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Lesermeinung: Schön wäre es

Über die Berichterstattung zur möglichen Wiederkehr der Stammbahn vom 4. JanuarVielen Dank für die so optimistischen Ausführungen, dass im Gebiet Berlin Südwest und Potsdam möglicherweise in den Ausbau des schienengebundenen ÖPNV im nächsten Jahrzehnt investiert werden könnte.

Über die Berichterstattung zur möglichen Wiederkehr der Stammbahn vom 4. Januar

Vielen Dank für die so optimistischen Ausführungen, dass im Gebiet Berlin Südwest und Potsdam möglicherweise in den Ausbau des schienengebundenen ÖPNV im nächsten Jahrzehnt investiert werden könnte. Schön wäre es.

Gibt es aber wirklich eine Berliner und Brandenburger politische Bereitschaft, in den ÖPNV zwischen den beiden Bundesländern zu investieren? Bisher sind ja nicht einmal die Demontagen, die nach Kriegsende erfolgten und die täglich zu Instabilität in der Verbindung zwischen Berlin und Potsdam führen, beseitigt worden. Mein Rekord als Folge dieser Instabilität vor einem wichtigen Termin in Berlin: Die jeweils nächste S-Bahn wurde in den höchstens neun Minuten angezeigt. Wir warteten über eine Stunde vergebens, fuhren dann mit dem Auto zum Prenzlauer Berg. Selbst Absurditäten, die nur historisch zu erklären sind (früher kein Verkehrsverbund zwischen U- und S-Bahn), wie den mangelnden Umstieg von der U-Bahn am Mexikoplatz, wurden bisher nicht beseitigt. Beispiele für weitere absurde Defizite (Sie erwähnten die kriegs- und nachkriegsbedingten Demontagen Stammbahn und Friedhofsbahn): Erstens: Die Landeshauptstadt Potsdam ist eingleisig von Hauptbahnhof Potsdam nach Wannsee angebunden. Ein Unikum. Selbst eine Provinzstadt wie Zeuthen ist zweigleisig nach Berlin angebunden. Da die S-Bahn im Zehn-Minuten-Takt verkehrt, führt dies zu stetiger Instabilität im Verkehr, insbesondere auf der Strecke Wannsee-Griebnitzsee (Durchfahrtsdauer auf der eingleisigen Strecke knapp vier Minuten, d.h. wenn ein Zug aus Berlin mit mehr als zwei Minuten Verspätung in Griebnitzsee eintrifft, hat der Gegenzug bereits Verspätung bei der Fahrt nach Berlin). Zweitens: Vom Bahnhof Griebnitzsee kann man mit der Regionalbahn nach Berlin fahren, aber nicht in die Gegenrichtung. Von Berlin nach Griebnitzsee gibt es keine Zugverbindung. Man fahre bis Wannsee und steige dann um. Dies erkläre man Ausländern, die zum Wissenschafts- und Medienzentrum Griebnitzsee kommen (ich habe viele ausländische Kontakte, arbeitete im Ausland, zuletzt als Botschafter). Mein Fazit in Berlin: Seit Jahrzehnten ist viel über den Umstieg auf den ÖPNV im Interesse auch der Umwelt geredet worden, aber der Ausbau der schienengebundene Verkehrsinfrastruktur wurde vernachlässigt. Und neue Wohngebiete in Brandenburg, jenseits von Berlin-Südwest, sind bisher mit schienengebundenem Verkehr, abgesehen vom Bahnhof am Rand von Teltow, nicht erschlossen worden, obwohl man heute eigentlich erst Infrastruktur schafft, Schienen und Bahnhöfe baut und dann Baugebiete ausweist. Kurzum: Wir, meine Frau und ich, wollten auf den ÖPNV umsteigen, nutzen ihn, wo immer zumutbar, haben aber inzwischen zwei Autos.

Martin Hecker, Potsdam

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