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Trotz Festabsage kamen Besucher zu den Obsthöfen. 

© Andreas Klaer

Obstbauern und Stadt Werder ziehen Bilanz: Nach der Baumblüte ist vor der Baumblüte

Das Fazit fällt zwar meist positiv aus, aber der Wunsch nach einem „echtem Fest“ bleibt. Für das kommende Jahr gibt es bereits Pläne.

Werder (Havel) - Man bekommt den Eindruck, es war ein bisschen wie eine Generalprobe. In Werder (Havel) haben an den vergangenen zwei Wochenenden Obsthöfe und Obstwein-Hersteller ihre Betriebe für Gäste geöffnet – trotz offizieller Absage des Baumblütenfestes. Zum dritten Mal in Folge fiel es aus. Der Veranstalter hatte dies Ende 2022 damit begründet, durch Corona-Pandemie gebe es keine Planungssicherheit. Die Corona-Regeln seien beim Fest nicht umsetzbar. Etwa 30 Akteure, Bauern und Produzenten schenkten dennoch Obstwein aus und boten den Gästen teils auch Speisen an. Im Innenstadtbereich blieb es ruhig – mangels Fahrgeschäften, Verkaufsständen und Bühnen, die vor der Pandemie zum Blütenfest gehörten.

„Wir sind verhältnismäßig zufrieden“, sagte Gerd Barth vom Bäuerlichen Familienbetrieb Barth – Remus im Ortsteil Plessow. Man hätte aber ein paar mehr Gäste bewirten können. Der Familienbetrieb hatte neben seinem Obstwein Fleisch vom Grill sowie Kaffee und Kuchen angeboten. 60 Prozent des Weinumsatzes, den man vor Corona gehabt habe, sei eingenommen worden. Der Rest werde nun auf den Wochenmärkten verkauft. Barth findet es gut, dass in diesem Jahr Jugendliche, die schon „stark alkoholisiert aus dem Zug steigen“ ausblieben. Dennoch: „Die Berliner haben gefehlt.“ Im nächsten Jahr könnte das Fest wieder offiziell stattfinden, aber kleiner und feiner, findet der Obstbauer.

Viele Programmpunkte für das kommende Jahr stehen fest

Kleiner und feiner: So sehen auch die Planungen der Veranstaltungsgesellschaft aus, die das Fest 2023 definitiv wieder ausrichten will. Und viele Programmpunkte stehen bereits fest: „Es soll Bühnen auf der Bismarkhöhe und dem Plantagenplatz geben. Keine Bühne mehr auf der Insel. Ein Weindorf auf dem Marktplatz. Foodtrucks an der Regattastrecke, einen Kunst- und Handwerkermarkt sowie einen Pro Agro-Regionalmarkt auf der Insel“, sagte Sebastian Hoferick, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft Werder (Havel) mbH, den PNN. Auf dem Gelände des Werderaner FC soll es einen Kinderspielbereich geben. Es soll ein Fest werden „mit Niveau“, sagte er. „Keine Massenabfertigung.“

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Zu den weiteren Plänen gehört ein Singer-Songwriter-Podest, auf dem Hartplatz sollen sich Schausteller mit den wesentlichen Fahrgeschäften positionieren. Man wolle nicht jeden, der sich bewerbe, annehmen. Die Straßen sollen nicht vollgestellt werden. „Weg von Lederhandtaschen und Socken. Regionale Kulinarik im Vordergrund.“ Es solle ein Fest für Familien und Kinder werden. „So, wie es ursprünglich war, im Garten der Obstbauern sitzen. Kein Sauftourismus.“

Saufgelage sorgten für Imageproblem

Die Pläne kommen den Ideen und Wünschen der Werderaner nahe. Nachdem das Baumblütenfest mit Imageproblemen zu kämpfen hatte, es immer wieder zu Einsätzen der Polizei wegen betrunkenen Gästen gekommen war, sprachen sich viele aus Werder für ein kleineres, entzerrteres Fest aus.

Die Bilanz der Polizei zeigt: Ruhiger blieb es dieses Jahr in jedem Fall. Die Polizisten hätten „Präsenz gezeigt“, so Sprecherin Ariane Attrodt. Es habe „in diesem Zusammenhang keine herausragenden polizeirelevanten Sachverhalte“ gegeben.

Den Höfen und Obstwein-Produzenten ist vor allem wichtig, dass das Fest wieder angekündigt wird. „So können wir besser planen“, sagte Ulrich Gaube vom Getränkemarkt Gaube in der Potsdamer Straße. Normalerweise biete er neben dem Obstwein auch Speisen an. Aber in diesem Jahr habe man ja nicht planen können. „Wir wollen nicht 50 Bleche Kuchen an unsere Hühner verfüttern.“ Ein paar Besucher seien gekommen. Aber die Zahl sei längst nicht mit der beim Baumblütenfest vor der Pandemie vergleichbar gewesen. 

„Viele sagten, sie hätten gar nicht gewusst, dass überhaupt etwas stattfinde.“ Auch hätten viele Höfe gar nicht erst aufgemacht, aus Unsicherheit darüber, was auf sie zukomme. Und diejenigen, die aufgemacht hätten, seien von Gästen überflutet worden. Manche Besucher hätten nach Essen gesucht, weil nur ganz vereinzelt etwas angeboten worden sei. Gaube findet es gut, dass es in diesem Jahr kein „Saufgelage“ gegeben habe. Es sei richtig gewesen, dass keine Sonderzüge wie sonst aus Berlin gefahren seien. „Das Publikum war anders. Angenehmer.“ Aber eine Ankündigung der Stadt für ein Baumblütenfest in abgespeckter Version, das brauche es für das nächste Jahr.

Ähnlich sieht das auch Uwe Leo von Leos Weingarten. Im Hohen Weg, wo er ansässig ist, hätten viel zu wenige Höfe geöffnet gehabt. „Bei den wenigen Höfen gab es dann lange Schlangen.“ Auch hätte die Stadt sich um Toiletten und Müll kümmern müssen. „Das war nicht gut organisiert.“ Noch gut 1000 Liter Obstwein habe er übrig. Er will daher noch bis zum 8. Mai Besucher auf seinem Hof empfangen. Und auch danach steht der Hofladen weiterhin offen.

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