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700 Jahre Werder (Havel): Von der Urzeit bis zur Blütentherme

Zum 700-jährigen Werderaner Stadtjubiläum wird für eine spannende Chronik geforscht.

Werder (Havel) - Ein großes Ereignis wirft seine Schatten voraus. 2017 wird in Werder (Havel) das 700-jährige Stadtjubiläum gefeiert. Viel ist schon geschrieben geworden über die Werderschen und ihre Geschichte – was fehlt zu diesem Anlass ist eine umfassende Chronik – beruhend auf wissenschaftlich belegten Quellen und dennoch spannend aufbereitet. Dieser Aufgabe will sich jetzt der neu gegründete Verein „700 Jahre Heimatgeschichte Werder (Havel)“ widmen. Den Vorsitz übernahm Baldur Martin, der als engagierter Heimatforscher bekannt ist. Eine Konzeption für die Chronik liegt bereits vor, und die amtierende Bürgermeisterin Manuela Saß kündigte auf einer Pressekonferenz des Vereins am Mittwoch tatkräftige Unterstützung an.

„Der Heimatverein und viele Hobby-Historiker haben in der Vergangenheit bereits viele Forschungsergebnisse vorgelegt“, sagte Martin. Besonders die jährlich erscheinenden Heimatgeschichtlichen Hefte gelten als reiche Fundgrube. Nun komme es darauf an, eine Gesamtschau zu erarbeiten und Lücken zu schließen. Das Projekt ist anspruchsvoll: Der bisher 15 Mitglieder starke Verein möchte bis zum Jubiläumsjahr sieben Bände herausgeben. Drei Bände sollen eine Chronologie der Werderaner Geschichte von der ersten Besiedlung bis zur Gegenwart aufnehmen. „Darüber hinaus wollen wir uns speziellen Themen widmen, die die Geschichte der Stadt besonders geprägt haben“, kündigte Martin an. So ist für Fischerei, Weinbau und Ziegeleien ein eigener Band vorgesehen ebenso wie für den Obst- und Gartenbau. Auch für die Geschichte der Industrie sowie für Bildung, Kultur, Tourismus und Vereine soll es spezielle Bände geben. Sicher wird dort auch die neue Blütentherme eine Rolle spielen.

Für viele Gebiete hat man bereits fachlich versierte Autoren gewinnen können. Dazu zählt die Ziegelei-Spezialistin Barbara Czycholl ebenso wie Marianna von Klinski-Wetzel, die unter anderem das Buch „Wildpark-West a.d. Havel. Die Geschichte der Wiese Gallin“ veröffentlicht hat, oder die Stadtführerin Jutta Enke, die die Geschichte der Fischerei beleuchten wird. Das Kapitel für Ur- und Frühgeschichte übernimmt das Landesamt für Denkmalpflege.

Aufgegriffen werden sollen ebenso Themen und Zeitabschnitte, die laut Baldur Martin bisher weitgehend außen vor geblieben sind. Der Heimathistoriker zählt dazu auch die Zeit des Nationalsozialismus. Für diesen Abschnitt könnte die Werderaner Arbeitsgruppe Stolpersteine, die derzeit umfangreich zu Opfern des NS-Regimes recherchiert, einbezogen werden, regte Martin an.

Und vor allem will man bei der Jugend Interesse für die Geschichte ihrer Heimatstadt wecken. Bürgermeisterin Saß schlug vor, im Rahmen eines Schulprojekts zu recherchieren, in welchen Werderaner Gebäuden die Steine der zahlreichen regionalen Ziegeleien verbaut wurden. Die Vereinsmitglieder wünschen sich zudem, dass die Chronik im Unterricht behandelt wird und jede Werderaner Schule einen Klassensatz der siebenbändigen Ausgabe bekommt.

Ohnehin müssten aus dem Kreis der Werderaner Wirtschaft noch Förderer für das Projekt gefunden werden, sagte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Klaus Peter Meißner, in Werder bekannt als Geschäftsführer der Havelauen-Projektgesellschaft. Allein aus den moderaten Mitgliedsbeiträgen lasse sich die Chronik nicht finanzieren, obwohl alle Autoren ehrenamtlich arbeiten.

Die Werderaner werden zudem gebeten, ihren Haushalt noch einmal nach zeitgeschichtlich interessanten Dingen zu durchforsten. „Ich weiß, dass es da noch viel gibt“, sagte Martin. Das gefundene Material kann den Heimatforschern oder auch dem Stadtarchiv leihweise zur Verfügung gestellt werden.

Vorübergehend hat der Verein ein Büro bei der Trax-Gesellschaft bezogen. Dort ist er unter der Telefonnummer (03327) 489227 zu erreichen.

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