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PORTRÄT MARTIN JÄGER NEUER BOTSCHAFTER IN KABUL:: „Es gibt nur einen deutschen Außenminister“

Die Grenzen zwischen hoher Diplomatie und freier Wirtschaft sind in Deutschland weit undurchlässiger als etwa in den USA. Umso bemerkenswerter ist es, dass das Bundeskabinett am Mittwoch den bisherigen Cheflobbyisten des Autokonzerns Daimler, Martin Jäger, zum neuen Botschafter in Kabul ernannt hat.

Von Hans Monath

Die Grenzen zwischen hoher Diplomatie und freier Wirtschaft sind in Deutschland weit undurchlässiger als etwa in den USA. Umso bemerkenswerter ist es, dass das Bundeskabinett am Mittwoch den bisherigen Cheflobbyisten des Autokonzerns Daimler, Martin Jäger, zum neuen Botschafter in Kabul ernannt hat.

Der 48-Jährige, der im Sommer den gefährlichen Job in Afghanistan übernimmt, ist im Auswärtigen Amt (AA) kein Unbekannter. Der studierte Ethnologe hatte nach der Diplomatenausbildung für Außenminister Klaus Kinkel (FDP) Reden geschrieben, wechselte 1998 als Europa-Experte ins Kanzleramt und begleitete Gerhard Schröder zu wichtigen EU-Gipfeln. In der Regierungszentrale arbeitete er nach einer Zwischenstation in Prag für Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier (SPD), der ihn nach seinem Wechsel ins AA zu seinem Sprecher machte (2005 bis 2008). Für fünf Jahre ließ sich Jäger dann beurlauben, was möglich ist, wenn „öffentliches Interesse“ vorliegt.

Steinmeier und sein Nachfolger Guido Westerwelle (FDP) sehen als zentrale Aufgabe des AA an, deutsche Wirtschaftsinteressen im Ausland zu vertreten. Dass Spitzendiplomaten in Weltkonzernen Erfahrung sammeln, befürworten sie, auch weil es bisher nur wenig Fälle gab, in denen herausragende AA-Vertreter wie etwa der heutige Staatssekretär Harald Braun ihre Erfahrung zurückbrachten.

Schon Kinkel hielt große Stücke auf Jäger und bezeichnete seinen schwäbischen Landsmann bei dessen Wechsel zu Daimler als „hoch intelligenten Kerle“. Bei Daimler war Jäger Leiter des Bereichs „Global External Affairs und Public Policy“ für die Beziehungen zu mehr als 150 Staaten zuständig. Als „Außenminister“ des Konzerns aber wollte er sich nie bezeichnen lassen. Seine loyale Begründung: „Es gibt nur einen deutschen Außenminister, und der sitzt am Werderschen Markt.“

Vor dem Start seiner diplomatischen Karriere hatte Jäger nicht nur in Paris eine Ausbildung zum Fotografen durchlaufen, sondern als 27-Jähriger auch einen gut recherchierten Artikel über Opiatanbau und -handel für „Die Zeit“ geschrieben. Der Text unter dem Titel „Der Tod kommt aus dem Hindukusch“ kam zu dem Schluss, der Kampf gegen die Drogen sei in den Anbauländern Pakistan und Afghanistan „nicht zu gewinnen“. Als deutscher Botschafter in Kabul wird Jäger mehr als 20 Jahre später in dieser Frage wohl eine optimistischere Haltung vertreten müssen. Hans Monath

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