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PORTRÄT PLATON LEBEDEW RUSSISCHER HÄFTLING:: „Ich habe in meinem Leben nichts geklaut“

Platon Lebedew hätte es notfalls per Eid geschworen: „Ich habe in meinem Leben nichts geklaut oder geraubt, weder allein noch in Tateinheit mit anderen.“ Doch das Gericht ließ sich davon nicht beeindrucken, das Urteil stand schon fest.

Platon Lebedew hätte es notfalls per Eid geschworen: „Ich habe in meinem Leben nichts geklaut oder geraubt, weder allein noch in Tateinheit mit anderen.“ Doch das Gericht ließ sich davon nicht beeindrucken, das Urteil stand schon fest.

Platon Lebedew war der Juniorpartner von Michail Chodorkowski. Der aber hatte die Opposition unterstützt und war den Geschäftsinteressen von Wladimir Putins Günstlingen in die Quere gekommen. Grund genug, ihn genauso hart für angebliche Wirtschaftsvergehen abzustrafen wie Putins eigentlichen Intimfeind Chodorkowski. Dieser ist dank präsidialer Milde seit vergangenem Freitag auf freiem Fuß. Lebedew dagegen hat nach eigenen Worten nicht vor, ein Gnadengesuch zu verfassen – obwohl es nicht sicher ist, dass sich im Sommer 2014, wenn er seine Strafe abgesessen hat, die Lagertore für ihn öffnen. Die Ermittlungsbehörde bei der russischen Generalstaatsanwaltschaft werkelt bereits an einem neuen Verfahren wegen Geldwäsche gegen beide. Vor allem das und die Krankheit seiner Mutter soll auch Chodorkowski bewogen haben, an Putin ein Gnadengesuch zu richten. Jetzt will er sich für die Freilassung anderer politischer Häftlinge engagieren, vor allem für die von Lebedew, der seine Strafe in einem Lager im Gebiet Archangelsk in der Subarktis verbüßt und den er seinen Freund nennt.

Lebedew, heute 57 Jahre alt, machte an der Moskauer Plechanow-Akademie für Volkswirtschaft, die zu Sowjetzeiten Kaderschmiede für die Chefetagen der Planwirtschaft war, 1981 sein Diplom als Wirtschaftswissenschaftler. Er arbeitete bis 1989 in einem Staatsbetrieb, der auf geologische Forschungen in der Dritten Welt spezialisiert war, und gründete in der Götterdämmerung von Michail Gorbatschows Perestroika-Ära zusammen mit Chodorkowski die Menatep-Bank. Sie wurde zum Grundstein des Finanzimperiums, das beide sich danach zulegten, oft mit Methoden hart am Rande der Legalität. Seit 1996 saß Lebedew auch im Vorstand von Chodorkowskis Ölfirma Jukos. Im Sommer 2003 wurde er verhaftet. Vertraute warnten Chodorkowski, er werde der Nächste sein und solle sich ins Ausland absetzen. Warum der diesem Rat damals nicht folgte, ist bis heute ungeklärt.

Lebedew gilt wie Chodorkowski als Familienmensch. Er ist Vater von vier Kindern, das jüngste – seine Tochter Dascha – war zwei Wochen alt, als er verhaftet wurde. Elke Windisch

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