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Plakativ. Für Wilhelmshorst wurde bunt geworben.

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111 Jahre Wilhelmshorst: Gute Luft für die Berliner

Wilhelmshorst - Mit einem Eisenbahnwaggon fing alles an: Der Architekt Gustav Winkler ließ den Bahnwagen Anfang des 20. Jahrhunderts von Potsdam aus nach Wilhelmshorst transportieren – quer über Straßen und Wege.

Wilhelmshorst - Mit einem Eisenbahnwaggon fing alles an: Der Architekt Gustav Winkler ließ den Bahnwagen Anfang des 20. Jahrhunderts von Potsdam aus nach Wilhelmshorst transportieren – quer über Straßen und Wege. Der Transport soll Wochen gedauert haben. Winkler hatte so für sich und seine Familie ein Refugium der besonderen Art geschaffen, um hier im Sommer wohnen zu können. Damit war der Architekt, der in Schöneberg und Caputh Häuser entworfen hatte, quasi der erste Bewohner Wilhelmshorsts, auch wenn es den Ort um 1903 eigentlich noch gar nicht gab.

Als Geburtsjahr der Landhauskolonie gilt das Jahr 1907, sagt Historiker Rainer Paetau, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte. Paetau eröffnete am Samstag mit einer Ausstellung über die Landhauskolonie im Gemeindezentrum das Jubiläumsjahr der Gemeinde. In jenem Jahr reichte der Charlottenburger Grundstücksentwickler Wilhelm Mühler seinen Plan von der Parzellierung und Besiedlung Wilhelmshorsts bei den Behörden ein. 111 Jahre ist das her, Grund genug für Paetaus Verein, eine Ausstellung zur Historie der Siedlung zu gestalten.

Die kleine Schau zeigt Abbildungen der damals gebauten Landhäuser: Ins Grüne strebende Großstädter, darunter viele aus dem nahen Berlin, ließen sich in Wilhelmshorst nieder. Frische Luft und herrliche Natur lockten. Es kamen gut Betuchte: Direktoren, aber auch Künstler. Manche Ministerialräte und Unternehmer bauten nur ein Wochenendhaus, andere ein festes Anwesen.

In der Ausstellung ist auch der Parzellierungsplan Mühlers zu sehen. Das Areal, das der Unternehmer von Langerwischer Bauern gekauft hatte, erstreckte sich nördlich der Wetzlarer Bahn bis hin zu dem Gelände Gustav Winklers, jenem Sommerfrischler mit Eisenbahnwaggon, der um 1908 aber auch ein festes Haus auf seinem Areal errichten ließ. Ihm gehörte die Nordspitze des heutigen Wilhelmshorster Siedlungsgebiets. Wilhelm Mühler trieb indes die Entwicklung des Ortes massiv voran. Mit der Pferdekutsche holte der Unternehmer bauwillige Interessenten vom Michendorfer Bahnhof ab, um ihnen das Wohnen auf dem Land schmackhaft zu machen.

Die Schau erinnert zugleich an einige Architekten, die im Ort wirkten. So wurde die Entwicklung Wilhelmshorsts ganz wesentlich geprägt von dem Charlottenburger Albert Gessner, der ungefähr ab 1911 das Gebiet südlich der Wetzlarer Bahn entwickelte – wirtschaftlich unterstützt von zwei Charlottenburger Kaufleuten, wie Paetau berichtet. Für den renommierten Architekten Gessner, der auch Mitglied des Deutschen Werkbundes war, bildeten Natur und Baukunst eine Einheit. Die Straßenführungen in Wilhelmshorst passte er feinsinnig den topografischen Gegebenheiten an. Jedoch wurde im Ort nur ein Teil seiner Planungen verwirklicht. 

Die Ausstellung in der Dr.-Albert-Schweitzer-Straße 9-11 ist noch am 25. März zwischen 14 und 18 Uhr zu sehen, danach nur mit Terminvereinbarung. Infos unter www.wilhelmshorst-online.de

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