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PORTRÄT FRITZ KUHN OBERBÜRGERMEISTER-KANDIDAT:: „Ich habe keine Sorge, dass das schiefgeht“

Im Südwesten haben die Grünen offenbar einen guten Lauf. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Fritz Kuhn am Sonntag im zweiten Wahlgang zum Oberbürgermeister von Stuttgart gewählt wird, wo seit 2011 sein Parteifreund Winfried Kretschmann als Ministerpräsident amtiert.

Von Hans Monath

Im Südwesten haben die Grünen offenbar einen guten Lauf. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Fritz Kuhn am Sonntag im zweiten Wahlgang zum Oberbürgermeister von Stuttgart gewählt wird, wo seit 2011 sein Parteifreund Winfried Kretschmann als Ministerpräsident amtiert. Es wäre für Kuhn eine triumphale Rückkehr aus der Bundespolitik. Vor zwölf Jahren war der heute 57-Jährige nach Berlin gewechselt und galt dort lange als Nachfolger Joschka Fischers als starker Mann der Grünen. Doch in den vergangenen Jahren war es still geworden um den Sprachwissenschaftler. Im aktuellen Kampf um die Führung der Partei trat er gar nicht mehr an.

Vor mehr als drei Jahrzehnten hatte Kuhn die Grünen in Baden- Württemberg mitgegründet und in den Landtag geführt. Dort eroberte der „Hardcore-Realo“ neues Terrain und wollte 1992 ein schwarz- grünes Bündnis wagen, doch die CDU flüchtete in letzter Minute in eine große Koalition. Acht Jahre später folgte der Fraktionschef dem Ruf seines Freundes Joschka Fischer nach Berlin, wo er zunächst Partei- und dann Fraktionschef wurde. „Fischers Fritz“ war damals sein Spottname, der Instinktpolitiker Fischer und der intellektuelle Kuhn ergänzten sich gut, solange Rot-Grün regierte.

Kuhn entwarf Konzepte, wollte früh Ökologie und Wirtschaft versöhnen („Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“), zögerte aber bisweilen lange. Wo andere aus dem Bauch heraus entschieden, bestand er darauf, lieber noch tiefer zu analysieren.

Viele Grüne fremdelten mit ihm. In der ökologischen Wohlfühlpartei, in der oft nicht das bessere Argument, sondern das bessere Gewissen zählt, war der Professor für Sprachwissenschaft vielen zu anstrengend und zu überlegen. Er bot seinen Parteifreunden auch schlicht zu wenig emotionale Bindung. Er wurde deshalb in den eigenen Reihen mehr respektiert als geliebt.

An seinem Erfolg gegen Werbemanager Sebastian Turner zweifelt Kuhn nicht: „Ich habe keine Sorge, dass das schiefgeht.“ Besser als viele Parteifreunde weiß er, dass sich das politisch-kulturelle Klima im Südwesten von dem im Rest der Republik unterscheidet, weshalb die Grünen im Bund aus seinem Sieg keine einfache Lehre ziehen könnten. Schaut man auf den Verlauf von Kuhns politischer Karriere, so würde sein Triumph die Vollendung eines Unvollendeten ermöglichen. Aber so viel Pathos scheut er und sagt: „Es wäre eine runde Sache“. Hans Monath

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