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Lesermeinung: Stolz auf die vielfältige Potsdamer Chorsinfonik

Zur aktuellen Debatte um das „Forum Chorsinfonik“Seit geraumer Zeit schlagen die Wogen wieder hoch. Wer von den Potsdamer Chören bekommt, wenn überhaupt und in welcher Höhe, Zuwendungen aus dem Stadtsäckel?

Zur aktuellen Debatte um das „Forum Chorsinfonik“

Seit geraumer Zeit schlagen die Wogen wieder hoch. Wer von den Potsdamer Chören bekommt, wenn überhaupt und in welcher Höhe, Zuwendungen aus dem Stadtsäckel? Um teure Orchester für oratorische Aufführungen bezahlen zu können. Die egoistischen Antworten gellen in den Ohren: „Ich!“ - „Ich!“ - „Ich!“ Beim Geld hört fast jede Freundschaft auf, leider auch unter kirchlichen und weltlichen Chorleitern. Da werden die Ellenbogen immer spitzer, die Argumente immer unsachlicher, das Verhalten, der Ton immer polemischer und der Kulturausschuss ob dieses Dauerstreits natürlich immer ärgerlicher. Bevor ich mich in diese Diskussion einmische, muss ich mich ehrlicherweise outen: Ich bin Mitglied des Oratorienchores Potsdam, also parteiisch. Aber ich gehe eben auch sehr gerne in die Erlöser- und Nikolaikirche, wenn unsere „Konkurrenz“ dort singt, oder auch in den Nikolaisaal. Wir Potsdamer sollten eigentlich sehr stolz auf diese reichhaltige chorsinfonische Stadtlandschaft sein. Doch anstatt diese Hochkultur zu pflegen, sägen zwei namentlich bekannte Chorleiter sogar kräftig an dem Ast, auf dem sie selbst sitzen. Sollte der erwähnte Geldhahn tatsächlich immer spärlicher tröpfeln oder gar gänzlich versiegen, muss der Potsdamer Oratorienchor entweder seinen Namen ändern oder künftig das Bach’sche Weihnachtsoratorium mit Klavierbegleitung aufführen. Oder die Eintrittspreise in der Friedenskirche kräftig erhöhen. Oder den alljährlichen Chorbeitrag mindestens verdoppeln. Doch beim Geld hört auch meine Freundschaft auf. Auch zum Potsdamer Oratorienchor ohne Oratorien.

Andreas Flämig, Potsdam

Die Freude am Chorsingen – sei es a cappella, instrumental begleitet oder mit großem Orchester und GesangssolistInnen – entsteht in einem langen aktiven Prozess: Kennenlernen des Werkes, intensive Probenarbeit bis zum Auftritt auf dem Podest mit bis zu über 100 Sängerinnen und Sängern. Diese Freude begleitet mich nun schon über 40 Jahre und wurde kürzlich riesengroß, als wir die h-Moll-Messe von J.S. Bach mit der Kantorei im restaurierten Dom St. Marien in Fürstenwalde singen durften, den ich als Kind nur als Kriegsruine kennengelernt habe. Wir haben hier an der Erlöserkirche in Potsdam eine sehr gute Möglichkeit, Werke verschiedener Musikepochen in unterschiedlichen Sprachen, große Oratorien, Messen, alte und neue Kirchenmusik kennenzulernen, zu singen und aufzuführen. Darüber freue ich mich und bin sehr dankbar. Dieses hohe Gut aktiver kultureller Betätigung und Bildung erwachsener und heranwachsender Menschen unserer Stadt wurde 1957 mit Gründung der Kantorei einschließlich Kinderchor von dem Kantorenehepaar Friedrich und Annemarie Meinel ins Leben gerufen und über viele Jahre gepflegt und entwickelt. Seit 1997 leitet Ud Joffe die Kantorei weiter auf hohem Niveau im „Musik an der Erlöserkirche e.V.“ Das hohe Niveau sollte erhalten und geschützt werden, Raum und Möglichkeit gesichert bleiben für unsere chorsinfonische Arbeit, dass wir mit unserem Musikprogramm auch weiterhin friedliche Botschaften aussenden können. Meine Bitte an die Kulturverantwortlichen der Stadt Potsdam ist, dass sie die großen Kirchenchöre in ihrer künstlerischen Gestaltungsfreiheit weiterhin erhalten und ideell sowie finanziell stärken und unterstützen mögen.

Ruth Hempel, Potsdam

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