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Will mehr als Teltower Rübchen: Angehende Köchin Kitty.

© Gesicht-zeigen e.V.

Aktion "Gesicht zeigen": Teltower Rübchen und braune Soße

Wie die kleine Knolle, eine Spezialität, auf die Plakate für Toleranz und gegen Rechtsextremismus kam.

Teltow - Was Teltower Rübchen mit Rechtsextremismus zu tun haben? Die lokale Spezialität wird ab kommender Woche zu einem Symbol im Kampf gegen Rechts – und soll dabei für die vertraute Enge der Heimat stehen. Der Verein „Gesicht zeigen – für ein weltoffenes Deutschland“ startet am Dienstag eine Plakataktion in Nordbrandenburg und Berlin. „Ich erwarte mehr vom Leben als Teltower Rübchen“, ist auf einem der Poster zu lesen. Der Gedanke dahinter: Azubis werben für Toleranz, treten gegen Rechtsextremismus ein und plädieren dafür, mal über den Brandenburger Tellerrand zu blicken.

„Für die junge Köchin Kitty haben wir gezielt nach einer typisch regionalen Spezialität gesucht, die oft bemühte Spreewaldgurke war uns dabei aber zu langweilig“, erklärte Ronald Huster, Sprecher des Vereins, gestern den PNN. Auch andere Berufsgruppen seien natürlich vertreten, so erklärt etwa ein Landschaftsgärtner, dass „deutsche Eichen nicht so sein Ding“ seien. Die Zielgruppe seien vor allem junge Auszubildende, so Huster. Der Verein wurde im Jahr 2000 von Uwe-Karsten Heye, Paul Spiegel und Michel Friedman gegründet und finanziert sich über Spenden. Die Plakataktion wird unter anderem vom Bundesprogramm „Integration und Vielfalt“ und der Initiative „Tolerantes Brandenburg“ gefördert.

In der Rübchenstadt Teltow wusste man bis gestern nichts von der Aktion. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) war entsprechend überrascht, dass die lokale Delikatesse ausgewählt wurde. Grund zur Sorge, dass das Gemüse durch das Projekt mit rechtem Gedankengut und Engstirnigkeit assoziiert werde, sieht er aber nicht. „Die Gedanken sind natürlich frei, aber darauf zu kommen, liegt mir fern“, erklärte er. Im Gegenteil, Schmidt wertet es vielmehr als Marketingerfolg. Er sei erstaunt, dass Teltower Rübchen mittlerweile als typischer für die Region gälten als etwa der Beelitzer Spargel. Die Idee hinter der Aktion sei unterstützenswert.

Offen blieb bislang die Frage nach einer möglichen Verletzung des Markenrechts, denn: Der Begriff „Teltower Rübchen“ ist geschützt. So darf sich nur Gemüse, das auch von den beiden Teltower Rübchenbauern angebaut wurde, tatsächlich so nennen. Die kleinen weißen Knollen sind entsprechend rar, unverwechselbar im Geschmack und werden als Delikatesse in ausgesuchten Restaurants angeboten. Auch Goethe und Friedrich der Große wussten die Rübchen zu schätzen. Die beiden hätten das Gemüse auf seiner Mission für Toleranz und Offenheit sicher unterstützt. 

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