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PORTRÄT VLADIMIR FRANZ PRÄSIDENTSCHAFTSKANDIDAT:: „Wählen Sie tapfer!“

Als er in der Prager Staatsoper gefeiert wurde, war Vladimir Franz nicht dabei: Am Vorabend der zweitägigen tschechischen Präsidentschaftswahl, die am heutigen Samstag endet, ging die Weltpremiere seiner Oper über die Bühne. Vladimir Franz aber, der Komponist mit dem Ganzkörper-Tattoo, saß wieder einmal auf einem Podium und erklärte, warum er Präsident werden will.

Als er in der Prager Staatsoper gefeiert wurde, war Vladimir Franz nicht dabei: Am Vorabend der zweitägigen tschechischen Präsidentschaftswahl, die am heutigen Samstag endet, ging die Weltpremiere seiner Oper über die Bühne. Vladimir Franz aber, der Komponist mit dem Ganzkörper-Tattoo, saß wieder einmal auf einem Podium und erklärte, warum er Präsident werden will. Für den 53-Jährigen ist die Kandidatur sein erster Ausflug in die Politik – und obwohl ihn die etablierten Kandidaten am Anfang belächelt haben, staunen sie nun über den unverhofften Erfolg des vermeintlichen Außenseiters. In den Debatten schlägt er sich gut, und sein Wahlkampfteam hat Unterstützer quer durch alle gesellschaftlichen Schichten mobilisiert.

Vladimir Franz ist der auffälligste der neun Kandidaten. Das Bild seines komplett tätowierten Kopfes geht um die Welt, und bei seinen Auftritten wird er immer wieder gefragt, wie er denn um Gottes willen mit diesem Gesicht sein Heimatland auf der weltpolitischen Bühne vertreten wolle. „Wir müssten eine sehr schlechte Meinung von den anderen Staatsmännern und Politikern haben“, sagt er dann immer, „wenn wir wirklich denken, dass mich mein Gesicht vor ihnen disqualifizieren würde!“

Weltoffene und tolerante Menschen hätten mit ihm kein Problem: Das ist die Botschaft, die der schillernde Kandidat seinen Wählern vermittelt. Für mehr Bildung und Toleranz, eine starke Einbindung in die Europäische Union und eine kultivierte Politik macht sich Franz stark. Ein Spaßpolitiker ist er trotz seines Äußeren nicht: Er hat einen Doktortitel in Jura und lehrt seit vielen Jahren als Professor an der renommierten Prager Kunst- und Musikhochschule. Seine Oper basiert auf dem Weltliteraturklassiker „Der Krieg mit den Molchen“ seines Landsmanns Karel Capek.

Obwohl Vladimir Franz nach allen Umfragen keine Chance auf einen Wahlsieg hat, zeigt seine Kandidatur doch eins: Die Tschechen sehnen sich nach einem neuen Stil. Amtsinhaber Vaclav Klaus erscheint vielen als knöcherner Repräsentant, der vor allem eigene Interessen verfolge – mit seinem ständigen Poltern gegen die EU und dem Leugnen des Klimawandels hat er Tschechien außenpolitisch isoliert. Nach vielen politischen Skandalen in den vergangenen Jahren wünschen sich viele Wähler jetzt unverbrauchte Gesichter in der Politik – und ein solches hat Vladimir Franz unbestreitbar zu bieten.Kilian Kirchgessner

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