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PORTRÄT FRANÇOIS HOLLANDE SOZIALISTISCHER POLITIKER:: „Ich werde ein normaler Präsident sein“

Die Franzosen mögen ihn, Nicolas Sarkozy fürchtet ihn. Wäre heute Präsidentenwahl in Frankreich, würde François Hollande laut allen Umfragen klar gegen den derzeitigen Amtsinhaber gewinnen.

Die Franzosen mögen ihn, Nicolas Sarkozy fürchtet ihn. Wäre heute Präsidentenwahl in Frankreich, würde François Hollande laut allen Umfragen klar gegen den derzeitigen Amtsinhaber gewinnen. Zunächst aber muss der Sozialist Hollande am Sonntag die erste Runde der Vorwahl seiner Partei gewinnen. Auch da führt er. Seit Mitte Juli weisen ihm die Umfragen einen Vorsprung von zehn bis 15 Prozentpunkten vor seiner wichtigsten Rivalin Martine Aubry aus, der Parteichefin, die 2008 seine Nachfolgerin geworden war.

Die Parteiführer hatten ihn nach der Niederlage der Linken bei der Präsidentenwahl 2007 aus dem Vorsitz gedrängt, den er elf Jahre lang innehatte. Sie wollten eine Erneuerung. Er zog sich aus dem Rampenlicht zurück, veröffentlichte ein Buch und bereitete sein Comeback vor. Im vergangenen Herbst meldete er sich zurück: ein neuer Hollande, der nach Abmagerungskur und mit modischer Brille schon rein äußerlich nicht mehr dem rundlichen, gemütlichen Ex-Parteisekretär der Sozialisten von früher ähnelte, meldete seine Ambition an. Selbst manche seiner Freunde hielten dies für tollkühn. Denn damals galt ein gewisser Dominique Strauss-Kahn als potenziell aussichtsreichster Herausforderer der Linken gegen Sarkozy.

In den Debatten, die dem bevorstehenden Wahlgang im Fernsehen vorausgingen, hielten ihm Aubry und die andere Bewerber, unter ihnen die 2007 gegen Sarkozy unterlegene Ségolène Royal, seine ehemalige Lebensgefährtin, seinen Mangel an Praxis in einem Regierungsamt entgegen. Hollande ist Jurist und Absolvent einer Wirtschaftshochschule und der Kaderschmiede Ena. Er war Berater früherer sozialistischer Regierungschefs, sammelte seine politische Erfahrung aber vor allem als Lokalpolitiker, Abgeordneter und eben als Parteichef.

Als wichtigste Aufgaben für die Zukunft führt er die Sorge um die Jugend und die Steuerpolitik an. In den Fernsehdebatten hielt er sich mit konkreten Vorschlägen zurück. Stattdessen fasste er, ganz auf Ausgleich bedacht, das Gesagte zusammen. Sollte er gewinnen, verspricht er, werde er ein „normaler“ Präsident zu sein. „Denn“, so sagt er, „unter Sarkozy ist, was Geld, Macht und Sinn für den Staat angeht, seit fünf Jahren nichts normal“.Hans-Hagen Bremer

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