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13. Fährfest Caputh: Wenn die Nymphe mit dem Tod tanzt

Beim Fährfest Caputh wurde Orpheus und Eurydike auf Wasserskiern aufgeführt – vor 5000 Besuchern

Von Sarah Kugler

Caputh - Mit geschwellter Brust stolzieren die Satyre in einer schwungvollen Parade umher. Blumenbekränzte Nymphen hüpfen hinterdrein, ein kleiner Amor schießt seine Pfeile quer durch die Menge – und das alles mitten auf den Wellen der Havel mit Wasserskiern unter den Füßen. Zum ersten Mal in der 13-jährigen Geschichte des Caputher Fährfestes, das am vergangenen Samstag an der Havelpromenade in Caputh und Geltow stattfand, zeigten die Sportler des Wasserski-Club Caputh Preußen e.V. ein Theaterstück.

Insgesamt 28 Wasserskier und Wakeboarder inszenierten – bei strahlendem Sonnenschein – die antike Liebesgeschichte von Orpheus und Eurydike mit viel akrobatischer Kunst und bombastischer Musik. Die Idee, die Geschichte von dem Sänger Orpheus zu erzählen, der seine Geliebte Eurydike aus der Welt der Toten wieder zurückholen möchte, stammt von Julia Hüller, Tochter von Wasserski-Vereinspräsident Heiko Hüller. „Ich hatte zum Valentinstag mit meinem Freund und meinen Eltern die ’L'Orfeo’ von Monteverdi gesehen“, erzählt sie. „Das war so ein schönes Erlebnis und das Bühnenbild hat mich auch so beeindruckt, dass ich dachte: Das könnte man doch mal auf dem Wasser machen.“

Der Freund, Rote Rosen-Darsteller Frederic Böhle, wurde dann auch gleich als Vorleser ins Stück mit eingebaut. Ihr Vater, sagt Julia Hüller, habe bei dem Vorschlag zuerst schief geguckt, ein Konzept habe sie aber trotzdem erstmal vorgelegt. Und es klappte: Zwei Monate hat die Vorbereitung gedauert, mit am aufwendigsten waren dabei die Kostüme, wie Hüller sagt. So konnten die Satyr-Darsteller zum Beispiel kein komplettes Körperfell bekommen, weil sich das sonst mit Wasser vollgesaugt hätte und zu schwer geworden wäre. „Also haben wir uns dann mit den Masken begnügt“, so Hüller, die auch selbst in dem Stück mitgespielt hat. Auch sonst wurden die Kostüme leicht gehalten: Bunte Bikinis für die Nymphen und weiße fließende Kleider für Eurydike bestimmten das Bild. Düster wurde es nur beim Tod, der als gruseliges Skelett daherkam. Letztendlich waren es aber auch nicht die Kleider, auf die es ankam, den immer wieder aufkommenden jubelnden Applaus erhielten die Wasserskier für ihre beeindruckenden sportlichen Leistungen. Nicht genug, dass sie während der Höchstgeschwindigkeiten die Balance halten mussten, sie bauten auch noch Drehungen, Sprünge und Hebefiguren in die Performance mit ein. „Ich bin fix und fertig“, sagt Hüller hinterher – sichtlich erschöpft, aber immer noch mit einem Lächeln im Gesicht. „Aber es hat super viel Spaß gemacht und ich bin sehr zufrieden, ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass es so gut wird.“ Zufrieden ist auch ihr Vater Heiko Hüller: Alles habe gut geklappt und bis auf zwei verhedderte Leinen sei alles nach Plan gelaufen. „Die Schwierigkeit war ja, dass wir das nicht komplett üben konnten, jeder hier hat ja schließlich auch einen Job, dem er nachgehen muss“, so der Vereinschef. „Das musste dann so alles klappen.“ Auch das Publikum war begeistert, auch wenn der ein oder andere am Ende der Geschichte kurz stutzte. Das hatten Julia Hüller und ihr Team nämlich in ein Happy End umgewandelt, sodass Orpheus und Eurydike am Ende doch noch zusammenfinden – ein Hoffnungsschimmer für die Liebe also und kein Stimmungstrüber für das Fährfest, das mit über 5000 Besuchern eines der bestbesuchten der letzten Jahre war. „Ich muss sagen, ich bin wirklich sprachlos“, sagt Kerstin Hoppe, Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee. „So viele Menschen habe ich noch hier erlebt, das ist der helle Wahnsinn.“ Die Fähre sei das Bindeglied zwischen den Ortsteilen Caputh, Geltow und Ferch. Das Fährfest unterstütze deswegen den Zusammenhalt der Gemeinde Schwielowsee. „Es ist wichtig, dass wir immer mehr zusammenwachsen, auch gerade als beliebte Urlaubsregion“, so Hoppe, die das Fest traditionell jedes Jahr selbst auf Wasserskiern eröffnet. Das Fest locke aber auch Gäste von außerhalb: „Es gibt Leute, die extra für dieses Wochenende hier buchen.“ Auch sonst läuft es in Bezug auf den Tourismus gut in der Gemeinde Schwielowsee: Laut der Bürgermeisterin steigen die Besucherzahlen in allen drei Ortsteilen von Jahr zu Jahr, schon jetzt sieht es für dieses Jahr sehr gut aus. Das Fährfest sieht sie dabei als stabilen Anziehungspunkt, das auch dem guten Zweck dient: In der jährlichen Tombola der Sponsoren sind bereits am Freitag 1 320 Euro für das Familienzentrum Caputh zusammengekommen. Darüber hinaus spenden einige Vereine ihre Festeinnahmen an Hilfsorganisationen.

„Das ist sehr nett“, sagt Hoppe und zeigte sich sehr gerührt. „Dieses Jahr kamen am Abend auch ganz viele Menschen zu uns und haben sich für den schönen Tag bedankt, besser kann es doch eigentlich nicht laufen.“ Ob im nächsten Jahr zum Fährfest am 6. August 2016 auch wieder ein Wasserski-Theaterstück stattfinden wird, wusste sie am Wochenende noch nicht. Fest steht aber, die Tradition des Wasserskis wird erhalten bleiben – ob mit oder ohne Kostüme.

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