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PORTRÄT DANIEL S. LOEB HEDGEFONDS-MANAGER:: „Ich wette auf Griechenland und den Euro“

Hat dieser Mann womöglich einen europäischen Orden verdient – oder zumindest Dank? Viele nennen ihn eine „Heuschrecke“ und einen „Zocker“, der sich an Mitteln des Euro-Rettungsfonds bereichere.

Hat dieser Mann womöglich einen europäischen Orden verdient – oder zumindest Dank? Viele nennen ihn eine „Heuschrecke“ und einen „Zocker“, der sich an Mitteln des Euro-Rettungsfonds bereichere. Aber ohne Hedgefondsmanager wie Daniel Loeb, die auf die Rettung Griechenlands und das Überleben des Euro setzen, hätten die Stabilisierungsversuche der Politik wenig Aussicht. Er ist gegen den Strom der Euro- Skeptiker an der Wall Street geschwommen. Die Mehrzahl der Finanzelite Amerikas und ein lauter Chor angelsächsischer Wirtschaftsjournalisten sagen seit drei Jahren das Scheitern Griechenlands und das Auseinanderbrechen der Gemeinschaftswährung vorher. Ihre Meinungshoheit schien zeitweise so erdrückend, dass sich daraus leicht eine „self-fulfilling prophecy“ hätte entwickeln können. Sie sahen nur Zahlen und Statistiken, hatten aber kein Gespür für die emotionale und die politische Dimension des europäischen Einigungsprozesses. Sie unterschätzten den Willen der Politik, den Euro zusammenzuhalten, auch wenn das viel Geld kosten könnte.

Daniel Loeb ging ein Risiko ein, als sein Fonds „Third Point“ Griechenland-Anleihen im Nennwert von einer Milliarde Dollar kaufte. Er bekam sie mit einem gehörigen Abschlag, für 17 Cent pro Euro. So schlecht beurteilten die Märkte damals die Aussichten. Loeb hätte das eingesetzte Kapital verlieren können. Er glaubte aber daran, dass die Euro-Staaten die Rettung Griechenlands versuchen und Erfolg haben werden. Dank der Hilfe konnte Griechenland im Dezember mit dem Rückkauf von Staatsanleihen beginnen, zum Kurs von 34 Cent pro Euro. Loeb ging auf das Angebot ein. Sein Fonds hat mit der Pro-Euro-Spekulation 500 Millionen Dollar verdient. Parallel ist das Vertrauen in Griechenland und die Euro-Rettung spürbar gewachsen, auch in den USA.

Loeb stammt aus einer jüdischen Familie in Los Angeles und ist 51 Jahre alt. Der Vater war Anwalt. Eine Großtante, Ruth Handler, erfand die Barbie-Puppe. Er studierte in Berkeley und New York, wo er mit einem Master in Ökonomie an der Columbia-Universität abschloss, und arbeitete für die Citibank, ehe er 2005 „Third Point“ gründete. Er ist bekannt für einen rüden und fordernden Umgang mit Managern der Unternehmen, in die er investiert: 2012 war er es, der publik machte, dass Yahoo- Chef Scott Thompson keinen Abschluss in Informatik hat, wie die Branche bis dahin glaubte. Christoph von Marschall

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