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PORTRÄT JAKOB AUGSTEIN PUBLIZIST:: „Das schwächt den Kampf gegen Antisemitismus“

Das ist starker Tobak: Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in den USA wirft dem Herausgeber der Wochenzeitung „Der Freitag“, Jakob Augstein, Sohn des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein, Antisemitismus vor. Die Organisation mit Sitz in Los Angeles führt Augstein auf Platz neun ihrer für 2012 erstellten internationalen Top-Ten-Negativliste „anti-semitischer und anti-israelischer Israel-Verunglimpfungen“.

Das ist starker Tobak: Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in den USA wirft dem Herausgeber der Wochenzeitung „Der Freitag“, Jakob Augstein, Sohn des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein, Antisemitismus vor. Die Organisation mit Sitz in Los Angeles führt Augstein auf Platz neun ihrer für 2012 erstellten internationalen Top-Ten-Negativliste „anti-semitischer und anti-israelischer Israel-Verunglimpfungen“. Zur Begründung werden mehrere Kolumnen Augsteins auf Spiegel Online angeführt. Das jüdische Zentrum beruft sich ferner auf den Publizisten Henryk M. Broder, der Augstein als „kleinen Streicher“ bezeichnet habe. Julius Streicher, Gauleiter in Franken, galt als einer der übelsten antisemitischen NS-Propagandisten. Auf Platz eins der Liste setzte das Simon-Wiesenthal-Zentrum die Muslimbrüder Mohammed Badie und Futouh Abd al Nabi Mansour. Es folgt der iranische Präsident Ahmadinedschad.

Eine zweifelhafte und überraschende Gesellschaft. Als Augstein den „Freitag“ 2009 übernahm, sagte er dem Tagesspiegel zur Ausrichtung der linken Ost-West-Zeitung: Es solle eine „kritische, provokante, politische Zeitung jenseits des Mainstreams“ entstehen. Die Bezeichnung „links“ ließ er weg, obwohl sie seit der Gründung eng mit dem „Freitag“ verbunden ist. Es sei selbstverständlich für Augstein, dass der „Freitag“ gesellschaftskritisch ist und sich vor allem mit sozialen Fragen beschäftigt. Provokant war es offenbar allemal, was Augstein bei Spiegel Online schrieb. In den inkriminierten Passagen übt Augstein scharfe Kritik an der israelischen Regierung und ihrer Haltung im Gaza-Konflikt. Zudem verweist er darauf, dass auch in der israelischen Gesellschaft Fundamentalisten über nicht geringen Einfluss verfügen.

Auf jenes Ranking reagierte der 45-Jährige mit einer Notiz auf seiner Facebook-Seite. Das Wiesenthal-Zentrum sei eine wichtige, international anerkannte Einrichtung, deren Kampf gegen Antisemitismus er seinen ganzen Respekt bezeuge. „Umso betrüblicher ist es, wenn dieser Kampf geschwächt wird. Das ist zwangsläufig der Fall, wenn kritischer Journalismus als rassistisch oder antisemitisch diffamiert wird.“ Ein Einwurf, der nicht selten gehört wird, wenn es um Kritik an der israelischen Politik geht. Man muss die Provokationen Augsteins, der sich im Fernsehen schon mal mit der deutschen Fahne schneuzt, nicht mögen, man kann das aber auch ein bisschen anders sehen als das Simon-Wiesenthal-Zentrum. Markus Ehrenberg

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