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Der meiste Müll wandert in der Mittelmark in die Restmülltonne. 

© Manfred Thomas

Abfallgebühren in Potsdam-Mittelmark: Müllentsorgung wird 2019 teurer

Der Durchschnittshaushalt in Potsdam-Mittelmark muss künftig gut 26 Euro mehr für die Müllentsorgung bezahlen. Gründe dafür gibt es einige.

Von Enrico Bellin

Die Müllgebühren werden im Landkreis im kommenden Jahr deutlich steigen. Das geht aus einer Vorlage der Kreisverwaltung für den Finanzausschuss am 6. November hervor. So soll die jährliche Grundgebühr pro Person im Haushalt um 5,30 Euro auf 34,70 Euro angehoben werden. Auch die Entleerungsgebühren steigen, für eine 80-Liter-Tonne beispielsweise um 19 Cent, für die 60-Liter-Biomülltonne sogar um 22 Cent.

Grund für die Preissteigerungen sind laut Kreisverwaltung gestiegene Tariflöhne, höhere Dieselpreise und die Ausweitung der Lkw-Maut auf Bundesstraßen im Landkreis. Zudem müsse man den Ausbau der Wertstoffhöfe finanzieren. Da auch mehr Sperrmüll abgegeben wird, muss der zuständigen Sachbearbeiterin Ina Müller zufolge ein zusätzliches Sperrmüllfahrzeug eingesetzt werden.

Auch einzelne Leistungen werden deutlich teurer

Für eine vierköpfige Familie, die monatlich eine 80-Liter-Restmülltonne und eine 60-Liter-Biomülltonne abholen lässt, bedeutet die Preiserhöhung eine jährliche finanzielle Mehrbelastung von 26,12 Euro. Hinzu kommt: Auch einzelne Leistungen wie die Entsorgung von Grünabfall, also Laub oder Holzschnitt, werden deutlich teurer: Bei Abgabe eines Sacks mit einem Kubikmeter Inhalt werden statt 42,75 Euro künftig 48 Euro fällig.

Die Differenz zwischen den Müllgebühren in Potsdam und Potsdam-Mittelmark wächst mit der geplanten Preiserhöhung deutlich an. Wie berichtet plant die Landeshauptstadt, die Gebühren für das kommende Jahr sogar zu senken. Damit wird die Jahresgrundgebühr pro Person in Potsdam künftig 7,67 Euro unter der mittelmärkischen liegen. Die Entleerung einer 80-Liter-Restmülltonne ist mit 3,87 Euro in der Mittelmark fast ein Drittel teurer als in Potsdam. Kurios: Während in Potsdam gestiegene Erlöse aus der Verwertung von Altpapier und Schrott als Grund für die Preissenkung angeführt werden, nennt Sachbereichsleiterin Ina Müller „sinkende Verwertungserlöse für Altpapier“ als einen Grund der Preissteigerung in der Mittelmark. Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise für Altpapier in den ersten Monaten dieses Jahres tatsächlich deutlich gesunken, nachdem sie 2017 noch neue Höchststände erreicht hatten. Zwischen September 2017 und September 2018 haben sich die Preise nahezu halbiert.

Die Biomüllanlagen müssen umgebaut werden

Mit Kostensteigerungen von 56 Prozent rechnet der mittelmärkische Abfallwirtschaftsbetrieb (APM) auch bei der Kompostierung von Bio- und Grünabfall. Wegen neuer Gesetze seien insbesondere verschärfte Vorgaben für den Gewässerschutz umzusetzen. So müssen Ina Müller zufolge nicht nur die Kompostierungsflächen, sondern auch die Annahmeflächen für den Biomüll und dessen Lagerplätze versiegelt werden. Auch Becken, in denen das auf diese Flächen fallende Regenwasser gesammelt wird, müssten gebaut werden. Neue düngerechtliche Verordnungen sähen zudem vor, dass künftig weniger Kunststoff im fertigen Kompost sein darf. Daher erhöhe sich auch der Personalbedarf bei den Kompostierungsanlagen. Auch sei der Verkauf des Kompostes an die Landwirtschaft durch die neue Düngeverordnung, nach der Felder nur noch zu bestimmten Jahreszeiten gedüngt werden dürfen, schwerer geworden.

Die Menge der kompostierbaren Abfällen im Landkreis ist zuletzt stark gestiegen, wie die kürzlich vorgestellte Abfallbilanz für 2017 zeigt. Mit 4146 Tonnen wurden im vergangenen Jahr 645 Tonnen mehr Biomüll entsorgt als noch 2016. Immer mehr Haushalte entscheiden sich dafür, eine Biomülltonne anzuschaffen – auch, weil deren Entleerung rund 70 Cent billiger ist als die einer Restmülltonne. Die meisten Biomülltonnen stehen im Teltower Raum und in Werder (Havel), während Mittelmärker in den ländlichen Gebieten ihren Biomüll meist selbst kompostieren.

Jeder Mittelmärker produziert 43 Kilo Sperrmüll

Einen Rekord gab es im vergangenen Jahr beim Sperrmüll: Mit 9101 Tonnen wurde so viel Sperrmüll wie noch nie entsorgt. Im Durchschnitt hat jeder Mittelmärker 2017 genau 43 Kilogramm Sperrmüll produziert, im Jahr 2010 waren es noch 38 Kilogramm. Wegen der gestiegenen Menge soll der Sperrmüll künftig öfter abgeholt werden, genaue Zahlen nannte die APM dazu noch nicht. Oftmals rücken die Müllfahrzeuge jedoch umsonst aus, da der Sperrmüll schon von anderen Sammlern illegal abgeholt wurde: 1094 solcher Leerfahrten habe es im vergangenen Jahr gegeben. Sogar 1910 Leerfahrten gab es der Abfallbilanz zufolge bei der Abholung von Elektroschrott. Die APM geht davon aus, dass die am Straßenrand abgestellten Geräte von „osteuropäischen Sammelbrigaden“ eingeladen würden. Dadurch entgehen dem Betrieb nicht nur die Einnahmen aus dem Verkauf noch verwertbarer Rohstoffe, durch die unnötigen Fahrten entstünden auch hohe Kosten, die jedoch nicht näher beziffert wurden.

Den größten Anteil an den mittelmärkischen Abfällen macht trotz Mülltrennung noch immer der Hausmüll aus. 28,6 Prozent allen im vergangenen Jahr gesammelten Mülls stammt aus der grauen Tonne. Jeder Mittelmärker hat im Durchschnitt 103 Kilogramm Restmüll produziert. Das sind zwei Kilogramm mehr als im Vorjahr.

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