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Lesermeinung: Wessen Glaube hat mehr Gewicht

„Unter Denkmalschutz“ vom 2. AprilIn seinem Beitrag schreibt der promovierte Theologe Kubitza, Theologie sei keine Wissenschaft.

„Unter Denkmalschutz“ vom 2. April

In seinem Beitrag schreibt der promovierte Theologe Kubitza, Theologie sei keine Wissenschaft. Denn es gelinge ihr nicht, ihren Gegenstand (Gott) nachzuweisen. Eine Theologie, die sich wissenschaftlichen Fakten ehrlich stellen würde, müsste sich wegen hinreichend belegter Gegenstandslosigkeit selbst auflösen. Das klingt logisch, wenn man Religion mit empirischem Faktenwissen beweisen will. So die frühe Aufklärung, die meinte, epochal entdeckt zu haben, dass das Christentum Schwindel sei, weil die Welt nachweislich nicht in sieben Tagen als Scheibe erschaffen wurde. So auch der Unterzeichner, der im Alter von sechs Jahren – vorübergehend – zum Atheisten wurde, weil er nämlich entdeckt hatte, der alte weißbärtige Mann (Gott) könne gar nicht auf einer Wolke sitzen, weil er herunterfallen würde. Ja, wenn es so einfach wäre.

Ist es aber nicht. Herr Kubitza irrt, wenn er meint, Theologie wolle religiöse Behauptungen physikalisch, biologisch und historisch beweisen. Und weil sie das nicht könne, solle sie sich mal schön selbst auflösen. Doch die Aufklärung hat ihre etwas einfältigen Anfänge überholt. Hat erkannt, dass es bei der Religion nicht um Naturwissenschaft und bei der Naturwissenschaft nicht um Religion geht. Wirklich große Naturwissenschaftler wissen längst, dass wir von der Naturwissenschaft zwar ideologiefreie Erforschung der Natur, von der Bibel aber Antworten für Glauben und Leben erwarten können. Von der Bibel erhoffen wir keine physikalischen Erkenntnisse, von der Naturwissenschaft keine Glaubensaussagen. Doch beide können aufeinander hören und sich austauschen. So kann der Naturwissenschaftler Christ sein, an Gott glauben und die Bibel lesen, und der Christ kann Naturwissenschaftler sein, ohne über die Bibel und deren ganz andere Welt gedanklich stolpern zu müssen. Wissenschaftliche Aufgabe der Theologie ist nicht das Kratzen an vermeintlich naturwissenschaftlichen Behauptungen der Bibel, wohl aber die Erforschung eines naturwissenschaftlich nicht zu erklärenden Phänomens: dass nämlich fast alle Menschen weltweit – unabhängig voneinander – religiös empfinden, auch wissend, dass der Mensch nicht alles wissen kann. Die großen Philosophen der Aufklärung blieben fast alle tief religiös. So zum Beispiel Kant, Locke, Voltaire, Montesquieu, Rousseau, aber auch Dichter wie Goethe und Schiller. Bände spricht dagegen der Satz Voltaires: „Wenn kein Gott existierte, müsste man ihn erfinden. Die ganze Natur ruft es uns zu.“

Dr. Ernst-Manfred von Livonius, Geltow

Wenn Herr Heinz-Werner Kubitza im Verein mit anderen Theologen meint, Jesus Christus müsse unter Denkmalschutz stehen, so kann diese Meinung nur mit Befremden zur Kenntnis genommen werden. Seine Behauptungen könnte man betiteln mit „Abschied vom Gottesglauben“. In seinen Ausführungen erweckt er den Eindruck, dass sich die an den Universitäten lehrenden Theologen darin einig wären, dass die Bekenntnisse der Kirchen intellektuell schon lange nicht mehr haltbar seien. Das ist aber nicht der Fall, wie die Schriften anderer Theologen, darunter die so bekannter wie Helmut Thielicke, Hans Küng und Klaus Berger, um nur einige zu nennen, belegen. Klaus Berger bezeichnet in seinem neuesten Buch Theologen, die die Grundlagen des christlichen Glaubens infrage stellen, schlicht als „Bibelfälscher“, die uns um die Wahrheit betrügen. Und sollten tatsächlich Bischöfe und Pfarrer Sonntag für Sonntag von den Kanzeln Märchen erzählen? Übersieht Herr Kubitza, dass Millionen von Menschen Trost im Glauben finden und unzählige karitative Werke und Einrichtungen ohne diesen christlichen Glauben nicht existieren könnten? Was veranlasst wohl eine Mutter Theresa zu ihrem barmherzigen Werk in Indien? Und immer noch ist das Christentum auf der Welt – trotz „kluger“ Leute – eine wachsende Religion. Wessen Glaube also hat wohl mehr Gewicht?

Dr. Hans-Georg von Goldbeck, Potsdam

Weshalb die sonst nicht antikirchliche Redaktion der PNN ausgerechnet zum höchsten Feiertag der Protestanten einem der vielen Häretiker eine ganze Seite Raum gibt, will mir nicht einleuchten. Folgt man damit der Tendenz, das Christentum zu relativieren oder als eine beliebige Religion abzutun oder ist dies – positiv verstanden – ein Impuls an die christlichen Kirchen, endlich nicht mehr tatenlos ihrem Schrumpfprozess zuzusehen? Kubitza schmückt sich nach wie vor mit einem theologischen Doktorgrad, bekämpft aber inkonsequenterweise (auch mit seinem „Jesuswahn“-Buch) das Kernstück christlicher Lehre – Christi Existenz und Botschaft. Mit gleicher Logik könnte ein Atomphysiker Atome als nicht vorhanden erklären. Es lohnt nicht, über derartige Dummheiten zu diskutieren, geschweige denn ihnen eine Plattform in einer angesehenen Zeitung zu geben.

A propos Wissenschaftlichkeit des Christentums: Schon weil es keine Religion nur für Intellektuelle, sondern gerade auch für die einfachsten Leute und von Gott her gedacht ist, kann sie kein Fach wie die Naturwissenschaften sein. Auch wenn es immer mehr in Vergessenheit zu geraten scheint, ist das Christentum – trotz aller menschlicher Irrtümer und Verbrechen seiner Praktizierung – grundlegend für alle westlichen Gesellschaften (Grundgesetz: „In Verantwortung vor Gott und den Menschen “) der entscheidende Grund für ihre Menschlichkeit, auch im Umgang mit seinen Gegnern. Dr. Kubitza würde seine Gedanken kaum gefahrlos für und in anderen Religionen propagieren können.

Hans-Dieter Zinnäcker, Werder (Havel)

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