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Vorerst gesichert. Die Stieleiche wurde in den vergangenen Tagen beschnitten, damit keine Äste auf den Weg oder das Nachbarhaus fallen. Der Baum ist innen hohl.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Alte Eiche auf dem Weinberg wiederbelebt

Kleinmachnow glaubt nach Pflegeschnitt an Rettung des Naturdenkmals. Experte hält weiteren Schnitt für nötig

Kleinmachnow - Über 30 Meter hoch, knorrige Äste und ein mehr als sieben Meter dicker Stamm - schon seit einer Ewigkeit bietet Kleinmachnows älteste Eiche auf dem Weinberg Passanten ein imposantes Bild. Doch seit einem Sturm im vergangenen August sorgt sich die Kommune um ihr Naturdenkmal. Ein riesiger Ast war aus der Krone gebrochen und zu Boden gestürzt. Seitdem ist der rund 700 Jahre alte Baum stark beschädigt.

Für viele schien er schon verloren, doch sei er das noch nicht. „Die kommende Vegetationsperiode wird zeigen, was in dem Baum noch an Vitalität steckt und wie er den massiven Grünmasseverlust wegsteckt“, sagte Kleinmachnows Gemeindesprecherin, Martina Bellack, den PNN.

Um das Gleichgewicht der alten Eiche wiederherzustellen und die Gefahr für das benachbarte Wohnhaus zu minimieren, hätte eine Fachfirma im Auftrag der Gemeinde den Baum vor einigen Wochen fachgerecht eingekürzt. Baumkletterer seien dabei bis in die 30 Meter hohe Krone hinaufgestiegen. Überraschend kam der Aststurz aber nicht. Die Eiche sei schon länger von Pilzen befallen, auch werde sie von anderen Pflanzen bedrängt. Bereits im Frühsommer hatte die Gemeinde daher zur Sicherheit den unter der Eiche entlangführenden Wanderweg am Rande des Bäketals gesperrt und als Alternative einen Weg über den Weinberg angeboten, der am neuen Gemeindezentrum im Alten Dorf endet. Sobald sich zeige, dass die ausgeführten Arbeiten an Kleinmachnows ältester Eiche erfolgreich waren, werde über die Wegeführung neu nachgedacht, erklärte die Gemeindesprecherin.

Georg Heinze, pensionierter Gartenbaumeister und zu DDR-Zeiten Naturschutzbeauftragter des Ortes, reicht das aber nicht. „Noch ist Leben in dem Baum“, meint auch er. Doch um ihn zu erhalten, müsse mehr passieren. „Es müssen weitere ausladende Äste zurückgeschnitten werden“, sagt er. Auch auf die Gefahr hin, dass der Baum an Ansehen verliere und am Ende nur noch eine Ruine dastehe. Heinze will die Stieleiche, die bis zu tausend Jahre alt werden kann, auch für spätere Generationen sichern.

Vor mehr als 700 Jahren war sie auf dem Weinberg wild aus der Erde gewachsen und ist als einzige ihrer Zeit bis heute erhalten geblieben. In der Nachbarschaft, hinter dem Landarbeiterhaus am Zehlendorfer Damm, steht noch ein anderes beeindruckendes Exemplar. Mit rund 500 Jahren zwar etwas jünger, doch nicht weniger attraktiv. Sockelbildung und Wurzelansatz ähneln einem Elefantenfuß, erzählt Heinze. Doch auch hier werde aus seiner Sicht zu nachlässig agiert. Inzwischen seien bereits erste Äste abgestorben, warnt der Kleinmachnower. Um die Eiche zu sichern, müsste auch dieser Baum von Jungwuchs und angrenzenden Bäumen befreit werden.

Damit spricht der Gartenbaumeister ein in der Gemeinde umstrittenes Thema an. Zurückliegend hatten Anwohner und andere Naturschützer protestiert, weil die Gemeinde Äste an den Alteichen zur Sicherung der Fußgänger zurückgeschnitten hatte. Sie sprachen sich dafür aus, die Bäume unangetastet zu lassen und den Wanderweg dauerhaft zu verlegen.

Ein von der Gemeinde beauftragter Baumgutachter hatte allerdings für den Schnitt als lebensverlängernde Maßnahme geworben und davor gewarnt, dass andernfalls die mittlerweile hohlen Stämme unter der Last der Kronen zusammenbrechen können. Solveig Schuster

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