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Münchner Kunstfund: Zeit verplempert

Eine Woche brauchte die Bundesregierung, um sich zu fassen, um eine Strategie für den Münchner Kunstfund zu entwickeln. Wie viel früher hätte sie sich überlegen können, wie mit den berechtigten Forderungen oder zumindest Anfragen vonseiten jüdischer Erben umzugehen sei?

Eine Woche brauchte die Bundesregierung, um sich zu fassen, um eine Strategie für den Münchner Kunstfund zu entwickeln. Wie viel früher hätte sie sich überlegen können, wie mit den berechtigten Forderungen oder zumindest Anfragen vonseiten jüdischer Erben umzugehen sei? Im Frühjahr 2012 waren die Behörden auf die 1400 Werke des einstigen Nazi-Kunsthändlers Hildebrandt Gurlitt gestoßen. Anderthalb Jahre wären Zeit gewesen; schlimm genug, dass sie ungenutzt blieben. Diese Woche nun will die Bundesregierung ein Verfahren bekannt geben, um die Besitzverhältnisse schneller zu klären. Dass die Entdeckung der seit Kriegsende verborgenen Werke von Picasso, Matisse, Liebermann einen Aufschrei verursachen würden, dürfte niemanden verwundern, der nur halbwegs verfolgt hat, welche Emotionen und auch finanziellen Interessen bei der Restitution von Nazis entwendeter Kunst im Spiel sind. Das Machtwort von Ronald S. Lauder, dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, der die Zeitvergeudung anprangert und an die Gebrechlichkeit der Erben erinnert, ist peinlich für Berlin. Mit der „Washingtoner Erklärung“, stets nach einer „gerechten und fairen Lösung“ in Restitutionsfällen suchen zu wollen, ist die Bundesregierung längst auf dem richtigen Weg. Höchste Zeit nun auch für ein „Münchner Procedere“. NK

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