinen Wasserwanderrastplatz, der könne laut Verwaltung aber in der Saison die Nachfrage nicht decken.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Vulkanfieber-Fabrik in drei Jahren soll der Ausbau des neuen Wassersportler-Paradieses abgeschlossen sein. Baustart ist voraussichtlich im Frühjahr kommenden Jahres. „Im Dezember reichen wir den Bauantrag beim Landratsamt ein“, so Maywald. Rund 1,2 Millionen Euro wird das Projekt kosten. Fast eine halbe Million steuert die Investitionsbank des Landes Brandenburg bei. Den Rest der Summe bringt der dem Eigentümer nahestehende Verein „Freunde der Vulkan-Fiber-Fabrik Werder/Havel“ auf.

Die Pläne zu Werders erstem Wasserwanderstützpunkt sind nicht neu. Jörg Maywald ist seit Ende der 90er-Jahre Eigentümer des Denkmals. Damals habe er das 34 000 Quadratmeter große Areal gekauft, um es für Wassersportler attraktiv zu machen, sagte er. Doch das historische, unter Denkmalschutz stehende Ensemble war dermaßen zerstört, dass der Erhalt der Fabrik in den letzten Jahren oberste Priorität hatte, erklärte Maywald.

Insgesamt zwei Millionen Euro habe er in die Instandhaltung investiert. Mittlerweile gibt es auf dem Gelände 22 Mieter. darunter Kleingewerbetreibende und Künstler. Der Großteil der Mieter hat sich am Wassersport ausgerichtet, wie unter anderem die Marina-Vulkan-Werft und mehrere Charterbetriebe.

Mit dem Ausbau soll die Qualität der bisherigen Wassersportanlage verbessert werden: „Eines unserer Ziele ist auch, den Wasserwanderstützpunkt für mehrtägige Aufenthalte zu entwickeln.“ Serviceangebote wie ein Fahrradverleih, ein Restaurant, neue sanitäre Einrichtungen und ein neu gestalteter Uferbereich sollen den Ort attraktiver machen. Zuspruch für die Pläne kommt von der kommunalen „Wassertourismusinitiative Potsdamer und Brandenburger Havelseen“. Die infrastrukturelle Lage sei hervorragend für ein derartiges Projekt, heißt es in einem Schreiben. Auch die Potsdamer Industrie- und Handelskammer befürwortet die Pläne. Die Stadt Werder sicherte ebenfalls ihre Unterstützung zu: „Jede Privatinitiative solcher Art stärkt unseren Standort“, so Bürgermeister Werner Große (CDU). „Erholung auf dem Wasser gehört ja zu den Schwerpunkten in unserem Erholungskonzept.“ Zudem könne man in 15 Minuten von der Vulkanfiberfabrik zur Blütentherme laufen.

Der Verein rechnet damit, dass sich der Wasserwanderstützpunkt zum überregionalen Magneten entwickelt. Nach seinen Berechnungen werden mehr als 60 Prozent der Kunden aus Orten anreisen, die weiter als 50 Kilometer von Werder entfernt sind. Nicht nur Wassertouristen sollen von dem neuen Angebot profitieren. Der Verein will mit seinem Vorhaben auch Radtouristen ansprechen: Am Grundstück entlang verläuft der überregionale Havel-Radweg. Zudem sei das Angebot eine ideale Verknüpfung für Rad- oder Tagestouristen aus Potsdam und Berlin, die zwischen dem Werderaner Bahnhof und dem Schifffahrtsanleger auf der Insel an der Fabrik vorbeikommen, erklärte Eigentümer Maywald.

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