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Potsdam-Mittelmark: Äpfel am Wegesrand

Ein Michendorfer Verein legt Streuobstwiesen an und will damit eine alte Tradition wiederbeleben

Von Eva Schmid

Michendorf - Der Boden ist aufgewühlt, Rohre liegen herum. Justus Mayser baut mit Hilfe eines Experten eine Bewässerungsanlage ein. Am Sonntag sollen auf der rund 8000 Quadratmeter großen Wiese an der Wildenbrucher Straße 66 Obstbäume gepflanzt werden. Es ist die erste Streuobstwiese, die der noch junge Michendorfer Verein „Langerwischer Obstgarten“ anlegt. Ein erster Schritt für ein ambitioniertes Projekt.

Dass es in Michendorf einst Obstbauern gab und dass Michendorf in Sachen Obst- und Gemüseanbau früher mal mit Werder (Havel) nahezu gleichauf lag, das wissen heute nur noch wenige im Ort.

Es musste erst ein Zugezogener kommen, der im Badischen aufwuchs und einen Faible für kleine knorrige Bäume und bunte Wiesen hat und der an die alte Tradition wieder anknüpfen will. Justus Mayser, von Beruf her Architekt, saß als kleiner Junge oft in den Obstbäumen. Mittlerweile hat er 14 Mitstreiter gefunden, die wie er von Streuobstwiesen begeistert sind und das Obstbauprojekt unterstützen. Neben den Aktiven gibt es zahlreiche Baumpaten, die sich symbolisch um einen der jungen Bäume kümmern.

Nachdem im Frühjahr dieses Jahres bereits ein verwilderter Privatgarten in Langerwisch bepflanzt wurde, steht nun die erste Wiese am Straßenrand an. Für 25 Jahre hat der Verein die Fläche von der Eigentümerin gepachtet. Im Herbst des kommenden Jahres sollen weitere 100 Bäume auf einer gut 10 000 Quadratmeter großen Wiese in der Straße Am Priesterweg in Neu-Langerwisch gesetzt werden.

Das große Ziel von Mayser ist es, einen Obstwanderweg durch die Ortsteile Michendorfs zu etablieren. Vom alten Bestand ist dann doch noch ein bisschen übrig geblieben, das soll zusammen mit den jungen Bäumchen einst zu einem prächtigen Band werden. Nicht nur Einheimische, sondern auch vorbeifahrende Touristen sollen von den sortenreichen Wiesen profitieren. Auf fünf Hektar sollen in Michendorfs Ortsteilen insgesamt rund 700 neue Obstbäume gepflanzt werden. Über 40 Apfelsorten will der Verein dafür nutzen, darunter viele alte Sorten, die heute in Vergessenheit geraten sind.

Jede Wiese werde zum Schutz vor Wildtieren eingezäunt, stehe aber Mayser zufolge allen Interessierten offen. „An jedem Baum wird es zudem eine kleine Infotafel geben, auch einen QR-Code“, so der 54-jährige Vereinschef. Wer weiterführende Infos zu dem Obstbaum haben möchte, wird mittels QR-Code im Internet fündig.

Bis die Bäume den vollen Ertrag bringen, wird es noch gute zehn Jahre dauern, die Obstbüsche oder die Quitten hingegen werden schon früher tragen. Naschen sei erlaubt, so Mayser. Jedoch wolle er die Früchte zu Marmelade, Saft, Likör weiterverarbeiten, sie in der Region verkaufen. „Auch die Gastronomen in der Umgebung sind daran interessiert“, so Mayser.

Das Projekt ist nicht ganz billig. Allein für die erste Streuobstwiese seien mehr als 30 000 Euro ausgegeben worden. Das Bewässerungssystem nicht mitgerechnet, das hat die Michendorfer Firma Raintec gespendet. Förderung erhalten die neuen Obstzüchter von der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg sowie von der allianz-nahen Stiftung Nature Life. Eva Schmid

Die Pflanzaktion auf der Streuobstwiese an der Wildenbrucher Straße findet am Sonntag um 13 Uhr statt. Der Verein bietet am 9. November einen Schnittkurs an. Weitere Infos unter www.langerwischer-obstgarten.de

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