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PORTRÄT MARTIN DUTZMANN BEVOLLMÄCHTIGTER DER EKD:: „Nicht immer gleich Rücktritt fordern!“

Von seinem Fenster blickt er künftig auf den Französischen Dom und das Konzerthaus auf dem Gendarmenmarkt: Martin Dutzmann, bislang evangelischer Militärbischof und Landessuperintendent der in Detmold beheimateten Lippischen Landeskirche, wird zum 1. Oktober nach Berlin ziehen.

Von seinem Fenster blickt er künftig auf den Französischen Dom und das Konzerthaus auf dem Gendarmenmarkt: Martin Dutzmann, bislang evangelischer Militärbischof und Landessuperintendent der in Detmold beheimateten Lippischen Landeskirche, wird zum 1. Oktober nach Berlin ziehen. Als Nachfolger von Bernhard Felmberg, dessen Lebenswandel in der EKD zunächst zur Einleitung eines Disziplinarverfahrens und dann zum freiwilligen Rückzug aus dem Amt führte, wird der reformierte Theologe zum „Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche am Sitz von Bundestag und Bundesregierung“. Als Kirchendiplomat und Cheflobbyist soll er sich um Kontakte zu den Ministerien kümmern und an parlamentarischen Anhörungen teilnehmen. Und als Seelsorger will er immer ein offenes Ohr für die großen und kleinen Nöte von Parlamentariern und Ministerialbeamten haben.

„Ich habe mitunter den Eindruck, dass die Menschen im Berliner Politikbetrieb wenig sensibel miteinander umgehen“, sagt Dutzmann. Besonders vor den Bundestagswahlen sei das spürbar, etwa im Fall von Thomas de Maizière. „Ich würde gerne zu bedenken geben, dass jeder Mensch Fehler macht und es uns allen guttäte, wenn nicht jeder Fehler sofort hochgespielt wird.“ In Berlin sei man schnell dabei, danach zu rufen, dass jemand durch einen Rücktritt politische Verantwortung übernehmen müsse. „Aber muss die Forderung nach der Übernahme politischer Verantwortung immer gleich eine Rücktrittsforderung sein?“, fragt Dutzmann.

Als Kirchenbotschafter will er sich auch weiterhin zu Fragen der Sicherheitspolitik und Friedensethik äußern. „Das liegt nahe, weil ich in den Themen drin bin“, so der neue Berliner Prälat. Doch auch die klassischen Kirchenthemen, von der Flüchtlings- und Familienpolitik bis zur sozialen Frage, würden ein Thema sein: „Wenn die Gesellschaft in einen armen und einen reichen Teil zerfällt, kann uns das nicht egal sein.“ Eine Herausforderung dürfte dagegen die wachsende Kirchenferne in Deutschland werden, auch im politischen Berlin: Denn die Zeiten, in denen noch ein gutes Dutzend evangelische Pfarrer dem Parlament angehörte und zahlreiche Abgeordnete kirchlich geprägt waren, sind vorbei. „Wenn das so ist, ist es mir ein Ansporn, Kontakt zu suchen“, sagt Dutzmann dazu. „Ich will aktiv auf die Menschen zugehen und vermitteln, was die Kirche inhaltlich zu sagen hat.“ Benjamin Lassiwe

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