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PORTRÄT NAFTALI BENNETT ISRAELISCHER POLITIKER:: „Einen Staat Palästina verhindern“

Viele israelische Jungwähler glauben ihren Favoriten für die Knessetwahl am 22. Januar gefunden zu haben: Es ist Naftali Bennett von der ultranationalistischen, religiösen Listenverbindung „Jüdisches Heim/Nationale Union“.

Viele israelische Jungwähler glauben ihren Favoriten für die Knessetwahl am 22. Januar gefunden zu haben: Es ist Naftali Bennett von der ultranationalistischen, religiösen Listenverbindung „Jüdisches Heim/Nationale Union“. Der 40-jährige Multimillionär wirkt aus Sicht vieler durchaus säkularer Großstädter politisch unverbraucht, dynamisch und clever.

Die meisten jungen Protestwähler, die häufig erstmals zur Urne gehen, hören wohl aber nicht genau zu, wenn Bennett spricht: Er will 60 Prozent der palästinensischen Gebiete annektieren und die Siedlungen ausbauen. Als Major werde er persönlich den Befehl verweigern, falls er „Juden aus ihrem Heim vertreiben“ müsse, sagte er kürzlich. Bennetts junge Anhänger, die ihm neben traditionellen Rechten und Nationalreligiösen ihre Stimme geben wollen, fordern meist exakt das Gegenteil, nämlich ein Ende der Siedlungspolitik. Es sind weitgehend ideologiefreie Protestwähler, die der Traditionsparteien überdrüssig sind und daher in Bennett eine Alternative sehen.

Nur mit dieser massiven Bewegung unter den jungen Wählern ist der phänomenale Aufstieg von Bennetts Partei zu erklären, nachdem sich die Nationalreligiösen zunächst selbst ins Abseits manövriert hatten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dessen Stabschef Bennett bis 2008 war, erkannte wohl als Erster die Gefahr, die von der radikalen Rechten für seinen Regierungsblock „Likud/Israel Beitenu“ ausgeht. Entsprechend reagierte er mit einer wahren Hasskampagne gegen Bennett, die ihr Ziel aber deutlich verfehlte.

Während die Listenverbindung von Netanjahus Likud-Block mit der Partei seines inzwischen zurückgetretenen Außenministers Avigdor Lieberman in den Umfragen von ursprünglich 42 auf 33 Mandate zurückfiel, stieg Bennetts Liste von einst sieben auf 18 Mandate. Keine drei Wochen vor den Wahlen hat er damit gute Chancen, die sozialdemokratische Arbeitspartei vom zweiten Platz im Parlament zu verdrängen.

Geht man davon aus, dass Netanjahu die Wahl trotzdem gewinnt, so steht der Regierungschef, etwas überspitzt formuliert, bei der Suche nach Koalitionspartnern vor der Entscheidung: Krieg oder Frieden. Es wäre die Wahl zwischen Bennetts „Jüdischem Heim“ und den drei Mitte-Links-Parteien „Bewegung“ der ehemaligen Außenministerin Zipi Livni, der Liste „Zukunft“ des Fernsehmoderators Yair Lapid und der erwähnten Arbeitspartei. Charles A. Landsmann

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