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PORTRÄT FRIGIDE BARJOT KATHOLIKIN, KABARETTISTIN:: „Ich bin die Pressesprecherin von Jesus“

Die Erleuchtung kam ihr 1987 in der Kathedrale Notre-Dame. Als der Erzbischof von Paris, Kardinal Lustiger, die Messe las, fühlte sie, dass das genau die Worte waren, die ihr fehlten.

Die Erleuchtung kam ihr 1987 in der Kathedrale Notre-Dame. Als der Erzbischof von Paris, Kardinal Lustiger, die Messe las, fühlte sie, dass das genau die Worte waren, die ihr fehlten. In dem Augenblick habe ihre „spirituelle Verwandlung“ begonnen. „Ich bin die Pressesprecherin von Jesus“, erklärt Frigide Barjot seitdem. Von dieser Aufgabe, die sonst niemand wahrnehme, ist die 50-jährige Journalistin und Kabarettistin durchdrungen.

Am gestrigen Sonntag erlebte die Kommunikationsexpertin in Sachen des rechten Glaubens die Krönung ihrer Public-relations-Karriere. Zigtausende Franzosen – Katholiken, Protestanten, Juden, Muslime, Laizisten, politisch Rechte wie politisch Linke, Alte, Junge – folgten ihrem Aufruf „Demonstration für alle“, um gegen das Gesetz zu protestieren, mit dem die Regierung des sozialistischen Präsidenten Francois Hollande unter dem Schlagwort „Ehe für alle“ gleichgeschlechtlichen Paaren die zivile Trauung und das Recht zur Adoption von Kindern gewähren will.

„Dieses Gesetz stellt die Grundlagen der Gesellschaft infrage“, sagt Frigide Barjot. Man könne einem Kind nicht erklären, warum es zwei Mütter oder zwei Väter habe, meint sie als verheiratete Mutter von zwei heranwachsenden Söhnen. Wie ernst ihr das ist, ist indes die Frage, seit bekannt wurde, dass sie 2007 in einem Pariser Nachtklub die Hochzeit eines schwulen Abgeordneten mit dessen Lebensgefährten zelebrierte. Aber das war eben nur eine Satire.

Virginie Tellene, geborene Merle, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, stammt aus einer bourgeoisen Lyoner Familie. Unter der Trennung der Eltern, die sie als Elfjährige erlebte, litt sie lange. Sie studierte am Institut für Politische Wissenschaften in Paris. Zu ihren Jahrgangskameraden zählte der heutige Industrieminister Arnaud Montebourg. Francois Hollande war einer ihrer Professoren. Schon als Studentin neigte sie zur Provokation. Ihre Künstlernamen Frigide Barjot (Übergeschnappte Frigide) ist eine Verballhornung des Namens der von ihr verehrten Schauspielerin Brigitte Bardot.

2012 gründete sie zum Kampf gegen die Homo-Ehe das „Kollektiv für eine nachhaltige Menschheit“. 57 Prozent der Franzosen befürworten die Homo-Ehe. Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare lehnen 55 Prozent ab. Gegen das Recht auf künstliche Befruchtung sind 63 Prozent. In der Gesetzesvorlage, die Ende Januar ins Parlament kommt, steht es nicht. Hans-Hagen Bremer

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