zum Hauptinhalt
Das Modell. Die Garnisonkirchenstiftung will den Turm der Garnisonkirche wieder aufbauen. TV-Moderator Günther Jauch sprach in dieser Woche erstmals über seine Millionenspende für das Projekt.

© Andreas Klaer

Lesermeinung: Von „Danke“ bis „Nein danke“

Zu „Jauch spendet schöne Aussichten“ über die Millionenspende von Günther Jauch für den Wiederaufbau der Garnisonkirche vom 14. DezemberIch bin 1959 in Potsdam geboren worden und im Fischerkiez in unmittelbarer Nähe der Kirchenruine aufgewachsen.

Zu „Jauch spendet schöne Aussichten“ über die Millionenspende von Günther Jauch für den Wiederaufbau der Garnisonkirche vom 14. Dezember

Ich bin 1959 in Potsdam geboren worden und im Fischerkiez in unmittelbarer Nähe der Kirchenruine aufgewachsen. Auch die beiden Sprengungen habe ich mit eigenen Augen sehen müssen.

Ich kann einfach nicht verstehen, warum eine vielleicht doch kleine Minderheit immer so aggressiv reagiert. Alle historischen Bauten in Deutschland und Potsdam haben eine Geschichte und wurden von den jeweilig Herrschenden genutzt und auch benutzt. Sollte man deshalb den Denkmalschutz und –pflege abschaffen?

Potsdams Garnisonkirche war eine der schönsten Barockkirchen im Norden Europas. Es war ein Gotteshaus und kein Kriegsministerium.

Wir Deutschen haben nun mal eine Geschichte. Diese kann in der heutigen Zeit je nach persönlicher Ansicht nicht nachträglich passend gemacht werden.

Ich bleibe bei meiner schon öffentlich geäußerten Meinung, der Frevel bestand darin, dass im Juni 1968 die wiederaufbaufähige Kirchenruine auf Geheiß der SED gesprengt wurde. Sogar der belegbare Widerspruch der Sowjetunion wurde ignoriert!

Die Spender jetzt zu verunglimpfen, halte ich persönlich für absolut unverständlich und anmaßend. Die Kritiker vergreifen sich sehr oft im Ton und vergessen ihrerseits, andere Meinungen zu respektieren und zu tolerieren. Solche Kritiker kann ich persönlich nicht ernst nehmen und hake diese unter Krawallmacher ab.

Herrn Jauch und den anderen Spendern danke ich von ganzem Herzen für ihre Großzügigkeit für das historische Potsdam.

Michael Winkelmann, Nuthetal

Ich bin mega-enttäuscht, dass einige wenige mit ihrer Kohle bestimmen wollen, wie das Stadtbild in Potsdam auszusehen hat, und überlege aus der Kirche auszutreten und meinen Beitrag direkt an die Friedenskirche zu spenden.

Sascha Linn, Potsdam

Der berüchtigte Stadtplanungs-Experte Jauch („sozialistische Notdurft-Architektur“) hat wieder zugeschlagen. Er möchte eine Aussichtsplattform bauen lassen, die, mit seinem Namen versehen, jedoch größtenteils vom Steuerzahler finanziert werden wird. Als Feigenblättchen holt er das Versöhnungszentrum aus der Tasche, in dem die Krisen dieser Welt ja beigelegt werden könnten. Abgesehen davon, dass dies kaum im kleinen Potsdamer Türmchen möglich wäre, wird in einer Zeit der asymmetrischen und Stellvertreterkriege das Symbol eines weltweiten Vernichtungskrieges die heutigen Kriegs- und Versöhnungsparteien wenig beeindrucken.

Quasi nebenbei stellt er dann ohne Not mindestens 14 285 Menschen (unter anderem die Unterzeichner des Bürgerbegehrens gegen die Garnisonkirche) in die Nähe von Altstalinisten, die man nicht gewinnen lassen kann, weil diese ja die Ruine gesprengt hätten. Jauch hat hier scheinbar vergessen, wer ursächlich für die Zerstörung verantwortlich war.

Die Jauchsche Argumentation angewandt, möchte Jauch wohl solche Befürworter des Turmprojekts wie Max Klaar sowie alt- und neurechte Chauvinisten gewinnen lassen? Jauch und die Garnisonkirchenstiftung negieren dabei völlig die Vielfalt der Gegner und deren Argumente: denkmalpflegerische („Kirchenkopie ist kein Denkmal“), ästhetische (wir würden wegen mangelnder Ausfinanzierung jahrelang auf eine schmucklose Beton-Bauruine schauen), kirchliche („Christen brauchen keine Garnisonkirche“), finanzielle (Hauptlast trägt der Steuerzahler), volkswirtschaftliche (das eingesetzte Geld fehlt bei anderen Kirchen und sozialen Projekten, Spenden mindern Steuerzahlungen) und nicht zuletzt geschichtliche (Symbol für jahrzehntelange Kriegstreiberei noch weit vor 1933) Aspekte. Von all dem bleibt bei Jauch hängen: Kampf zwischen „den Guten“ und den Altstalinisten.

Jauch will nicht versöhnen: er provoziert und er spaltet. Er will sich die Stadt, vorbei an allen Widerständen, in neofeudalistischer Manier so kaufen, wie sie ihm gefällt. Die Zeche zahlt der „Pöbel“, zahlen die Dorfkirchen, die Denkmäler im Land. Nein danke!

Marian Gunkel, Potsdam

Meine Mutter ist 91 Jahre alt und hat vor dem 2. Weltkrieg lange in Potsdam gelebt. Für sie gehörte die Garnisonkirche nicht nur zum Stadtbild, sondern zu ihrem ganz persönlichen Leben. Daher war es für sie eine Selbstverständlichkeit, seit vielen Jahren für den Wiederaufbau – zunächst des Glockenspiels – zu spenden. Ihr war niemals bewusst, welche rechtspolitische Gesinnung der einstige Vorsitzende Oberstleutnant Klaar vertrat, seine Briefe an die Spender und während der jährlich in Potsdam stattfindenden Hauptversammlung aller Spender bundesweit ließen nichts dergleichen erkennen! Insofern bin ich und natürlich vor allem meine Mutter mehr als irritiert, solches über Herrn Klaar zu lesen. Ich möchte mich im Namen meiner Mutter entschieden dagegen verwahren, von den Gegnern des Wiederaufbaus als ehemalige Potsdambewohnerin, die nie politisch aktiv war, in die „rechte“ Ecke gestellt und pauschal diffamiert zu werden.

Michaela Gerlach, Wienhausen

Ich finde es sehr schade, dass Herr Jauch nicht bemerkt hat, dass er in ein Projekt investiert, von dem ich ausgehe, dass es ein Millionengrab werden wird und als Bauruine Potsdam noch lange beschäftigen wird.

Franz Steinfest, Potsdam

Der Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche als Friedens- und Versöhnungszentrum, der Bau einer Synagoge in Potsdam, einer Moschee, aber auch eines buddhistischen und hinduistischen Tempels werden Potsdam von dem unseligen 21.03.1933 wegbringen und wieder dorthin bringen, was Potsdam einmal war und wieder wird – eine weltoffene und tolerante Stadt in Europa – die Stadt des Potsdamer Edikts von 1685, das dann wieder neue Blüte erlangt.

Hans Berg, Berlin

Zur Startseite