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PORTRÄT SONIA MIKICH ZUK. WDR-CHEFREDAKTEURIN:: „Ich bin nicht die Königin der ARD“

Fast wäre sie gestorben, nicht bei einem ihrer Einsätze als Kriegsreporterin im Tschetschenienkrieg und auch nicht in Afghanistan, von wo sie für die ARD berichtete. Sondern als Patientin im Krankenhaus, nach einer Routine-OP.

Fast wäre sie gestorben, nicht bei einem ihrer Einsätze als Kriegsreporterin im Tschetschenienkrieg und auch nicht in Afghanistan, von wo sie für die ARD berichtete. Sondern als Patientin im Krankenhaus, nach einer Routine-OP. Sonia Mikich hat daraufhin ein wütendes Buch geschrieben: „Enteignet. Warum uns der Medizinbetrieb krank macht“.

„Ich habe oft genug in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass man sich bei fundamentalen Sachen einmischen muss“, rechtfertigte sich die Journalistin im „Spiegel“ dafür, mit dem Buch nicht objektiv und unparteiisch zu sein. Künftig bekommt die 62-Jährige noch mehr Gelegenheit, sich einzumischen, mitzumischen. Zum 1. Mai wird die derzeitige Chefin der Programmgruppe „Inland Fernsehen“ Chefredakteurin des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Sie folgt damit auf Jörg Schönenborn, der zum Fernsehdirektor ernannt worden ist. „Sonia Mikich ist mutig, kritisch, investigativ“, lobte Intendant Tom Buhrow am Mittwoch die neue Frau an der Spitze.

Spitzenleistungen hat Mikich immer wieder geliefert. Geboren wurde sie in Oxford, als Zehnjährige kam sie nach Deutschland, wo sie später bei der „Aachener Volkszeitung“ und beim WDR volontierte. Sie ging als Korrespondentin nach Moskau, übernahm dort 1996 als erste Frau die Leitung eines ARD-Studios. Für ihre Berichte aus den Krisengebieten Russlands erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, doch angetrieben von ihrer journalistischen Neugier zog es Mikich da schon wieder weiter, nach Frankreich, wo sie ebenfalls die Studioleitung übernahm. 2002 folgte sie Klaus Bednarz als „Monitor“-Chefin, mehr als zehn Jahre moderierte sie das Magazin.

„Ich finde Aufklärung gut und schön, aber noch schöner ist es, etwas zu bewirken“, erklärte sie einst ihre journalistische Motivation. Machtlos war sie jedoch gegen die Verschiebung der Sendung von 20 Uhr 15 auf 21 Uhr 45. „Ich bin nicht die Königin der ARD“, sagte sie damals. Als Chefredakteurin der größten deutschen Landesrundfunkanstalt kommt sie dieser Position nun ziemlich nahe.

Angesichts des Sparkurses, den Intendant Buhrow plant, wird Mikich wohl vor allem für die investigativen Formate und Dokumente kämpfen, die ihr am Herzen liegen. Für verzichtbar dagegen hält sie die Arztserien der ARD. Für Mikich „süß parfümierter Hirnschiss“, der dazu führe, dass Leute nicht mehr skeptisch seien und Fragen stellten – für sie als Journalistin eine Todsünde. Sonja Álvarez

Sonja Álvarez

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