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PORTRÄT INGVILD GOETZ KUNSTSAMMLERIN:: „Kunst ist die beste Therapie“

Es gibt Kunstsammler, die sich allein und still an ihren Werken erfreuen. Und es gibt andere wie die Münchnerin Ingvild Goetz, die in der von ihnen erworbenen Kunst vor allem eine Aufgabe sehen: sie mit anderen zu teilen.

Es gibt Kunstsammler, die sich allein und still an ihren Werken erfreuen. Und es gibt andere wie die Münchnerin Ingvild Goetz, die in der von ihnen erworbenen Kunst vor allem eine Aufgabe sehen: sie mit anderen zu teilen. Ingvild Goetz hat große Teile ihrer Sammlung zeitgenössischer Kunst sowie das von ihr errichtete Museumsgebäude in München dem Freistaat Bayern geschenkt, zum Jahreswechsel ging der Besitz über. Entscheidend sei für sie die Zusage gewesen, so hatte Goetz vor wenigen Monaten verkündet, „die optimale Betreuung und Unterbringung der Sammlung zu gewährleisten“. An ihrer Kunst solle jeder, sagte sie einmal, „gleiche Freude oder Auseinandersetzung haben können wie ich“.

Es ist ein großer Schatz, der Bayern da zufällt. 375 Werke der Medienkunst – etwa Videos und Filme – wechseln den Besitz, rund 4200 Gemälde, Fotos und Grafiken werden zu Dauerleihgaben. Die Sammlung Goetz gilt weltweit als eine der besten privaten Sammlungen von Gegenwartskunst. Als Anlass für die Übergabe nennt Goetz das 20-jährige Bestehen ihres Museums im Stadtteil Oberföhring. Dort soll die Medienkunst bleiben, die anderen Werke werden Ausstellungsstätten wie dem Haus der Kunst oder der Pinakothek der Moderne zur Verfügung gestellt.

Die 72-jährige Ingvild Goetz war seit jeher ein ebenso politischer wie kunstbesessener Mensch. In Zürich hatte sie 1972 als Galeristin begonnen. Doch als sie eine politische Installation errichtete, die Waffenlieferungen in das Bürgerkriegsland Angola anprangerte, entzog ihr die Schweiz die Arbeitsgenehmigung. Sie ging nach München, 1984 bekam sie einen Teil des Familienvermögens von ihrem Vater Werner Otto, dem Gründer des Otto-Versandhauses.

Ingvild Goetz sucht in der Kunst das Neue, das Verstörende. Sie förderte schon früh die Arte Povera, die aus schlichten, „armen“ Materialien Kunst machte. Malerei allerdings, die lediglich Vorhandenes aufgreift, findet Goetz „wahnsinnig langweilig“. Besucher in Ausstellungen müssten herausgefordert werden. Man arbeite sich ab an Bildern, „aber Kunst ist auch die beste Therapie“.

Mit der Schenkung stellt Ingvild Goetz keineswegs ihre Kunst-Arbeit ein. Sie selbst bleibt künstlerische Leiterin des Museums und der Sammlung. Allerdings will sie sich künftig mehr für Menschen einsetzen, „die über keine Lobby verfügen“. Explizit nennt sie Asylsuchende und Magersüchtige. Patrick Guyton

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