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PORTRÄT CHRISTIAN GÖRKE FINANZMINISTER BRANDENBURG:: „Eine Ein-Mann-Show gibt es nicht“

Für einen Linken ist der Mann durchaus ein Phänomen. Je schwächer seine Partei in Brandenburg wurde, desto einflussreicher wurde er selbst.

Für einen Linken ist der Mann durchaus ein Phänomen. Je schwächer seine Partei in Brandenburg wurde, desto einflussreicher wurde er selbst. Seit 2009 regiert die Linke in einer rot-roten Koalition mit – erst unter Matthias Platzeck, jetzt unter Dietmar Woidke. Und jetzt ist Christian Görke, 51 Jahre, Finanzminister des Landes geworden. Damit wird er auch bald Aufsichtsrat des Pannenflughafens BER. Am Wochenende soll er außerdem zum Parteichef und zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 14. September gekürt werden.

„Mit mir gibt es keine Ein- Mann-Show. Ich bin ein Teamspieler“, sagt er selbst, wohl wissend, dass Ämterfülle in seiner Partei einigen nicht geheuer ist. Ohnehin ist das nur die halbe Wahrheit, wenn es darum geht, warum er so schnell aufgestiegen ist. Er sei ehrgeizig und ein Strippenzieher, heißt es über ihn. Görke hat aber auch keine Scheu, in Lücken zu stoßen, die andere hinterlassen. So war es 2012, als er, damals parlamentarischer Geschäftsführer, die nicht mehr mehrheitsfähige Fraktionschefin Kerstin Kaiser beerbte. So ist es auch jetzt wieder. Dabei hatte er es stets verstanden, nicht als Königsmörder dazustehen, sondern als Retter in der Not.

Görke stammt aus Rathenow, wuchs in einem christlichen Elternhaus auf, sein Vater CDU-Mitglied. Nach dem Pädagogikstudium in Dresden und seinem SED-Eintritt arbeitete er ab 1988 als Lehrer für Sport und Geschichte, ehe er 2003 erstmals in den Landtag einzog. Seinen Wahlkreis im Havelland gewann er immer direkt. Er profilierte sich als finanzpolitischer Sprecher. Görkes Zahlen waren bei den Koalitionsverhandlungen 2009, wo er am Verhandlungstisch saß, oft präziser als die aus den SPD-geführten Ministerien.

Eigentlich sollte Görke erst nach der Wahl Finanzminister werden, falls Rot-Rot fortgesetzt wird, was sein erklärtes Ziel ist: „Natürlich!“ Nach dem Affären-Rücktritt des Justizministers wurde das vorgezogen. Das Ministeramt soll den Spitzenkandidaten – nur jeder zehnte Brandenburger hat von Görke gehört – bekannter machen. Einen Apparat geführt hat er nie. Das birgt Risiken, obwohl Vorgänger Helmuth Markov ein aufgeräumtes Haus hinterlässt, Brandenburg seit 2012 keine neuen Kredite aufnimmt und 2014 erstmals Schulden tilgt. Für die SPD ist er schon länger der Ansprechpartner bei den Linken, wenn es in der Koalition kriselt. Görke, so hat Woidke einmal gesagt, sei ein „verlässlicher Typ“. Thorsten Metzner

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