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PORTRÄT OLE BESTED HENSING CHEF DER BÄDERBETRIEBE:: „Berlin hat die unattraktivsten Bäder in Europa“

Eine richtige Welle machen, dagegen hat Berlins Bäderchef Ole Bested Hensing überhaupt nichts. Schließlich ist der ehrgeizige Manager im Mai 2013 mit großen Plänen angetreten.

Eine richtige Welle machen, dagegen hat Berlins Bäderchef Ole Bested Hensing überhaupt nichts. Schließlich ist der ehrgeizige Manager im Mai 2013 mit großen Plänen angetreten. Mit der Welle der Empörung aber, die seit dem 1. Januar durch Berlins Schwimmhallen schwappt, hat der vormalige Chef des Brandenburger Erlebnisbads „Tropical Island“ kaum gerechnet. Einzeltickets wurden zum Jahresbeginn 22 Prozent teurer, der Preis der Familienkarte von acht auf 11,50 Euro erhöht – da überlegt es sich manche Familie zweimal, ob sie wirklich die Badehose einpacken soll. Der Bäder-Chef wehrt sich; unter anderem mit Hinweis auf den neuen Kurzzeittarif für jene, die nur eine Stunde schwimmen wollen.

Die Frage, ob die Eintrittspreise zu hoch sind, beschäftigt inzwischen auch die Berliner Politik. Dabei ist Bested Hensing doch vor allem geholt worden, um die defizitären landeseigenen Bäderbetriebe aus den chronisch roten Zahlen zu holen und ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln: Der Betrieb der 63 Bäder kostet jährlich 65 Millionen Euro – bei Einnahmen von nur 15 Millionen Euro. Zugleich haben sich die Besucherzahlen seit der Jahrtausendwende auf 6,2 Millionen nahezu halbiert: Berliner gehen deutlich seltener ins Bad als Bürger anderer deutscher Städte.

Baden muss ein Erlebnis sein, ist der umtriebige Manager mit dänischen Wurzeln überzeugt. Mit Leidenschaft kann sich Bested Hensing über jene denkmalgeschützten Berliner Hallenbäder auslassen, die in den vergangenen Jahren für viele Millionen saniert wurden, ohne dass sich Komfort oder das Angebot verbessert hätten. Das war verlorenes Geld, ist Berlins oberster Bademeister überzeugt.

Dass man mit neuen Ideen in Berlin aber auch schnell baden gehen kann, musste der Bäderchef freilich schon nach wenigen Monaten erfahren. Sein Konzept, insgesamt 14 alte und sanierungsbedürftige Bäder aufzugeben und dafür anderenorts auf bädereigenen Grundstücken moderne Kombibäder mit Wellnessangeboten zu errichten, erntete heftige Kritik von Bezirksvertretern, Schwimmvereinen und Schulen, die nicht von ihren alten Hallen lassen wollen. Auch der Aufsichtsratschef der Bäderbetriebe, Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU), ließ den Manager auflaufen und schloss jede Bäderschließung aus. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass – eine Lösung kann das nicht sein. Sonst leeren sich die Stadtbäder weiter – bei weiter steigenden Kosten. Gerd Nowakowski

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